Das Reifenwerk Heidenau öffnete seine Tore für uns…

Ab und an gelingt es mir, einen Blick hinter die ein oder andere Kulisse zu werfen. In den allermeisten Fällen bin ich nachher wieder etwas schlauer, manchmal sogar beeindruckt.

Auf dem Weg zum polnischen Elefantentreffen in der letzten Juniwoche 2012 ist mal wieder so ein Zeitpunk gekommen. Passend zur Einladung der Mahuts aus Polen arrangierte ich eine Werksbesichtigung beim Reifenhersteller Heidenau in der gleichnamigen Stadt nahe Dresden. Die vor der X-USA Tour aufgezogenen K60 Scout Riepen der Motorradreifenexperten schaffen auch heute noch besten Kontakt zum Asphalt bzw. dessen, was sich dafür hält; und warum sollte das schwarze Gold nicht noch einmal seine Geburtsstätte sehen?

Wie vereinbart stehen wir pünktlich um 10:00 Uhr morgens auf dem Werksgelände und sehen den ein oder anderen Gabelstapler mit schwarzem Gold beladen über den Hof kurven. Kein Zweifel, hier wird Gutes gebacken.

Das bestätigt uns natürlich auch Pierre Schäfer, seines Zeichens Vertriebsleiter bei Heidenau, nach der Begrüßung und der Vorstellung des Unternehmens zum Auftakt des Rundgangs. Seit 60 Jahren wird hier bereits produziert und seit 1994 konzentriert sich Heidenau auf Quad, Spezial-  und Zweiradreifen.

Von der Arbeit des Kalanders über die Herstellung der Lauffläche verfolgen wir in den nächsten Stunden den aufwändigen Produktionsprozess. Mundstück zur Erstellung des K60 Scout

An einem der großen Extruder präsentiert uns Pierre das Mundstück, mit dem die Gummimischung in die Form gebracht wird. Frei nach dem Motto: „Gummi rein – Lauffläche raus“ spuckt die Maschine die Lauffläche aufs Band, wo sie direkt auf Länge geschnitten wird.

Gürtel nach WunschDa aus der Lauffläche alleine aber nicht das wird, was uns einen guten Kontakt zum Boden schafft, schauen wir uns auch noch die Herstellung des Gürtelmaterials an. Der Gummi-Cordmix hat maßgeblichen Einfluss auf die Eigenschaften und Stabilität des Reifens, und so bekommen wir erklärt (und dürfen miterleben), dass der Winkel, in dem das Gewebe das Material durchzieht, entscheidend ist. Der kann auf dieser Anlage deswegen auch frei eingestellt werden. Was das für die Maschine bedeutet, erleben wir bei einem Wechsel.

Wie viel Handarbeit in so einem Reifen steckt, sehen wir bei einem der zahlreichen Arbeitsplätze, an denen die Reifen „gebaut“ werden. Dabei wird der Reifen mit allen Komponenten zusammengeführt. Präzise konfektioniert der Werker hierbei die Gürtelteile, fügt sie Laser-positioniert auf die Lauffläche auf, und nach wenigen Minuten reicht er uns einen fertigen Rohling in die Hand. Das Teil sieht noch aus wie ein Niederquerschnitt-Quadreifen, aber das wird ganz schnell.

Nachdem der Rohling noch mit Make up (Trennmittel…) versehen wurde, geht’s ab in die werksinterne Bäckerei. Hier findet nun eine Verwandlung statt, die einen echten Reifen aus dem unscheinbaren Gummiring macht. Unter großem Druck und mit hoher Temperatur entstehen hier die Leckerlies aus Heidenau.

backe backe Reifen…

Wenn wir auch nur Augen für die Enduroausführung haben, stellt Heidenau doch 550 verschiedene Reifen her. Sogar Spezialreifen, wie sie bei Drahtseilbahnen Verwendung finden, werden hier gefertigt.

Wie Kinder im Lakritzberg stehen wir schlussendlich vor der duftenden heißen Ware auf dem Transportwagen und fragen uns schon, ob wir eine passende Anhängerkupplung an unseren Ténérés haben 🙂

Ja – das isser: frische Ware aus dem Ofen

Im Versand sehen wir weitere Berge verschiedenster Reifen auf dem Weg in alle Welt. 40 Länder stehen auf der Versandliste der Sachsen.

Der Besuch hat uns allen viel Spaß gemacht. Zudem sehen wir unsere Reifen nun in anderem Licht. Unsere Vorstellung vom Reifen direkt aus dem Extruder ist reichlich korrigiert worden.

Toll, wie viel Zeit sich Pierre für uns genommen hat!

Vielen Dank dafür.

 

 

 

 

 

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