2011 X-USA Abwegig durch die USA

So kann es gehen, aus einem kleinen Scherz wird ein Projekt.

Als Martin mich Anfang Dezember 2010 am Telefon fragte, ob ich nicht zwei Motorräder vermitteln könnte, mit denen seine Familie den nächsten Urlaub in den USA verbringen könnte, sicherte ich natürlich zu, mich um zu hören. Enduros wären fein: “Ne SuperTénéré wäre spitze”, denn dieses Modell hat Martin über Jahre treue Dienste geleistet. Man kennt sich…

Am Ende des Gespräches sagte ich dann noch scherzhaft: “Nehmt doch meine Dicke und die vom Latus. Wenn ihr mit der Tour durch seid, reisen wir an und übernehmen, was ihr uns übrig gelassen habt”.  Beide lachten wir herzlich über diesen “Spruch”, nicht ahnend, dass damit der Samen für ein wirkliches Projekt bereits in uns reifte. Schon ein paar Wochen später aber war der Gedanke über dieses Stadium hinaus, die Flüge waren gebucht und wir hatten einige Abende diskutiert und verhandelt. Somit war schon Anfang Dezember 2010 alles in trockenen Tüchern und es ging an die Planung.

Interesse an der ganzen Story?

Die nächsten 27 Kapitel werden es Euch zeigen:

März 2011
Jeden Tag komme ich nun dem nächsten großen Abenteuer näher. Haufenweise Reiseliteratur stapelt sich mittlerweile in meinem Arbeitszimmer: Lonely Planet USA, Marco Polo – USA West, American Map – Road Atlas, Marco Polo-USA… Sollte also noch einmal Langeweile aufkommen…

Auch meine Dicke fühlt sich schon besser vorbereitet. Die LC-8 Super Enduro Gabel ist nun eingetragen, eine neue Sitzbank ist angefertigt und noch einmal zu Änderungen auf dem Weg, der Ralleyvorbau hat einige Testkilometer hinter sich gebracht und auch div. GoPro-Halterungen haben sich bei Testfilmchen bewährt. Der Messeeinsatz zur Motorräder 2011 in Dortmund war auch erfolgreich. So werden wir Gelegenheit haben, auf unserer Reise die neuen Heidenau K60 Scout Reifen zu testen.

Mit Heidenaureifen durch die USA

Nun heißt es weiter im Text und die Dicke vorbereiten. Bis Anfang Juni muss sie sich wieder fühlen wie zu besten Zeiten. Da heißt es Vergaser überarbeiten, das Ventilspiel überprüfen, Kettenträger tauschen, Ölfilter und Ölwechsel, Kettenkit tauschen und vieles mehr.

Mehr zu den Vorbereitungen erfahrt Ihr hier

Am 15.7.11 geht es zum Schaulaufen

Alle Vorarbeiten sind abgeschlossen und einige Testkilometer haben gezeigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Heute dürfen sich die Maschinen noch ein mal von Ihrer besten Seite zeigen um am Abend in der Versandbox für die Luftfracht platz zu nehmen…Das neue Wechselzelt zum ersten Mal auf gebaut

Beim gemeinsamen Fototermin (vielen Dank hier noch einmal an Andreas Hoch) und ein wenig Spielerei im Dreck, zur Belohnung für uns für die “anstrengenden Modelarbeiten” , wird also noch einmal alles gezeigt.

Im Anschluss fahren wir dann zum Team Lietz, um die Maschinen endgültig für die lange Reise zu verpacken. Zuerst einmal kommt das Vorderrad raus und die Maschine wird fest verzurrt…während es draußen immer dunkler wird fügt sich alles zusammen und es fällt kaum auf, das die beiden Dicken schon mit den Stollen scharren um bald in Kanada endlich wieder los preschen zu können…Um kurz vor halb eins bin ich dann auch im Bett. Meine Gedanken sind aber noch lange in einer Kiste in Cronenberg. Am nächsten Morgen wird dann auch schon verladen. Komisch, die beiden Dicken einträchtig nebeneinander in den “Raubtierkäfigen” auf dem Anhänger stehen zu sehen…

Fertig verpackt auf dem Anhänger

Am Dienstag ist dann alles schnell geschehen. Innerhalb weniger Stunden hat Martin die Maschinen in Düsseldorf am Cargoterminal ein gecheckt. Dumm nur, dass ein im Koffer beigefügter Benzinkocher noch für Probleme sorgt. Der Kocher wurde durch die Cargo Abteilung der Luftfahrtgesellschaft aus den Frachtkisten nebst Koffer entfernt. Resultat – Jetzt muss das Team Lietz auch noch den Motorradkoffer im Flugzeug mitnehmen….

Am 25.7.11 startet die Familie nach Toronto um Ihre Abenteuerreise  zu beginnen. Wir wünschen Ihnen tolle Erfahrungen, eine klasse Tour und viel Spaß mit unseren Maschinen, die wir erst im September in Vancouver wieder sehen werden. Wir fiebern darauf hin.

Das komplette Team für die Ost-West Durchquerung der „Borderline Timezone Tour“

Die Maschinen sind somit für die große Tour bereit. Jetzt folgt für Lothar und mich die heiße Planungsphase… und natürlich – das warten auf unseren Start der Crossing USA Tour. Wir zählen jeden Tag…

Endlich geht es los

Am 29. September 2011 zwängen wir uns in die engen Stuhlreihen der Air Berlin Maschine zum Flug 7282 von Düsseldorf nach Vancouver.

Platz genommen

Kurz nach neun geht es  pünktlich los. Der Kaleu bestellt noch schnell nen Burger in Vancouver

Letzter Anruf vor dem Start…. sind “gleich” da.

Nach einer knappen Ewigkeit und mehreren Filmen (The King’s Speech hatte ich im Kino verpasst und bin froh, ihn so gesehen zu haben – toller Film) setzt die Maschine in Vancouver auf. Jetzt sind wir unseren Maschinen schon ganz nahe und springen fröhlich in die Wartehalle des Flughafens. Selbst die voluminösen Alpinestars an den Füßen und die kompletten BMW Ralley Pro Klamotten bremsen uns jetzt nur wenig in der Bullenhitze. Auf warm hatten wir uns schließlich auch gefreut. Hätte ich Martin unseren Ankunftstermin auch wie gewünscht noch einmal bestätigt, hätten wir uns die kommenden 3 Stunden Wartezeit wohl gut sparen können… Tje – zum Glück wissen wir, wo der Lietzclan ist, und der Airport Vancouver spendiert uns eine saubere WIFI-Verbindung. Skype und mein olles Medion Netbook arbeiten gut zusammen, und ich erreiche holeshotracing (vormals Western Power Sports) und somit (dank der freundlichen Hilfe des Yamaha-Händlers) auch Martin.

“Heute schon?” schallt es mir durch das Notebook entgegen, und schnell ist klar, warum wir noch immer hier sitzen. Martin hechtet sofort in Rekordzeit mit einem flugs erstandenen Mietwagen zu uns, und wir sind ruck zuck bei Western Powersports, wo unsere Motorräder nach der Bordeline Timezone Tour 2011 durch Martin für X-USA vorbereitet werden sollten. Mitten im Ölwechsel hatten wir ihn überrascht, und so können wir die restlichen Arbeiten zusammen beenden.

Die Reifen sind schon gewechselt (obwohl die Heidenau K60 Scouts nach schlappen 8228,8 km von Toronto nach Vancouver gerade mal eingefahren sind). Nachdem Martin alle Tools fallen ließ, um uns aufzusammeln, können wir den Ölwechsel nun zusammen beenden. Hier sind wir wirklich gut aufgehoben, und bald schon sind alle Arbeiten erledigt und wir auf dem Weg zur Übernachtung beim Chef. Frische Pizza und Salat runden den Tag hervorragend ab, während wir zu Zehnt um den großen Esstisch sitzen und ich nach und nach mein Englisch wieder hoch fahre . Nach ~25 Std. auf den Beinen fallen wir schnell auf die Matten. Ich liege noch eine ganze Zeit wach und denke an die daheim gebliebenen und die Abenteuer die uns in den nächsten Wochen erwarten werden.

Gentlemen – Please Start You´re Engines

Müde – klar,  schon früh sind wir am 1.9.11 auf den Beinen und verputzen fröhlich ein Frühstück, welches in kürzester Zeit aus einem “Bergischen Jung” einen wenn auch nur temporären Einwohner des nordamerikanischen Kontinents macht. Mit dem Lietzclan sowie der ganzen Familie Smith lassen wir uns schmecken, was die Küche unseres Gastgebers sowie die Kochkünste her geben. Klasse – wie freundlich wir hier aufgenommen werden. Bevor es los geht, starten wir draußen bei strahlendem Sonnenschein noch schnell eine Fotosession.

“Noch mal alle zusammen…”

Als die kanadische Flagge zum Flattern gebracht worden ist, wird auch das Bild. Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern wie der Familie Lietz und brausen mit den Super Ténérés die ersten Meter durch Kanada.

Unsere Fahrt führt uns zuerst nach Richmond, wo wir Lothars hintere Bremsbeläge durch passende Ersatzteile von Triumpf austauschen. Unsere Maschinen wurden in den USA nie verkauft, und so müssen wir bei der Ersatzteilbeschaffung etwas erfinderisch sein. Dank des dicken Ersatzteilwälzers von Marc sind die benötigten Teile aber schnell identifiziert. Mit Marcs Kontakten ist unser Problem schnell beseitigt und halten die passenden Teile bald in den Händen. Somit kann auch Latus hinten wieder etwas verzögern. Das hätte ich besser auch direkt gemacht, denn meine Hinterradbremse gibt wenig später auch völlig auf.

Über Mission und Kent geht es nach Hope. Hier kaufen wir für die erste Nacht im Zelt ein und ergattern auch einen Ersatz für einen fehlenden Steckschlüsseleinsatz. Es geht weiter über die 3 bis nach Hedley auf den Riverhaven RV Park.

Die Zelte stehen – Jetzt erst mal schrauben

Kaum stehen die Zelte, werden bei Lothar erst einmal die neuen Bremsbeläge montiert. Und auch ich habe das erste Opfer zu entsorgen. Das Klappern störte mich schon einige Meilen und nun ist der Schuldige schnell ausgemacht. Der Schutz des hinteren Bremssattels ist gebrochen und wird zusammen mit den alten Bremsbelägen von Lothar hier seine letzte Ruhestätte finden.

Weg damit

Wir verbringen hier eine erste ruhige Nacht im Zelt und genießen die feinen und vor allem warmen Duschen, denn hier oben ist es empfindlich kühl. Zum ersten Mal auf dieser Reise stehen wir auf einem “Zeltplatz”, umringt von Wohnmobilen so groß wie Lappland. Wir sind nicht zum ersten Mal das einzige Zelt in deren Gesellschaft. Schön, wenn das einzige Stück Wiese auf dem Platz unter unserem Zelt gewesen wäre, aber so gewöhnen wir uns schon einmal daran, was uns die nächsten Wochen erwartet. Hätten wir doch SPAX-Schrauben und einen Akkuschrauber statt der Zeltheringe mitnehmen sollen? Wie immer haben wir aus Gewichtsgründen auf einen Hammer verzichtet und werden so in den nächsten Wochen zahlreiche Gesteinsproben am Spezialaluminium der Zeltheringe “testen”. Nicht jedes Mineral wird dabei so gut abschließen wie die kanadischen Brocken, welche bei der Befestigung hier geholfen haben.

Jetzt hauen wir uns erst einmal die „satten“ 177 Gramm Salat pro Teammitglied in den Bauch, welche wir im Supermarkt in Hope erstanden haben, spülen das Ganze zufrieden mit einem Schluck kanadischem Bier herunter und rollen uns in die Schlafsäcke… Gute 400 km sind wir heute voran gekommen, und unsere Maschinen lächeln nach 8228,8 km auf dem Buckel mit dem Team Lietz nun gnädig auf uns herab…

In der Nacht zum 2.9.11 geht zweimal der automatische  Rasensprenger los und ich bin froh, dass der nicht gerade in meiner Apside steht. Es prasselt ganz ordentlich und so bin ich natürlich auch zweimal hell Wach.

Ein Katzensprung in die USA

Noch das prasseln der Tropfen im Kopf, kraxel ich früh morgens aus dem Zelt um in einen trüben Himmel zu blicken. Dem sind wird doch gerade in Deutschland entkommen fluche ich und das wirkt auch. Schon wenige Kilometer später strahlt der Himmel wieder, wie es sich für einen Jahresurlaub gehört. Durch herrliche Berglandschaft fliegen die Straße unter uns hinweg.

Kanadischer Hochgenuß

Als wir für ein spätes Frühstück vor einem kleinen Cafe halten, sind wir auch schon im Gespräch mit zwei Rentnern. Einer von beiden war während der 1940er Jahre in Deutschland und ist froh ein Paar seiner Deutschkenntnisse anbringen zu können. Wir quasseln ein wenig und beantworten die Fragen, welche in den kommenden Wochen noch hunderte Male auf uns einstürmen sollen.

  • Woher kommt Ihr genau?
  • Wohin geht die Reise?
  • Wart Ihr wirklich schon in Marokko und Syrien wie die Aufkleber auf Euren Koffern vermuten lassen?
  • ….

Nach dem netten Gespräch  gehen wir alle in das Cafe und wir finden einen Tisch mitten zwischen den anderen Gästen.

Lecker Frühstück

Dabei werden wir natürlich so angeschaut wie schon auf den vergangenen Reisen wenn wir mit unserer schweren Moppetkluft auf die Bevölkerung treffen. Deutsche Motorradfahrer sind wohl weltweit anhand Ihrer „Sicherheitskleidung“ zu identifizieren. Doch hier folgen sehr interessierte Fragen und wir sind bald in freundlichen Gesprächen. Nach dem wirklich leckeren Frühstück mit Eiern, Speck, Hashbrowns und jeder Menge Kaffee staunen wir nicht schlecht, denn unser Geld wird hier heute nicht angenommen. Doch – wir haben Kanadische Dollar, daran liegt es nicht. Die beiden alten kommen kurz an unseren Tisch und teilten uns schnell und lächelnd mit, uns eingeladen zu haben. Wenn das nicht ein herzliches Willkommen ist…

Nicht weit und wir kommen zur Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Nun kommen meine Englischkenntnisse ein erstes Mal auf den Prüfstand, denn meine Aufgabe ist es nun die Motorräder offiziell nach Amerika zu importieren. Dabei gilt es ein offizielles Dokument zu erhalten um die Maschinen in Los Angeles überhaupt wieder ausführen zu können. Doch leider (Es liegt eindeutig nicht an der Verständigung) kann man sich hier überhaupt nicht vorstellen was für ein Formular gemein sein kann. Doch wir wären sicher nicht am Grenzübergang in Oroville und hätten es mit dem dortigen Chief der Homeland Security zu tun, wären wir dadurch gestoppt. Das hier ist wirklich der erste „Servicegrenzübergang“ der Welt den ich erlebe, denn hier wirft sich der Chief persönlich für uns in die Bresche. Nachdem ich die Nummer von Michael Cerullo unserem Kontaktmann bei Auto Shipping Intl. Inc. in L.A. besorgt habe glüht die Telefonleitung und schnell haben wir ein perfekt ausgefülltes CBP Form 7501 (04/05) in unseren Händen und somit ein kostenfreies Willkommensgeschenk der amerikanischen Behörden.  Mein Dank gilt dem Chief für diese enorm freundliche Hilfe. Somit steht die Bilanz für den Grenzübertritt mit guten zweieinhalb Stunden und schlappen 12$ Gebühren für die Personen bestens.

Weiter geht es über frisch geteerte Strassen nach Republic wo wir uns einen leckeren Kaffe gönnen, das WIFI Netz mit ersten Reiseberichten versorgen und Emails abfragen.

Free WIFI in Republic mit lecker Cafe Late Almendra flavoured

Über den Sherman Paas (1700 m) geht es nach Coleville. Irgendwo zwischen Locke und Sandpoint finden wir einen Campground und bald ist auch die Frage nach der Gefahr durch Bären geklärt. „Nee hier gibt es keine Schwarzbären nur Braunbären – hängt das Essen in den Baum weit wech vom Zelt und gut is“ erfahre ich bei der Befragung der Camper mit den putzigen 10 Meter Mobilhomes. Das haben wir drauf und so stehen unsere Zelte flux und der Kochtopf singt über dem offenen Feuer. Das werden wir in den kommenden Wochen noch oft erleben und genießen dürfen…

Übernachtung im “Bärenwald”

Klasse – Die Sterne leuchten nur so um die Wette, als gälte es darum den Sieger aus zu machen und so bekommen wir richtig was geboten. In den Büschen rund ums Feuer rascheln aber nicht die großen braunen Pelztiere :-)…. Na dann mal gute Nacht und bis Morgen.

Glaicier National Park

3.9.11 Na klar – wer wird nicht gerne wach geküsst, aber in Ermangelung einer Traumfrau sind die tausend Vogelstimmen, welche mich in aller Frühe (neben der vollen Blase) aus dem Zelt rufen, schon wirklich ‘ne Wucht. Im Multifunktionsshirt, den dicken Alpinestars-tretern und dicker Moppethose stapfe ich kurz nach sechs durch den noch düsteren Wald, um am Baum meiner Wahl festzustellen, dass es ganz schön frisch ist hier oben.

Frisch im Wald und bärig geschlafen N48 32.760 W117 34.244

Unsere Bärenfreunde liegen nun garantiert noch in den warmen Höhlen, denke ich beim Blick auf den Sixo. Magere  -3° C  treiben sich hier im Wald herum. Wie sind wir dankbar für die genialen Coolride Griffheizungen an unseren Maschinen! Schon beim Blinken der Bargraphanzeige unter meinem Sixo Tacho wird es uns ganz warm und verspricht nicht zu viel.

Coolride meldet „jetzt wird es gemütlich“

Durch die Heizpatronen im Lenkerrohr dauert es nur einen kurzen Moment und die Wärme klettert in die klammen Finger. Die feine Regelung ist dabei der wirkliche Leckerbissen und lässt sich auch mit den steifst-gefrorenen Fingern noch komfortabel schalten. Vorbei die Zeiten der Schalter am Lenker, welche den Eindruck erwecken, einen elektrischen Stuhl einzuschalten, und der Wahl zwischen so kalt, dass man gerade einmal ahnen kann, dass da was Warmes sein könnte und well done.

693,6 km sind wir in den letzten Tagen schon unterwegs. Die Maschine gilt also als eingefahren mit ihren nunmehr 212.986 km. Vorbei an einer U.S.A.F Survival School geht es immer weiter durch den kalten Wind. Bald haben wir unsere ganzen warmen Klamotten an und können uns so richtig vorstellen, wie der Drill Instruktor die Truppe durch die Wälder hetzt. Survival Training hier im Nirgendwo – ja das passt. Unser Ziel für heute soll der hoch gelobte Glaicier National Park sein, doch so weit kommen wir heute nicht. Jemand kommt mit seiner BMW längsseits geholpert und fordert mich freundlich zum Stoppen auf. Er stellt sich als Dieter vor und war gerade mit seinem Kumpel Al unterwegs zum Reifenhändler, um dessen GS ein paar frische Schuhe zu verpassen. Da kamen wir mit unseren Heidenaus und den entsprechenden Aufklebern gerade recht und werden gleich auf ein, zwei….. Bier verhaftet. Da ist es doch mehr als praktisch, dass wir uns gerade vor Dieters Stammkneipe, dem Packers Roost befinden.

It´s Party Time in Packers Roost

Dieter ist vor nunmehr 30 Jahren nach Kanada ausgewandert, nachdem er seine Firma in Meinerzhagen verkauft hatte. Jetzt ist er so etwas wie Farmer im Ruhestand.

Ehrlich gesagt hat Dieter aber auch keine großen Probleme uns zu überzeugen hier zu bleiben. Wenn wir auch gerade gerade erst zum Grillen eingekauft und große Fleischlappen in unserem Gepäck haben die auf ein Lagerfeuer warten. Der erste Picher steht schon auf dem Tisch, und wir sind bald ganz sicher: das nimmt kein gutes Ende. Also bereiten wir einen strategischen Rückzug vor. Doch weit gefehlt! Einen Platz für die Nacht zu finden, ist Dieters leichteste Aufgabe. Mit seinen Kontakten zum Chef der Bar steht unser Zelt binnen Minuten im Garten des Hauses. Klar, ist schon längst geklärt, dass Al schnellstmöglich beim Händler seines geringsten Misstrauens einen Satz K60Scout ordert. Unsere Argumente sind einfach zu stark. Spätestens beim dritten Pitcher ist auch klar, dass Dieters Kontakte nicht an der Tür zur Küche Halt machen. Der Koch zaubert so aus unseren Fleischbrocken schmackhafte Steaks und nur der Preis für die flugs beigestellten Pommes wandert in die Kasse des Hauses… von dem ein oder anderen Pitcher mal abgesehen. Klar zollen auch wir dem Packers Roost unseren Respekt und verschönern die Einrichtung wie zig Gäste vor uns mit einem signiertem Dollarschein, den Dieter fachmännisch an einen Balken tackert

Der united Teneristi dollar sitzt

Zur Sicherheit wird der Schein durch uns noch ordnungsgemäß mit einem United Ténéristi Aufkleber verplomb.

“amtlich” verklebt

Ein klasse Abend beginnt und nicht erst als die Live Musik erklingt, liegt sich alles hier in den Armen. Noch ein paar Freunde von Dieter erscheinen, und nicht nur unser Tisch wird zur Partymeile.

Stil going strong…

Die Band ist echt ziemlich gut, und so ist noch lange nicht Feierabend, als ich mich gegen 4 Uhr morgens in meinen Schlafsack rolle. Sicher wird noch lange auf dem Tresen getanzt….

Thats Live @ Packers Roost

…und unweit unserer Zelte ist die Nacht auch noch lange nicht zu Ende

Highway to the Sun

Am 4.9.2011 ist es seltsam, dass der Schädel überhaupt in den Helm passt. Nachdem sich aber alles aufgehört hat zu zu drehen überzeugt mich ein Blick auf die Straße,  dass zumindest Dieter noch ins Hotel gefahren ist. Al´s Moppet steht noch vor der Kneipe und ich wette, die Fahrt ins Hotel war recht abenteuerlich. Schnell ist meine Visitenkarte an Al´s GS gepinnt und wir sind back on the Road.

Start zum Glaicer National Park

Vielen Dank für diesen schönen Abend Jungs.

Schnell ist der Weg zum Glaicer Nationalpark gefunden. Nun ist es Zeit, einmal die Moppets volllaufen zu lassen und dann sind wir auf dem Weg zum Eingang des Parks. Jetzt noch schnell den Golden Eagle kaufen….  Nein, das wird heute nichts, denn aufgrund des immensen Andrangs / unseres Charms / der tollen Motorräder ist der Eintritt heute frei. Freundlich winken uns die Ranger am Eingang in den Park. Das ist auch gut so, denn wir quälen uns mit hunderten Pickups den Pass hinauf. Bei Tempo 15-20 mit bis zur Passspitze andauerndem Überholverbot. Wir hätten uns schwer geärgert, dafür auch noch bezahlt zu haben. Auch wenn die Ausblicke auf den Gipfel mit den Gletschern irre sind; schon innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre werden die schnell abschmelzenden Gletscher hier oben wohl verschwunden sein. Immer wieder drängt sich die Frage auf, ob auch den Besatzungen der Hunderte von Spritfressern klar ist, warum. Aber da sich am irren Verkehr hier nichts ändern wird, sind wir froh, das noch einmal gesehen zu haben. Dabei regen sich die Meisten schon bei  2,5 € für eine Galone Benzin wahnsinnig auf. Das entspricht einem Literpreis von ~ 0,74 Cent und so können wir nur grinsen.

Mal schauen, wer da schaut…

Bei einem kleinen Ausflug zu Fuß fotografiere ich noch unsere auf dem Parkplatz stehenden Dicken und die interessiert darum stehenden Motorradfahrer. Immer wieder sind unsere Maschinen eine Arttraktion.

Fachpublikum

Haley und Dan wiederum revanchieren sich, ohne davon zu wissen dafür mit Fotos und Filmaufnahmen von unserer Abfahrt vom Pass.

Noch bis Montana hinein fahren wir so zusammen immer gen Süden. Erst als wir uns entschließen, in einer Bar an der Straße zu essen, hält auch die GS der beiden, und wir kommen mit ihnen ins Gespräch. Dan ist ein ehemaliger Apache Pilot der Army und Haley seine Frau. Auch die beiden haben eine Tour gemacht und sich den Glaicier Nat. Park angesehen. In der Bar bekommen wir von ihnen zig Tipps für Pisten-Abenteuer in Utah. Wenn wir die alle abfahren wollen, brauchen wir sicher noch ein halbes Jahr mehr Urlaub. Wir haben es also mit einem echten Utah-Fan zu tun. Nicht nur, dass wir Dans Karte in hervorragender Auflösung geschenkt bekommen, wir werden auch eingeladen, die beiden zu Hause zu besuchen.

Lange durchfahren wir zusammen die endlosen weiten Montanas und trennen uns erst, als wir tanken müssen. Dan ist da bestens ausgerüstet und will uns noch mit einem Kanister Sprit aushelfen, aber Lothar ist schon auf dem Weg zur nächsten Tanke. In Helena, der Hauptstadt Montanas, hat der Lietzclan übernachtet und so suchen auch wir nach einem vernünftigen Campingplatz. Leider werden wir aber nicht fündig, denn wir wollen endlich wieder einmal ‘ne ordentliche Dusche. Über die 287 fahren wir also zum Canyon Ferry Lake. Hier werden wir doch wohl sicher fündig…

Pustekuchen! Es gibt zwar jede Menge “Zeltplätze”, aber mit einer Dusche kann hier keiner aufwarten. Wir starten also noch einen Versuch, als uns ein Ranger vom letzten Platz vertreibt, da dieser bereits überbelegt ist. Nach seinem Tipp haben wir noch eine Chance auf einen Platz mit Dusche. Also geht es über Schotterpisten weiter in die Abenddämmerung.

Immer weiter treiben wir die ST´s über den Schotter in die Nacht

Irgendwann finden wir dann den beschriebenen Campground. Und mit großem Glück ist sogar noch jemand im Store. Die alte Dame erklärt uns, wo wir mit dem Zelt einen schönen Platz finden werden. Dusche? Fehlanzeige! Dafür ein echtes Abenteuer-Plumpsklo…. Naja, am Lagerfeuer geht der Abend schnell in die Nacht über und wir pennen selig ein.

Montana Camping

Nach einer kühlen Nacht frühstücken wir bei grandioser Aussicht auf den See.

Frühstück am Ferry Lake

Nun fahren wir bis zur 287 über die Schotterpiste und haben wieder einmal reichlich Spaß dabei.

Piste so weit das Auge reicht…

Yellowstone als Ziel fest im Blick, geht es nun immer weiter die 287 gen Süden, vorbei an Townsend und Three Forks. In Ennis essen wir zu Mittag. Es ist brüllend heiß und so braucht es uns auch nicht mehr zu wundern, warum wir die ganze Zeit kein Restaurant mit Plätzen draußen nahe den Motorrädern gefunden haben. Wir treffen allerdings die richtige Wahl mit Ennis Café und bekommen zwei herrliche Omletts “Denver” mit Toast und Hashbrowns. Dazu mal wieder Kaffee, bis der Arzt kommt und jede Menge Freundlichkeit.

Ennis Café

Yellowstone National Park

Wohl gestärkt geht es nun weiter zum Yellowstone Park. Am Westeingang tanken wir und treffen Ray Behm aus Luxembourg. Er ist ein echter Abenteurer und hat schon die verrücktesten Reisen mit dem Fahrrad, Pferd… gemacht, ist auf etliche Berge gestiegen, als Hundeschlittenführer unterwegs gewesen und nun mit der BMW offroad.

Ray Behm, der Abenteurer

Wir unterhalten uns eine Zeit lang und berichten von unseren Erfahungen. Dann wünschen wir uns gegenseitig noch tolle Erlebnisse und fahren in den Yellowstone Nationalpark. Jetzt kaufen wir auch den Golden Eagle. Das ist ein Ausweis zum Besuch aller Nationalparks in USA. Er ist gültig für 12 Monate, und wir können beide Motorräder bzw. Fahrer auf der Karte eintragen. Somit haben wir mit dem Besuch unseres zweiten Parks theoretisch schon die Kosten des Golden Eagles raus. Drei Zeltplätze fahren wir an und fragen nach einer Dusche. Aber auch hier ist so eine fremdartige Einrichtung unbekannt. Da man aber davon gehört hat, dass beim Zeltplatz Fishing Bridge so etwas existieren soll, machen wir uns auf den Weg dorthin. Dabei statten wir den Mudvulcanos noch einen Besuch ab.

Oller Stinker – Der Vulkan

Bei Fishing Bridge angekommen, bekommen wir dann eine neue Überraschung. JA ! Es gibt Duschen hier: sauber, heiß – ganz toll! Ein breites Grinsen legt sich auf unsere Gesichter und wir wollen schon einchecken, als uns berichtet wird, dass der Campingground jedoch nicht für Zeltplätze, sondern ausschließlich Wohnmobilen… vorbehalten ist (macht natürlich total Sinn). Somit fahren wir wieder einmal weiter. Wenige Kilometer um den See herum mieten wir uns auch ohne viel Fragen beim Campingplatz Bay Bridge ein. Wir bekommen einen herrlichen Platz, oben auf dem Berg und könnten hier sogar ein Haus direkt ohne Fundament auf den Berg bauen, denn der Boden ist hart wie Stein. Klasse

Bay Bridge im Yellowstone National Park

Aber – Lagerfeuer und wir machen uns heute feinste Enchilladas mit Eigenbausauce. Mais, Pilze, Tomaten und Oliven wandern so auf unsere Teller und es schmeckt köstlich. Dumm nur, dass man sich beim Enchilladawenden auf dem Feuer so heftig die Finger verbrennt. Natürlich haben wir den Platz direkt für zwei Tage gebucht, und so werden wir uns gleich morgen Früh zu den Attraktionen des Parks aufmachen. So geht es natürlich vorbei an weiteren Mudvulcanos zur Lodge am Old Faithful

Hamiltons Lodge

Natürlich haben wir die Moppets am Old Faithful stehen lassen und sind ein wenig wandern gegangen.

Über Stege geht es lange Wege zwischen den heißen Quellen entlang

Auch einmal ohne die Motorräder unterwegs zu sein kann nicht schaden, und wir genießen es, ein paar Kilometer zu laufen und dabei die heißen Quellen zu bewundern. Dabei weht uns ständig schwefeliger Gestank um die Nase.

Irres Farbspiel in den Wasserflächen

Gut, dass wir die Stiefel und schweren Motorradklamotten dabei im Koffer der Motorräder lassen konnten. So haben wir uns auch das Schauspiel des “Ausbruchs” des Geysiers in aller Ruhe zwischen den anderen Touristen angesehen.

Old Faithful

Als wir die Sachen gerade wieder auf die Motorräder packen und uns für die Rückfahrt umziehen, macht mich Lothar auf einen Besucher aufmerksam, der gerade 5 m an mir vorbeitrottet. Ich bekomme den Fotoapparat kaum so schnell heraus und versuche mich auch nicht hektisch zu bewegen, damit er mich nicht unter pflügt.

Der Bulle vom Yellowstone Park

Ein ganz besonderes Highlight haben wir uns aber für den Schluss aufbewahrt. Es geht zur Fishing Bridge und endlich gibt es die seit Tagen heiß erwartete Dusche. Die genießen wir dann tatsächlich. Die 3 Dollar sind gerne bezahlt, denn in der Badeanstalt-ähnlichen Einrichtung können wir in bequemen Duschkabinen heißes Wasser ohne Zeitbeschränkung durch die Duschköpfe strömen lassen. Frisch geduscht sammeln wir schnell noch etwas Feuerholz, bevor wir wieder zum Campingplatz fahren.

Und wieder haben wir einen der leckeren Beef Jerkey Lieferanten ganz in unserer Nähe

Natürlich klingt auch dieser Abend dann wieder am Lagerfeuer aus. Bei Lothar muss das eine Mücke besonders romantisch gefunden haben und hat dann erst einmal ein bisschen mit ihm gekuschelt. Am nächsten Morgen sieht das dann so aus.

Na da wollte mal einer nen Auge zu drücken…

 

Bei 3°C starten wir wir am 7.9.11.

516 km sind wir seit vorgestern bei der Einfahrt in den Park gefahren. Unglaublich aber wir haben trotzdem nur einen Bruchteil gesehen. Einen kompletten Urlaub könnte man hier verbringen.

Kaum aus dem Yellowstone Nationalpark heraus, kommen wir durch den Grand Teton National Park.

Abschied vom Yellowstone Nationalpark

Der zeigt sich dieses Mal von seiner unspektakulären Seite. Im Jahr 2000 war ich schon einmal hier und konnte riesige Büffelherden bestaunen, aber dieses Mal ist außer der grandiosen Landschaft nichts zu bewundern.

Der Grand Teton National Park

Schade, darauf hatte ich mich gefreut. Aber vielleicht sollte man auch nicht so anspruchsvoll sein. Bisher haben wir ja schon reichlich tolle Erlebnisse gehabt. Also fahren wir weiter nach Jackson, welches uns mit blendend gutem Wetter und einem freundlichen Howdy empfängt.

Die Galerien zeigen die wirklich großen Werke auch auf der Straße

 

Denkmal zur “Amerikan Legion Post 43″

Unsere Dicken parken wir direkt am Park neben dem großen Eingangstor aus abgeworfenem Waipiti Gehörn.

Jackson

Klar doch, ziehen wir auch in die Million Dollar Bar und essen etwas, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Den Tag beschließen wir nach 375 km auf dem bisher komfortabelsten Zeltplatz der Organisation KOA. Der Platz ist nicht nur unglaublich gut ausgestattet und sauber, es gibt Flachbildschirm-TV in den Restrooms und Duschen, und wir werden unglaublich freundlich empfangen. Alles ist  total gepflegt.

KOA Zeltplatz in Montpelier

Endlich kann ich auch wieder meine Homepage pflegen. Das freie WIFI ist in der Nähe des Waschraums so stark, dass sogar mein olles Akoya Netbook funktioniert. Dummerweise ist es so kalt, dass ich nach gerade mal zwei Stunden Getippe auf dem Netbook steifgefrorene Finger habe und es deshalb aufgebe. Lothar ist nach einer heißen Dusche bereits vor einiger Zeit in den Schlafsack gerobbt. In meinem Zelt angekommen und im Schlafsack wird mir dann auch bald wieder warm. Es ist schön still hier und ich schlafe fantastisch.

Ins salzige Offroadabenteuer…

Duschen bis die kalten Knochen wieder auf Betriebstemperatur sind. Danach steht mir jetzt der Sinn, als ich mich aus dem Zelt schäle. Der Himmel lacht am 8.9.11, und spätestens nach der heißen Dusche tue ich das auch. Wir starten heute nicht besonders zeitig und sparen uns wieder einmal das Frühstück. Der Tag kann beginnen und soll uns zum ersten wirklichen Off-Road-Abenteuer bringen. Nach Montpelier geht es ab zum Bear Lake, und wir kehren zum Mittagessen in einen Burgtempel ein, der weiter von Mc Donald und Burgerking nicht entfernt sein könnte. Hier trifft sich Hilli und Billi zum Burger.

Gut besuchte Burgerbräterei am Bear Lake

Hier brät der Chef, will man meinen und das hat zur Folge, dass man etwas Zeit mitbringen muss, aber auch dass die Teile superlecker schmecken und vorhalten. Wir verbringen ordentlich Zeit hier und genießen den “Apparat” sowie ‘nen Liter Coke aus Styroporbechern.

Dat schmackt!

Nur habe ich wieder einmal vergessen, das Eis abzubestellen, welches einen Großteil des Volumens im Becher ausmacht. Heute aber wandert das in meinen Camelbag und hält das dort gebunkerte Wasser noch für eine Weile schön kühl. Das wird auch bitter nötig, denn die Temperaturen steigen stetig auf dem Weg zum großen Salt Lake. Futter rein – Futter raus; so ging es hier bisher Tag für Tag und war ein Indikator für diese unglaublichen Temperatur-Gegensätze in USA. Nun, denken wir, hat das erst einmal ein Ende.

“God is a DJ” dröhnte Faithless, aber hier muss es ab sofort wohl heißen: “God is a Enduro-Traveller”. Er spendiert uns mit ganz großen Taschen eine Strecke wie für die Dicken geschaffen. Über kleine Strecken geht es immer verwinkelter durch einen Canyon, und wir wedeln sehr zügig vor uns hin. Das ist wohl ein Dorn im Auge eines Harley-Fahrers, den wir zu allem Überfluss überholt haben. Nun erfolgt der Lehrgang, was so ein Teil auf kurviger Strecke kann, und der Fahrer sprintet an uns vorbei, seine satte Leistung demonstrierend. Dumm nur, dass es sich hier um echte Kurven handelt, die einem Bergischen Jungen nebst seiner Ténéré im Blut liegen – Übungen, die auch der Heidenau K 60 Scout völlig gelassen in Routine abspult. Anders die Harley, welche als tonnenschwere Fracht Lifestock dem Fahrer schon in der darauf folgenden Kurve mitteilt, dass die Geraden, zumindest aber sanfte Kurven wie auf Montanas Highways, eher ihr Metier sind. Die Straße ist längst zu Ende, und der Biker steht im aufgewirbelten Staub kurz vor Aua, als wir an ihm vorbei gleiten. Ob er ahnte, dass wir uns das breite Grinsen verkniffen haben und dankbar waren, nicht mit ansehen zu müssen, wie der Held an der Felswand zerschellt? Unseren Respekt hatte er vor der Aktion, als er die schöne Maschine noch artgerecht bewegte.

Bevor wir uns auf den Highway 84 nach Snowville klemmen, wird erst einmal eingekauft. Wieder einmal entere ich einen der gigantischen Einkaufsmärkte à la Walmart, Safeway und Konsorten, während Lothar draußen die Dicken betreut. Dieses Mal schaffe ich es auch, ein breites Grinsen auf Lothars Gesicht zu zaubern, als ich ihn mit seinem Lieblingsfrühstück überrasche.

Jetzt ist die Welt nach jedem Frühstück in Ordnung :-)

Dank Dans detaillierter Utah-Karte lassen wir uns nun auf ein Abenteuer mit den verschlungenen Pisten der alten Railway nach Lucien ein.

Bei Snowville wird deshalb noch einmal der Tank auf Höchststand gefüllt

Umringt von schweren Trucks tanken auch wir

und eine hervorragende Chinamonroll verdrückt

Total sättigend und lecker

Danach fühlen wir uns gewappnet für eine entbehrungsreiche Zeit. Aber vielleicht gibt es ja bei den Städtenamen auf Dans Karte noch einmal eine Chance auf eine Tankstelle oder einen Store, bei dem wir uns versorgen können. Wir verlassen den Highway jedoch gen Westen und die Nutzer folgen allesamt den Verheißungen Nevadas mit seinen Kasinos und schlüpfrigen Versprechen. Uns steht der Sinn nach Schotter, Einsamkeit und Weite, und daher verabschieden wir uns bei Park Valley erst einmal von der Zivilisation und lassen auch die 30 rechts liegen. K60 Scout, auch hier bist du zu Hause.

Leichte Übung, raunt der Reifen uns zu

Unsere GPS-Geräte sind sich schnell einig. Die Old Railway taucht zwar bei dem einen oder anderen von uns beiden ab und an als dünner Strich auf dem Display auf, aber das Autorouting ist hier eben nicht mehr heimisch. Die ersten 20 Meilen versuchen die Geräte noch, uns zurück zur 30 zu bringen, dann stellen wir auf Luftlinie um und hoffen auch so, nur mit Karte und quasi Kompass unser Ziel zu finden.

“Landschaft”, so weit das Auge reicht.

Treu folgen wir dem Track, denn richtiges Off- Road-Fahren haben wir hier gar nicht nötig, so toll ist die Strecke. Leider müssen wir aber ab und an alternative Strecken fahren, da die Railway teilweise für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, und wir nutzen andere Wirtschaftswege, welche in unsere Richtung zu verlaufen scheinen.

Einer der Wegweiser

Das Ganze ist nicht wirklich einfach und es trifft wieder der alte Spruch zu: “Abenteuer ist nur eine romantische Beschreibung für Probleme” :-) Aber die Navigation macht Spaß, wenn auch immer der Hintergedanke da ist, wie lange der Spritvorrat reichen wird und ob ein Weg schlussendlich überhaupt existiert oder z.B. eine Schlucht das Erreichen des Ziels unmöglich macht.

Immer weiter geht es über den Track gen Süden

Gegen 18 Uhr steht der Sonnenuntergang unmittelbar bevor, und wir entschließen uns, einen Platz für die Nacht zu suchen. Da kommt ein Felsen mitten im Steppenmeer gerade gelegen. Im Supermarkt hatte ich heute Chickenparts gekauft, die uns aus dem KFC bekannt. Das erspart uns das Kochen in der Wildnis, und bei dem ganzen trockenen Gestrüpp um uns herum ist uns das sehr lieb. So spachteln wir uns die fertig frittierten und gewürzten Teile gleich kühl hinein und trinken dazu jeder eine Dose Bier. Heute fahren wir nicht mehr – das passt.

Hotel tausend Sterne

Wir genießen den Sonnenuntergang sowie das Schauspiel am Horizont, denn hier erleben wir das Lichterspiel eines fernen Gewitters. Die organischen Reste unseres Essens bringen wir übrigens auch hier wieder weit vom Zelt zu ihrer letzten Ruhestätte am Felsen. Da liegen sie bei zahllosen Vogelfedern, Knöchelchen und waschechten Knochen in guter Gesellschaft von Häutungsresten diverser Schlangen. Wir hingegen schlafen später sehr gut, und nur der Wind begleitet uns in die Träume.

Wechsel-Zelt am Salt Lake

Dabei tut sich dennoch während unserer Ruhephase einiges, was uns noch ein wenig Kopfzerbrechen bereiten wird.

Biwak am Saltlake und auf in die City

Heute am 9.9.11 liegen weitere 100 km Off road vor uns und der Weckruf von Lothar lässt nichts Gutes ahnen. Wie immer ist er schon in aller Frühe “an Deck” und  bereits dabei, zusammen zupacken. Das Gewitter vom Vorabend hat sich in der Nacht zu uns durchgeschlagen, und schon ein paar Hundert Meter weiter Richtung Salzpfanne zieht der Regen mit deutlichen Wetterfahnen durchs Tal.

Das Gewitter hat uns fast ein.

Ganz schnell habe ich meine Systeme hochgefahren und auch meinen Kram eingepackt. Das neue Wechsel-Zelt macht keinerlei Probleme dabei, denn mittlerweile habe ich den Kniff raus, das Zelt ordentlich zusammen zu packen und bin völlig zufrieden mit dem Teil, das ordentlich Platz bietet und tolle Features hat. Es war die richtige Entscheidung, das Vaude in Rente zu schicken, denn ist das Tunnelzelt auch komplizierter aufzubauen und benötigt mehr Heringe, bin ich doch froh, ordentlich Platz zu haben und auch noch mein Gepäck  in der geräumigen Apside unterbringen zu können.

Wieder einmal sparen wir uns das Frühstück und setzen unsere Exkursion fort, denn wenn uns das Gewitter hier erwischt, wird sich der Schotterpfad binnen kürzester Zeit in eine üble Schlammpiste verwandeln. Gerade weil die Brücken der alten Railway nicht mehr existieren bzw. größtenteils nicht mehr befahrbar sind, würden uns wohl in den Furten darunter Flüsse erwarten, welche wohl kaum spielerisch zu durchqueren wären. Also geht es im gestreckten Galopp weiter gen Süden.

Ob wir da trocken durchkommen werden ?

Aber wieder einmal ist das Glück mit uns und wir sind immer einen Moment vor dem Regen. Nur ein paarmal bekommen wir ein paar Tropfen ab und bei der Wärme des Tages ist das eher eine nette Erfrischung. Ca. 50 km Schotterpiste weiter ist die Regengefahr schon lange hinter uns gelassen, und wir haben ein neues Ziel im Auge: Lucien liegt im Westen, unsere Spritvorräte erlauben weitere Abenteuer und so steht nun Wendover am Highway 80 auf unserer Wunschliste.

25° C, Regenhimmel…. die Traktion stimmt

Immer wieder entdecken wir historische Punkte am Rande des Tracks. Zuerst sind es nur halb vermoderte Bahnschwellen und Hinweise auf eine ehemalige Kirche. Später entdecken wir eine alte Station, an der Wasser aufgefüllt wurde. Im Umkreis liegen alle möglichen verrosteten Metallteile herum.

Historische Plätze

Die Beschaffenheit des Tracks wechselt dabei immer wieder zwischen einer guten Piste und Tiefsandfeldern oder verspurten, lehmigen Abschnitten. Sind wir anfänglich immer wieder über intakte Brücken gefahren, ist damit schon seit längerem Schluss. Die meisten Brücken sind nur noch “Ausstellungsstücke” und wir sind froh, die Wege außen herum nicht im Unwetter fahren zu müssen, wenn der Himmel uns auch bedeutet, dass die Gefahr noch nicht zur Gänze vorüber ist.

Immer wieder wurden zur Zeit der Railway Senken mit Brücken überquert.

Nach guten 100 Kilometern erreichen wir Wendover und füllen nun wieder unsere Reserven auf. In einem Diner verputzen wir reichlich Kalorien und Hektoliterweise  Softdrinks. Dabei werden unsere Camelbags wieder einmal mit Eis aufgefüllt und unsere Tanks gefüllt. Auch das WIFI nutzen wir ausgiebig und bekommen endlich einmal Skype auf den IPhones ordentlich ans Laufen. Dann geht es zur nächsten Attraktion…,

Bonneville Salt Flats International Speedway

…dem Bonneville Speedway. Hier wurden in der Vergangenheit wie heute zahllose Geschwindigkeitsrekorde wie z.B. 605,697 km/h auf einem Motorrad gefahren, aufgestellt am 25.September letzten Jahres mit dem Top Oil-Ack Attack Streamliner. Klar, dass wir das sehen mussten. Heute ist díe Strecke allerdings gesperrt und wir dürfen die dicke Salzkruste nicht befahren. Böse darum sind wir allerdings nicht, wissen wir doch nicht erst seit unserer Strandfahrt am Schwarzen Meer in Rumänien, wie das Salz den Metallteilen am Motorrad zusetzt.

Über den Highway 80 geht es nun gen Saltlake City. Hier wollen wir wieder einmal einen KOA Campingplatz anfahren. Die Fahrt über das schnurgerade Asphaltband ist super langweilig. Links die weiße Salzplatte, rechts ebenso flache Landschaft und der Highway zieht sich bei guten 35°C endlos hin. Dabei werden wir locker mit guten 130 km/h von einem Convoy von Schwertransportern mit Kraftwerksteilen überholt. Die fetten Trucks ziehen spielerisch an uns vorbei.

Ein schnelles Kraftwerk on Tour…

Nach einer Pause mit Autogrammstunde auf einer Raststätte gehen wir die letzte Etappe nach Salt Lake City an und haben so, auf dem KOA angekommen, über 600 km heute hinter uns. Endlich können wir mal wieder unsere Klamotten durchwaschen und die Duschen genießen.

Fighting the Waschingmashine

Auch hier nutze ich das Free WIFI Netz des Platzes, um einen Blog zu erweitern, während ich aus Lothars Zelt schon ruhiges Schnarchen vernehme.

Nachtschicht

Nur kurz hatte uns auf dem Platz noch ein Schauer erwischt, und so haben wir das Tarp aufgespannt, darunter gekocht und Lothar seine Vergaser gereinigt.

So trifft man sich wieder oder “Auf zu Freunden

Heute wollen wir Salt Lake City etwas unsicher machen und Lothar hat Shopping auf dem Programm. So besteigen wir den Free Shuttle, welcher vom Zeltplatz aus zum Temple Square fährt. Die Zelte lassen wir stehen, nur unser Zeug haben wir schon einmal zusammengepackt, denn um 12 Uhr sollen wir den Platz verlassen. Um 9 Uhr besteigen wir den Shuttle, welcher von einem netten alten Ehepaar gesteuert wird. Auf dem Weg zum Tempel erfahren wir von den beiden einiges über Salt Lake City. Natürlich werden wir direkt vor dem Tempel abgesetzt und der Besuch des Heiligtums der Mormonen wird uns natürlich ans Herz gelegt. Hier war ich bereits im Jahr 2000, und so shoppen wir erst einmal. Den Tempel werden wir im Anschluss noch einmal besuchen, bevor das Shuttle wieder zurück zum KOA fährt. Jede volle Stunde geht es hoch zum Tempel, und jede halbe Stunde fährt das Shuttle zurück. Also müsste unsere Planung einen kurzen Shoppingstop vertragen. Um 11 wollen wir nach dem Besuch des Tempels wieder von hier aus zurück zum Zeltplatz. Also husch in die City!

Salt Lake City

Natürlich findet Lothar die Jeans, die er gesucht hat. Ich such nix, also habe ich auch nix gefunden Irgendwann schaue ich auf eine Uhr in der Stadt und mich trifft der Schlag.  Es ist bereits eine Stunde später als vermutet, und schlagartig wird mir klar, dass wir mit Utah eine neue Zeitzone betreten haben. Zum Tempel rennen? Vergebene Mühe! Wir haben 11:20 und bis zur Abfahrt des Shuttels schaffen wir es unmöglich zum Temple Square. Also entschließen wir uns, unser Schicksal anzunehmen und machen uns auf zum Tempel. Dort angekommen, haben wir gute 40 Min Zeit, ihn uns anzusehen.

Salt Lakes Citys Mormonentempel

Müssen wir den Platz für einen weiteren Tag bezahlen? – Wir kommen pünktlich zum Orgelkonzert, und so stellen wir uns in der Schlage an. Als der Saal geöffnet wird, frage ich noch schnell, ob wir auch vor Ende des Konzertes wieder heraus können, weil unser Shuttle bald kommt, und das geht klar. So genießen wir den fantastischen Klang in der tollen Akustik.

Irrer Klang der gigantischen Orgel

Ganz leise schleichen wir uns aus dem Konzert und danken noch einmal der “Torwächterin” für Ihr Verständnis, dass wir früh gehen müssen. Draußen bleibt noch Zeit für ein paar Fotos, dann steht auch schon der Shuttle vor der Tür und wir rollen zurück zum KOA. Dabei werden wir interviewed zu unserer Reise, und die komplette Besatzung des Shuttels hört begeistert von unseren bisherigen Abenteuern. Was die Abreise auf dem Zeltplatz angeht, macht man uns übrigens beste Hoffnungen. Und die trügt nicht. Tatsächlich haben wir Glück und müssen nicht noch einen Tag bezahlen. Die mega-freundliche Besatzung des Zeltplatzes sichert uns zu, dass wir uns da keine Sorgen zu machen brauchen und in Ruhe zusammenpacken können. Toll! Vielen Dank für diesen sehr freundlichen Service (wie auf allen KOA Plätzen). – Schnell sind wir auf dem Highway, denn nun wollen wir unsere Freunde weiter im Süden besuchen. Auch via Mail hatten die beiden ihre Einladung wiederholt, und so ist deren Adresse unser nächstes Ziel.

Über den Highway 15 in den Süden

Im Wohnort von Haley und Dan wird es dann noch etwas kniffelig, bis wir die genaue Adresse finden. Garmin ist da nicht so ganz unserer Meinung, aber nach kurzer Zeit stehen wir vor dem Haus der beiden. Dan arbeitet in seiner Firma, aber seine Mutter hat Ihn ruck-zuck aufgetrieben, und nach anfänglicher Sorge, vielleicht doch zu stören, freuen wir uns, die beiden wiederzusehen. Wir werden gigantisch gut empfangen, und das Schweißen meines gebrochnen Hilfsrahmens ist für Dan ‘ne kleine Übung. Natürlich sieht er es ebenso wie ich: ohne den billigen OBI-Vierkantstahl ist der Hilfsrahmen spitze. Aber das minderwertige Material der Längsstreben hat den Belastungen im Gelände nicht standgehalten und ist rund um die Schweissnaht ausgebrochen. By the way wird Dan auch noch mein erster internationaler Sponsor und stattet mich mit seinem Reservekanistersystem aus. Das hatte er ursprünglich für seine GS 1200 entwickelt, und seine Freunde haben ihn überredet, das auch in Serie zu fertigen, denn es ist sehr gut. Darüber hinaus hat Dan viele weitere gute Ideen rund um das Motorrad entwickelt.

Reservekanistersystem aus dem Hause Dan Davis
Werkzeugbox

Wir haben totalen Spaß daran, das System zusammen anzupassen und jeder arbeitet dabei an einem anderen Teil: Lothar an der Drehbank, ich an der Bandsäge in Dan´s Shop. Klasse! Erst als Haley zum Essen ruft, lösen wir uns von der Schrauberei und auch Dan legt die Schrauben… zur Seite. Das Essen wiederum ist eine totale Wucht. Besser wird auch kein Staatsgast irgendwo auf der Welt empfangen. Uns ist das total peinlich, aber Dan und Haley sind einfach sehr freundliche Gastgeber und freuen sich wie wir über unseren Besuch.

Supernett war es bei Haley und Dan in Utah

Vielen Dank auch dafür. Zum Anschluss des Abends verschwinden wir noch einmal im Shop und vollenden das System. Dann verschwinden wir in unsere Betten und schlafen (ich schwöre!) mit einem Lächeln im Gesicht ein. Wir fühlen uns total wohl bei den beiden und grübeln darüber, wie wir uns erkenntlich zeigen können. Gerne würden wir ihnen auch eine Freude machen und haben auch bald eine Idee.

Eigentlich solls ja nach Moab gehen…

Seit Tagen wieder einmal in einem Bett geschlafen, wache ich ausgeruht auf. Eine Dusche zu haben, wenn man nur eine Tür aufmacht – das hat schon was! Was Haley da  wieder zum Frühstück gezaubert hat, ist schon der Wahnsinn. Ein Frühstück wie im Luxushotel, nur eben mit Freunden. Natürlich verquasseln wir uns, und so wird unsere  Abfahrt immer weiter hinausgeschoben. Dann legen wir auch noch eine Fotosession ein, nachdem wir unter anderem über die amerikanischen Waffengesetze gesprochen haben.

Gut ausgestattet…

So ausgestattet wollen wir aber die Fahrt dann doch nicht fortsetzen. Wir fahren noch schnell zur Tanke und lassen knappe 5 Gallonen Sprit in die Tanks laufen. Die 320 km gestern haben eben doch Ihren Tribut gefordert. Unser Ziel heißt heute Moab. Allein der Name kingelt in den Ohren Offroad-Begeisterter, und ich erinnere mich gerne an meine Erlebnisse im Jahr 2000, als ich mit einem geliehenen Jeep den Conyonlands National Park erkundet hatte. Doch schon bald erinnern wir uns an einen weiteren Tipp von Dan: der Nine Miles Canyon liegt direkt am Weg, und so können wir es nicht lassen und nehmen diesen Abstecher mit. In Wellington stoppen wir noch, um die prächtigen Lunchpakete von Haley zu plündern und sind schon wieder überwältigt. Klar – wir hatten beim Abendessen und Frühstück auch nicht nur einen Bruchteil des Gebotenen essen können, und so mussten auch “Reste” irgendwo hin. Die Pause wird durch das liebevoll verpackte Essen zum Highligt, und gestärkt geben wir den Dicken die Sporen, um wieder auf Schotter zu kommen. Bekannt ist der Canyon für seine indianischen Felszeichnungen, welche still und heimlich direkt neben der Piste zu finden sind.

“I was here” auf indianisch

Dabei fällt für uns der eine oder andere Pistenkilometer ab, und wir nehmen den Wegweiser zu einem Gasfördergebiet als Einladung, der von schweren Trucks “zugerittenen” Piste auch unsere Stollen aufzudrücken. Steil geht es bergauf; wir werden von einem Arbeiter darauf hin gewiesen, dass die Piste nur als Single Track zu befahren ist. Für uns steht die “Ampel” aber auf grün, denn weit vor uns ist bereits ein Tankwagen mit Wasser unterwegs. Wir fahren die Strecke bis in die hinterletzten Sackgassen und sehen einige Förderstellen sowie Baustellen, an denen die Gasförderung vorbereitet wird und sind überrascht, wie einfach hier jeder Zutritt hat. Irgendwann machen wir uns auf den Rückweg und  kommen wieder in den Canyon. Doch mein Zúmo hat anderes mit uns vor. Das Abenteuer für diesen Tag ist wohl noch nicht ganz kompatibel mit dem Gerät, und so beschließt das Navi, dass der Weg zurück aus dem Canyon nicht der ist, auf dem wir gekommen sind. Das liegt zwar nur daran, dass diese Stecke der schwarzen Box auf meinem Moppet unbekannt war, aber wir lassen uns nach kurzer Diskussion darauf ein.

Gut, dass wir heute Morgen noch einmal in Wellington getankt haben, denn wir fahren nun gute 50 Meilen über einsamste Schotterpisten. Den Gedanken, Moab heute noch zu erreichen, haben wir längst aufgegeben und halten Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Da aber auch hier Bärengebiet ist und kein offizieller Zeltplatz in der Umgebung, ist das nicht so einfach. Die Dämmerung bricht gewohnt schnell über uns herein, und so sollten wir besser mal in die Pötte kommen. Entlang der Piste gibt es immer wieder Jagdhütten. Deshalb entschließen wir uns, nachdem wir einen verlassenen Lagerplatz mit noch brennendem Feuer an der Piste gefunden haben, an der nächsten Hütte nachzufragen, ob wir hier wohl bleiben können. Der verdutzte “Hüttenbewohner” sagt mit dem üblichen Verweis auf die Bären, dass das wohl kein Problem sein wird.  Und so wird der Platz neben einer Viehkoppel zu einem weiteren schönen Biwak.

Biwak an der Viehkoppel, Lagerfeuer, lecker simpel essen… da steh ich drauf…

Noch als wir in unsere Zelte krabbeln, kommen immer wieder Jagdgesellen mit Ihren Quads die Piste entlang, stets “bewaffnet” mit Flinten, Pfeil und Armbrust ect. Oftmals liegt die Beute ebenfalls auf den Quads und ich bin froh nachts nicht zum Pinkeln durch den Wald gepirscht zu sein. Wahrscheinlich gibt es hier mehr Jäger als Wild

Moab – (M)Ein Offroad Traum)

Es ist noch nicht wirklich hell, da braust schon das erste Quad der Jagdfraktion über die Piste. Wir sparen uns das Frühstück und rödeln zusammen. Dabei schauen wir nicht schlecht, wie die Piste das Outfit unserer Yamahas verändert hat.

Ordentlich eingesaut

Den Tag direkt mit einer Schotterpiste zu beginnen, hat schon was und ist nach unser beider Geschmack. Morgens um acht Uhr ist es noch sehr frisch hier draußen, aber die Fahrt über die Piste bringt uns schon auf Touren. Nach 10 Meilen sind wir abermals in Wellington zum Tanken. Die 332 km nach Moab spulen wir bei bestem Wetter herunter; in Gedanken bin ich schon wieder in den beiden Nationalparks Canyonlands und Arches und freue mich darauf, diese tollen Parks noch einmal erleben zu können. Natürlich schauen wir erst einmal beim örtlichen KOA Campingplatz vorbei. Leider liegt der weit vor den Toren von Moab, doch wir wollen gerne heute Abend noch einmal die Kneipen unsicher machen. Schlussendlich entscheiden wir uns für einen Zeltplatz mitten im Zentrum (mit WIFI versteht sich) für satte 30 $, dafür dann aber auch ziemlich zentral. Raus aus den schweren Moppetsachen und rein in die Wanderhose und Schuhe heißt es jetzt, so starten wir durch in den Arches National Park. Wieder macht sich die Investition in den Golden Eagle bezahlt, als wir mit dessen Karten den netten Ranger an der Schranke zum Park passieren. Natürlich steuern wir eine Attraktion nach der anderen an und lassen die Kameras nur so klicken.

Hinein in den Arches Nat. Park

Klar wollen wir uns den Delicate Arch nicht entgehen lassen und pirschen uns auf Schusters Rappen bis zu seinen Füßen heran. So richtig clever ist es allerdings nicht, das in der Mittagshitze zu machen, denn es geht knappe 5 km schattenlos und größtenteils auf nacktem Fels steil bergauf. Wir schnaufen ganz ordentlich beim Aufstieg, halten uns aber wacker. Natürlich versuchen wir uns die Anstrengung nicht anmerken zu lassen, wenn uns entspannte Wandergesellen bergab entgegenkommen. Gut, dass wir unsere Camelbags dabei haben. Wir nutzen Sie kräftig.

…irgendwo da oben muss doch der Delicate Arch sein…

Irgendwie ist es doch etwas Besonderes, wenn man für sein Ziel leiden muss – oder? Am liebsten wäre ich länger hier oben am Riesenarch geblieben und hätte diesen Erfolg mit  Ruhe und dem grandiosen Ausblick gefeiert, aber die Sonne scheint hier völlig mitleidlos auf uns herab, und Lothar schmilzt vor sich hin.

Delicate Arch

Kurz genießen wir noch die Aussicht und verschnaufen, um uns dann an den “Abstieg” zu machen. Der ist dann schon angenehmer und führt teilweise durch den Schatten der Felsen. Natürlich grüßen wir jeden, der uns entgegen kommt, besonders entspannt und fröhlich, wie wir das beim Aufstieg ebenfalls gelernt haben :-)

Schattenwanderer

Der Rückweg ist trotzdem anstrengend, aber an den Motorrädern angekommen bin ich doch froh, diese  knapp 10 km gelaufen zu sein. Es tut gut, mal wieder die Beine bewegt zu haben. Es geht zurück nach Moab und erst einmal zum Einkaufen. Wieder einmal sind beim Einkauf schnell 60 $ in der Kasse des Marktes verschwunden, und wir fragen uns mal wieder: “wofür eigentlich”? Na gut, zwei Dosen Bier, Salat, Salatdressing, Kottlets und eine Gallone Wasser sind in unsere Koffer gewandert, aber 60 $? Tje, da müssen wir durch.

Auf dem Platz  angekommen, werfen wir das Feuer an und grillen unser Fleisch. Der Salat dazu schmeckt köstlich mit den frischen Tomaten und Paprika und auch das Bier verschmähen wir nicht.. Komisch, dass wir dann bald zu müde sind, auch noch in die Stadt zu gehen 🙂  Dafür schauen wir den Baseball-Teams hinter dem Zeltplatz beim Training zu. Mann, können die rennen! Natürlich versagt das Netbook wieder einmal bei dem schwachen WIFI. Nur das Iphone hat erneut keine Probleme damit. So werden noch in der Dunkelheit Mails nach Hause geschrieben.

Sit-in mit unserem UFO (LED Campinglampe)

Aber meine Homepage mit dem Iphone pflegen? Nöööö!

Am 13. frühstücken wir erst einmal lecker, und dann geht es zu meinem speziellen Highligt in Moabs Umgebung: Der Canyonlands Nat. Park liegt südwestlich von Arches. Wir bereiten uns darauf vor, eine größere Strecke offroad zurückzulegen. So ich mich an den Park erinnere, kann es nicht schaden, genug Wasser und Sprit dabei zu haben. Also heißt es erst einmal tanken, und wieder einmal verschwinden jeweils gut 4 Gallonen Sprit in die Rachen der Ténérés. Praktischerweise verfahren wir uns schon im ersten Anlauf, und so sind schon vor Erreichen des Parks 60 Meilen auf unseren Tachos. Na, das fängt ja gut an… Über den Death Horse Pass geht es in den Park. Die Dicken kämpfen sich wacker immer weiter den Pass hinauf. Es ist eine schweißtreibende Arbeit, das ohne Blessuren von Mann und Maschine zu schaffen. Im Park angekommen, lassen wir es uns natürlich nicht entgehen, die Strecke von den Salinen hinauf auch noch einmal zu fahren und bezwingen auch diese Piste wieder.

In zwei Tagen alles erkundet

So ganz ohne Hinterradbremse ist das teilweise schon eine Herausforderung für sich, aber die Landschaft ist einfach grandios – ich werde noch lange davon schwärmen.

Steil bergauf geht es in den Park mit tiefen Abgründen neben der staubigen Piste

Unglaublich, wie groß hier wieder alles ist und wir wie Spielzeuge darin erscheinen!

Wo ist die Dicke?

Auf der Piste in den Park drehe ich, damit wir noch ein paar Fotos vom Colorado bekommen und gebe Lothar genug Vorsprung, um vernünftige Bilder machen zu können. Dummerweise komme ich dabei mit dem Vorderrad in den losen Sand des unbefestigten Pistenrandes und schwups liegt die Dicke auf der Seite.

Sturzbügel a la Dan

Da kann ich froh sein, Dan´s Cans an meinem Bock zu haben, denn so liegt die Dicke nicht ganz flach und zwischen der Piste und meinen Knochen bzw. dem Tank… bleibt viel Platz. Dabei zeigt der eigentliche Halter sich völlig unbeeindruckt. Nur eine Schelle reißt. Dann fällt mir auch auf, dass der Hilfsrahmen nun an der anderen Seite gebrochen ist. Naja, Obistahl

Zusammen wuchten wir die Dicke wieder auf die Heidenaus und weiter gehts. Als wir am späten Nachmittag den Nationalpark verlassen, haben wir uns einen Snack redlich verdient. In Moab kehren wir deshalb in ein Restaurant ein und bestellen uns geniale Salate. Lecker lecker, was uns da aufgetischt wird! Dabei werden wir immer wieder auf unsere Motorräder (direkt vor unserem Tisch an der Straße) angesprochen. Etliche Interviews später starten wir gen Colorado. Es ist schon 17:30, so halten wir die Augen offen nach einem geeigneten Platz für unsere Zelte. Derweil zieht sich der Himmel immer weiter zu und es wird deutlich kühler. Wir rastern die ganze Gegend, fahren immer wieder in Feldwege ab, aber es dauert und dauert.

Erster Biwakplatz in Colorado

Irgendwann haben wir dann aber doch Glück und finden einen ruhigen Platz in einem “Wäldchen”. Wir fahren die Piste gut 2 km hinein und meistern dabei tief verspurten Sand und vom Regen durchnässte Sektionen, bis wir glauben, von der Straße aus nicht mehr gesehen zu werden und schlagen die Zelte auf. Bei der Suche nach Feuerholz finden wir auch hier im Unterholz respektable Knochen. Naja, mittlerweile stört uns das nicht mehr wirklich. Scheint zum guten Ton zu gehöre. Später zischen dann die mitgebrachten Bierdosen und wir kochen uns ein wieder ein leckeres Abendmahl.

Passkontrolle – oder Eiskalt über den Ophirpass nach Silverton

Wieder einmal sind wir früh auf und schlagen uns zurück zur Straße. Das ist gar nicht einmal so einfach, weil der nasse Tiefsand am Morgen noch schwieriger zu fahren ist, aber nach ein paar Stunts sind wir wieder auf der Straße. Ein Frühstück haben wir uns wieder einmal gespart und halten die Augen auf dem Weg auf. Was wird uns heute Leckeres geboten? Lothar schwärmt schon seit Tagen von deutschem Brot und seine Loblieder reißen nicht ab. Da trifft es sich doch hervorragend, als ich in Norwood eine kleine Bäckerei am Straßenrand erblicke. Das Happy Belly Deli sieht nicht nur zum Verlieben aus; wir werden gewohnt freundlich empfangen und können uns bei so vielen Köstlichkeiten nur schwer entscheiden.

The Happy Belly Deli

Der Kaffee fließt in Strömen und die ausgestellten Bilder verführen fast zum Kauf. Zum Glück sind wir ja mit den Dicken unterwegs und so wollen wir es der Leinwand nicht antun, im Koffer zu gammeln. Es dauert nicht lange, da fährt ein Pickup vor. Die beiden Mittfünfziger, die sich an den Nachbartisch setzen, haben ihre KTM und DR auf die Ladefläche gepackt und wollen reichlich Offroad fahren. Natürlich reden wir bald ‘Benzin’ und sind über Karten gebeugt. Zum Glück kommen die beiden aus Ridgeway und haben jede Menge Tips für uns: “Hier ist es klasse und da könnt ihr super Off Road fahren”, schallt es uns nur so entgegen, und so haben wir wieder einmal tolle neue Ideen für die nächsten Tage. Nachdem der nächste Gast uns auch noch darauf hinweist, dass in Telluride an diesem Wochenede das Blues and Brews Festival stattfindet, steht unser nächstes Ziel fest. Willie Nelson Live hätte schon was… Beim Start sehen wir noch eine Art Canonball Ralley vorbeifahren und staunen nicht schlecht über Ferraris, Lotus und Co sowie manchen US-Boliden, die an uns vorbeiziehen. Dann geht es frisch gestärkt wieder los, immer weiter die 145 lang bis Telluride. Hier holt uns das Wetter dann auch schon ein und wir stoppen im Nieselregen am Visitorcenter. Da werden uns dann leider auch ein paar “Zähne” gezogen: Das Festival beginnt erst übermorgen, die Tickets kosten über 100 $ und … es gibt für heute Abend Schneewarnung!!! Während wir vor dem Visitorcenter noch über unsere Pläne beraten, fällt uns ein Handwerkerteam auf, welches das Geländer vor dem Center schweißt. Das ist meine Chance! Einer kurzen Frage folgt die Einladung: “Klar kann ich dein Moppet schweißen. Bring her das Teil!”

Quick help in Telluride

Schnell haben wir die Dicke gestippt, Regler, CDI und GPS in Deckung gebracht und ohne großes Geschrei zum Schweißprofi gebracht. Der schmeißt sich direkt an die Arbeit und brät die OBI-Strebe schnell mal eben zusammen. Wir halten den Trupp noch etwas mit unseren Reisegeschichten von der Arbeit ab, bedanken uns mit ein paar Dollar für das abendliche Bier und bauen die Dicke wieder zusammen. – Die Schneewarnung ist nun überhaupt nicht in Lothars Wunschliste aufgeführt. So beschließen wir, noch heute einen Weg über die Berge nach Silverton zu finden. Wir versuchen im Nieselregen und Nebel den Pass nach Ouray zu überqueren, aber schon nach ein paar Meilen auf grobem Schotter ist Feierabend. Die Nässe hat den Hang ins Rutschen gebracht, Bulldozer versuchen den Weg wieder frei zu machen. Allerdings geht es maximal bis zu den Bridal Veil Falls und wir mussten wieder umdrehen. Leider büßen wir bei der Wendeaktion eine GoPro Kamera ein, weil Lothars Dicke  beim Wendemanöver auf dem engen Schotterpass einfach nicht mehr zu halten ist und auf die am Sturzbügel montierte Kamera fällt. Das Gehäuse kann dem Gewicht nichts entgegensetzen und bricht. Gut, dass es nur die Kamera ist! Mann und Maschine bleiben zum Glück unbeeindruckt. Wir bekommen dann den Tipp, es beim Ophirpass zu probieren. Hier sollten wir über den Berg kommen – hoffentlich vor dem Schnee, denken wir noch. 11.008 Ft gilt es zu überwinden und einigermaßen skeptisch gehen wir diese Herausforderung an. Hier sind wir völlig alleine. Ein Trupp mit KTM´s steht gegenüber der Einfahrt zum Pass, entscheidet sich dann aber wohl dagegen, bei diesem Wetter das Wagnis einzugehen. Wir diskutieren noch kurz, ob wir uns ins Regenzeug pellen (bzw. ich das Futter in die BMW-Montour knöpfe…), aber so schlimm wird´s schon nicht werden – denken wir. So gehen wir bei beständigem Nieselregen den “Aufstieg” an. Es geht durch dichten Wald, nur ein paar Rehe kreuzen unseren Weg. Dann geht es immer wieder durch kleine Bäche und die Bäume werden kleiner und seltener. Es wird richtig kalt und … naß.

Über den Ophirpass

Hätte ich bloß das wasserdichte Futter in Jacke und Hose geknöpft, Regenüber- und Winterhandschuhe angezogen! –  Inzwischen ist die Temperatur auf -4° C gefallen und der Regen hat sich in Schnee gewandelt. Die Piste gibt alles, uns den Erfolg streitig zu machen. Wir fahren, nein springen über gröbste Steinsplitter durch ein Muränenfeld und die Coolride Griffheizung versucht erfolgreich, unsere tiefgefrorenen Finger bewegungsfähig zu halten – mit klatschnassen, fast gefrorenen Sommerhandschuhen keine leichte Aufgabe. Wir schlottern vor Kälte und steuern die Dicken mit letzten Kräften über den Pass. Dabei kämpft Lothar besonders mit den steilen Abhängen direkt neben der Piste.

Saukalt am Ophirpass

Es fühlt sich schon nach einem kleinen Sieg an, als wir die 550 erreichen. Wir entscheiden uns, nach Ouray gen Norden zu fahren, denn das Zauberwort dort heißt Ouray Hot Springs. Bis dahin geht es über die gut ausgebaute Straße immer wieder über Pässe. Der drohende Schnee macht uns Sorgen. Besonders Lothar ist die Sache nicht geheuer, müssen wir doch morgen wieder dieselbe Strecke zurück, um nach Silverton, unserem nächsten Ziel zu kommen. In Ouray schlottern wir immer noch vor Kälte und Nässe und entern da erst einmal einen Irish Pub. Dieses Mal ist  Lothars Vorliebe für Pubs ein wahrer Segen. Während sich unter unseren über die Stuhllehne gehängten Jacken kleine Seen bilden, schlürfen wir eine göttliche Suppe. Das folgende Stew verdient alle durch die united Teneristi zu vergebenden Sterne und versöhnt uns sogar mit dem Schietwetter. Klasse – vielen Dank.

O´Brien´s Pub – unsere Rettung – und soooo leckeres Essen

Nachdem ich meine nassen Socken im Müll des Restrooms versenkt und gegen die wasserdichten Socken getauscht, Futter in Jacke und Hose gebaut und die Winterhandschuhe aus dem Koffer befördert habe, beuge ich mich auch Lothars Wunsch, den direkten Weg nach Silverton einzuschlagen. Adé, Hot Springs :-( Aber uns droht tatsächlich die Gefahr, dass wir uns sonst morgen im Schneegestöber nach Silverton durchschlagen müssen. Also auf gehts! –  Die Strecke ist super ausgebaut und so schaffen wir es recht zügig nach Silverton. Als Belohnung klart das Wetter auf und wir genießen diesen tollen Ort

Netter Schlitten – Hier ist man wohl auf “Wetter” eingestellt…

Entspricht jeder Schritt in unseren Boots auch einem Kneippschen Fußbad, “schlendern” wir im Sonnenschein durch den Ort und versorgen uns erstmalig auf der Reise mit Postkarten. Auch Lothar kann endlich einmal den ‘Lukas’ aus sich herauslassen und klettert auf den Lokführerstand der historischen Bahn.

Fahrzeugwechsel…

Mit bester Laune starten wir nun nach Durango. Klar, dass wir wieder einen KOA Campingplatz anvisieren. Nach den letzten “Prüfungen” kann ein wenig Komfort heute nicht schaden. Leider befindet sich der Platz fast 10 Meilen außerhalb von Durango, direkt am Highway gelegen.Trotzdem ist das heute unser Platz. Wir bauen schnell unsere Zelte auf und machen uns auf den Weg nach Durango. Heute wollen wir noch einmal ein paar Kneipen unsicher machen. Zum ersten Mal machen wir auch Bekanntschaft mit der Ordnungsmacht. Lothars Rücklicht funktioniert nicht, deshalb werden wir beim Parken vom Sheriff gestoppt. Nach kurzem Versprechen, uns darum zu kümmern, können wir aber schon wieder weiter. Dabei versichern wir uns noch, dass wir die Moppets hier für die nächsten Stunden ruhig stehen lassen können. Nach einer ersten Kneipe, bei der wir den Altersdurchschnitt stark erhöhen, wechseln wir in einen Pub und können sehen, wie draußen die Welt untergeht. Ob die Zelte noch stehen? Nach ein paar Gesprächen im Pub machen wir uns im Finstern wieder auf den Weg zum Platz. Zum Glück ist alles stehen geblieben; nur die Sachen auf den Wäscheleinen sind nun “frisch gewaschen”. –  Leider geht auch hier das Internet nur mit dem iphone; deshalb gibt es auch heute keine aktualisierten Reiseberichte.

Von Durango ins Land der Indianer

Heute locken die Annehmlichkeiten des KOA-Platzes, deshalb starten wir spät. Während Lothar die Dusche genießt, nutze ich den Platz in der Laundry, um zu waschen und endlich einmal wieder meine Reiseberichte zu schreiben. Die schmuddeligen Moppetklamotten rumpeln in der Trommel und es gelingt mir wahrhaftig, drei Tage zu beschreiben. Hier ist sogar der WIFI Empfang stark genug für mein Netbook. Richtig nett (wenn wir den auch nicht genutzt haben) ist übrigens neben dem Pool des Platzes ein Gewürzgarten zur freien Nutzung. So schmeckt noch besser, was aus dem Campingkochtopf kommt. Auch finden wir hier ein motiviertes, sehr freundliches Team.Augen auf, heißt es dann wieder, als wir gen Westen starten, denn auch heute wollen wir irgendwo auf dem Weg zum Mesa Verde Nationalpark etwas Leckeres zu essen finden. Und wieder haben wir Glück; einige Meilen vor Erreichen des Nationalparks finden wir ein Restaurant, das uns schnell zum Mittagsstop reizt. Wenig begeistert von heimischen Burgern von Mac D und Burger King, entscheiden wir uns dann aber doch für eines der angebotenen Burgermenüs, tauschen die obligatorischen Pommes dazu gegen einen frischen Salat und werden nicht enttäuscht.

Nice Meal

Wir scherzen mit der netten Bedienung, und natürlich unterhalten wir uns auch wieder mit ein paar Jägern, die nicht verstehen können, dass wir noch keine Bären gesehen haben bei unseren Biwaks.

Frisch gestärkt geht es dann in den Mesa Verde Nat. Park.

Golden Eagle (der übrigens nun korrekt “America the Beautiful – National Parks and Federal Recreational Lands Pass – Annual Pass” heißt)

Stolz schwenken wir wieder den Golden Eagle bei der Einfahrt und lassen uns mit einer Karte und einer Zeitung versorgen. Dummerweise überschattet das finstere Wetter den Pass auch und folgt uns unaufhaltsam. Schwarze Regenwolken sorgen für perfektes Fotolicht und drohen mit einer Sturzflut. Am Cliff Palace entschließen wir uns trotzdem, eine Führung der Ranger mitzumachen. Wir stellen uns zur Gruppe, erfahren aber, dass wir die Tickets dazu ausschließlich im Visitorcenter erstehen können. Klasse! – Das Wetter wird nicht mehr lange halten; wir haben uns extra am Moppet umgezogen, um nicht in schwerer Offroadkluft  zu wandern. Zwar war ich hier schon auf meiner letzten USA-Reise, aber ich gönne Lothar diese Exkursion auch, und so schwinge ich mich auf die ST und brause zum gut 13 Meilen entfernten Visitorcenter. Die bescheuerte Regelung, die Tickets nur dort kaufen zu können, beschert den Rangern übrigens täglichen Ärger und eine Erklärung, warum das nicht z.B. im Kiosk direkt am Startpunkt möglich ist, haben sie auch nicht. Anderthalb Stunden später stehen wir also wieder am Startpunkt und es geht endlich los: steile Treppen und Pfade führen uns hinab zu den ehemaligen Behausungen der Anasazi.

Mesa Verde Cliff Palace Abstieg

Kaum sind wir auf der Ebene der Behausungen angekommen, fällt der Regen. Das nimmt unsere Rangerin gelassen, bietet sich doch so die Gelegenheit, uns auch die Wasserversorgung hier unten zu veranschaulichen. Schnell füllen sich die bereits vom Regenwasser gezeichneten Rinnen und Spalten im Felsendach mit Wasser und wir sehen, wo das begehrte Nass damals, als der Ort hier von rund 200 Indianern bewohnt wurde, aufgefangen werden konnte. Die Regie hat mal wieder preisverdächtig geplant! Wenige Minuten später ist das Regenspektakel vorbei und die Ruinen erstrahlen in der Sonne.

Cliff Palace Heimstatt für rund 200 Anasazi Indianer im grauer Vorzeit

Interessiert hören wir uns die Ausführungen an und schauen in die ein oder andere Kiva. Dann geht es wieder an den Aufstieg. Für große Menschen nicht wirklich gemacht, kann man sich vorstellen, dass es Feinde hier nicht leicht hatten, Zutritt zu erlangen, geschweige denn das “Dorf” erst einmal zu finden.

Schmale in den Fels gehauene Stiegen führen uns wieder zurück auf das Niveau am Kopf der Felsen.

Natürlich wird es so wieder recht spät, bis wir wieder auf der 160 gen Arizona sind. Wir fahren immer weiter durch öde Mondlandschaft. Was den Indianern hier als Reservat angedreht wurde, ist wirklich der Kracher. Mad Max und andere Endzeitfilme würden hier eine willkommene Kulisse finden. Auf dem Mond sieht es da wohl eher einladend aus… Aber man hat Öl gefunden und so ackern unermüdlich Pumpen am Wegesrand, um das schwarze Gold zu fördern und der Umgebung ihren Ode de Huile aufzuzwingen. – Es ist schon stockfinster, da finden wir endlich einen Campingplatz in Bluff. Auf dem Weg hierher hat sich absolut nichts zum Übernachten angeboten. Da in der Nähe ein Truck Stop ist, bauen wir nur schnell die Zelte auf und fahren an den langen Tresen. Ein Bier genehmigen wir uns noch zum Essen, dann geht es wieder zurück zum Zeltplatz. An dem kleinen See des Zeltplatzes ist es eigentlich ganz nett, besonders weil die Plastikbomber (Wohnmobile) auf der anderen Seite des Sees stehen. Das Lagerfeuer sparen wir uns heute. Wieder einmal findet das Telefon ein Netz, aber das Netbook streikt. So schlafen wir bald ein. Im Halbschlaf höre ich Lothar in seinem Zelt noch mit seiner Suse chatten. Gut, dass es Skype gibt und dass das auch mit WIFI und dem Handy funktioniert.

Monumet Valley

Nach einer heißen Dusche verlassen wir heute den Platz in Bluff. Früh geht es los und wir werden prompt mit einer genialen Landschaft belohnt. Schon weit vor dem Monument Valley, unserem heutigen Ziel, ist die Landschaft grandios.

Wohin man auch schaut…

Natürlich versorgen wir uns auch heute noch vor dem Valley  in einem Café in Mexican Hat.

Das Essen rockt auch…

Dann geht es direkt in den Park. Obwohl das schlechte Wetter uns wieder einmal auf den Fersen ist und der Himmel dunkler und dunkler wird, haben wir Glück und können in den Park fahren. Im Jahre 2000 hieß es noch: No Motorbikes. Wir kurven ewig über die Pistenstraßen des Valleys und geben den Yamahas wieder einen neuen “Abenteueranstrich” in Monument-Valley-Rot.

Pistenspass im Monument Valley

Gut, dass wir das Monument Valley noch besucht haben. Ich habe mich wirklich gefreut, mein Versprechen von 2000 einlösen zu können, eines Tages mit meinem Motorrad wieder zu kommen. Unsere Fahrt bringt uns danach immer weiter durch eine Gegend, welche die meisten aus der berühmten Zigarettenwerbung kennen. Da kann ich einfach nicht widerstehen und höre The Boss Hoss über mein Headset. Heeeyy yahhhh…

The Egyptian dieses Mal on Street

Es geht heute immer weiter durch die Reservation bis Page. Wir kaufen noch in der Stadt ein, bevor uns das schlechte Wetter wieder einholt – hatten wohl zu viel Spaß heute… Schnell bauen wir das Tarp auf, um das Abendessen trocken zubereiten zu können. Die beiden Berliner mit dem Mietmobil (allein hier auf diesem Platz stehen fünf von den Plastikbombern und wir rätseln, wie viel hundert es davon wohl gibt…) sind auch Motorrad-interessiert und laden uns ein, das drohende Unwetter im Wohnmobil zu verbringen. Wir quasseln etwas, aber meine Wohnwagenallergie lässt mich dann doch lieber im Regen sitzen. Und der kommt schnell und heftig. Ich sehe uns schon wie Hans-guck-in-die-Luft am Tarp über Page segeln. Zusammen sitzen Lothar und ich unter dem Tarp und halten die Seile straff, um wenigstens etwas trocken zu bleiben. Ein paar Minuten später ist der Spuk aber auch schon vorbei, und endlich sitzen wir vor dem ratternden Campingkocher. Nach einem leckeren Bierchen und Pasta a la Surprise kriechen wir dann in die Schlafsäcke. Ich bin nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung ist, das Tarp hängen zu lassen, aber der Gewittersturm sollte vorüber sein und so riskieren wir das mal. Sollte es doch noch regnen, bleibt wenigstens unser Frühstückstisch trocken, der auch hier wieder zur Ausstattung des Platzes gehört.

Antelope und der Erg Chebbi der Vereinigten Staaten

Das Tarp hat dem abflauenden Gewitter heute Nacht gut standgehalten und nun packen wir am trocken gebliebenen Tisch das nasse Teil und die Zelte zusammen. Wieder einmal werden wir ungläubig beobachtet, wie wir in den Bäumen herumklettern, um die Spannseile des Tarps zu befreien. Heute wollen wir zum Zion Nationalpark aufbrechen, um unseren Golden Eagle wieder einmal zu beanspruchen. Natürlich starten wir nicht allzu früh, denn das Verpacken der klammen Ausrüstung braucht Zeit. Zudem lockt eine heiße Dusche. Kaum aus Page heraus, sind wir auch schon am Antelope Canyon, der durch die Diné Indianer betreut wird und sich in der Navajo-Nation-Reservation befindet. Um das Ganze als Abenteuer anzulegen, essen wir noch einen Navajo-Burger an einem Stand, an dem auch die Führer der Touren ihre Mahlzeiten einnehmen. Wir beide halten es für nahezu unmöglich, dass unsere Mägen diese Herausforderung bewältigen, denn das enorm fettige Teigteil schreit nach ranzigem Fett, und auch Fleischstücke machen keinen vertrauenerweckenden Eindruck… Naja

Navajo Burger

Natürlich weichen wir vor der Autoschlage am Upper Canyon erst einmal zurück. Da aber der Lower Canyon nicht gerade verwaist ist, entscheiden wir uns dann doch für die geführte und teurere Tour am Upper Canyon. Dreist parken wir direkt vor der Kasse. Hier stehen die voll bepackten Maschinen vermutlich am sichersten… Ein paar grüne Scheine wechseln die Besitzer, und nachdem wir die Kameras geschultert haben, sitzen wir auch schon auf einem der fetten Pickups, welche uns die paar Meilen Offroad zum Einstieg in den Canyon bringen. Jazz ist unsere Führerin, hat sichtbar Spaß daran, den Offroader mit Lifestock zum Schlund des Canyons zu steuern und wird uns bald beweisen, dass sie für diesen Job geboren ist. Der Antelope Canyon ist eine Goldgrube für Profi- und Armateurfotografen. Der Antelope Creek formte hier in unermüdlicher Gier einen Slot Canyon in den Sandstein und beschert unglaubliche Farbspiele, wenn das Tageslicht durch den schmalen Spalt des Canyons eindringt. Zwar führt der Fluss nur selten Wasser, wenn es aber aufgrund von Regenfällen zu einer Sturzflut kommt, reißt er alles mit. Das wurde 1997 elf Touristen zur Falle, welche sich vor den plötzlich hereinbrechenden Wassermassen nicht mehr in Sicherheit bringen konnten. Sie starben im Canyon. Auch heute ist der Himmel über Page tief dunkel, und wir sind deshalb nicht ganz entspannt. Doch unsere Führer haben sich eine schnelle Informationskette erschaffen und machen den Eindruck, ebenso schnell auf schlechte Nachrichten zu reagieren.

Jazz (ganz links) erklärt vor dem Einstrieg zum Canyon, wie dieser entstanden ist

Zum Glück sind die Führer Profis und lassen zwischen den einzelnen Gruppen so viel Abstand, dass jede Gruppe die Möglichkeit hat, Fotos vom menschenleeren Canyon zu machen. Dabei gibt Jazz Tipps, was man am besten wie fotografieren sollte. Unglaublich schön, was die Natur hier erschaffen hat! “Was sind das für Löcher im Felsen, Jazz?” fragt jemand und sie erklärt, dass in den siebziger Jahren viele Jugendliche zu nächtlichen Partys hierher gekommen sind. Um ein Echo zu hören, wurde dabei vielfach in die Wände des Canyons geschossen.

Gigantisches Farbspiel fordert die Kameras

Immer wieder entdecken wir tolle Formationen oder werden auf allerlei Formen aufmerksam gemacht wie den Eagle, Abraham Lincoln, das Herz oder andere Dinge. Klar müssen wir am anderen Ende des Canyons auch unsere typische Pose zeigen.

Antelope Egyptian

Dummerweise fällt mir auf dem Rückweg durch den Canyon meine geliebte Ray Ban Brille herunter, und die Horde verfehlt sie in der Dunkelheit nicht. Zwar ist der Rahmen heil geblieben, aber ein Glas ist gebrochen. Schei… Wir fahren zurück nach Page, um die Stadt gen Süden zu verlassen. Das GPS ist zwar anderer Meinung beim Routing als wir, aber wir entscheiden uns für diese Strecke, auch wenn das Pavement in einigen Meilen enden soll. Wir sind völlig allein unterwegs, nur ab und an überholen wir Indianer in ihren Pickups. Dann ist auf einmal Schluss mit Asphalt.

Schwieriger als es aussieht

Anfangs haben wir nur Spaß mit der Piste. Sie führt noch in die richtige Richtung und ist gut in Schuss. Dann wird der Sand tiefer und tiefer. Die Piste wird aber verspurt, und es fordert unsere ganze Konzentration, im Sattel zu bleiben. Da unsere Spritvorräte auch nicht mehr allzu üppig sind, beschließen wir nach gut 30 Meilen abzubrechen und fahren zurück gen Page. Wir geben uns geschlagen und treten auf ausgetetenen Pfaden den Weg zum Zion Nationalpark an. Da es schon wieder zu dämmern beginnt, halten wir Ausschau nach einem Lagerplatz für die Nacht. Da kommt uns der 1963 gegründete State Park Pink Dunes in der Nähe von Karnab doch sehr gelegen. Die Sanddünen, denen wir erstaunt gegenüberstehen, entstanden durch die Winde, die  – durch einen “Spalt” in den Moquith- und Moccasin-Bergen beschleunigt – Sandstein abtragen und ihn nach Erreichen des Tals verlangsamt  wieder abgeben. Wir kommen uns vor wie im Erg Chebbi (Marokko) und würden am liebsten auch direkt mit den Motorrädern in die Dünen starten. Doch mit dem schweren Gepäck verkneifen wir uns das. Leider ist der State Park heute schon völlig ausgebucht; deshalb verzichten wir wieder einmal auf einen organisierten Lagerplatz und richten uns einige Kilometer weiter auf einem “wilden” Campingplatz ein. Unglaublich – über den 107 ha großen State Park hinaus, welcher besonderen Schutz für Flora und Fauna bietet, ist es auf weiteren 485 ha erlaubt, mit Fahrzeugen die Dünen zu erkunden, und so treiben sich einige Crosser, Enduristen und Quadfahrer hier herum. So etwas wäre in Deutschland undenkbar und zeigt uns wieder einmal die große Akzeptanz für jeglichen Off Road Sport in den USA. Hier ist es völlig klar, dass sich Umweltschutz und Geländesport nicht ausschließen müssen.

Legal-fahren in den Pink Dunes

Wir beschränken uns heute auf einen Aufstieg zu Fuß und sind auch so begeistert von dem riesigen Gebiet. Unser Lager haben wir aufgebaut, Feuerholz gesammelt, doch auf das Entzünden des gesammelten Holzes verzichten wir dann doch.

Werden solche Verbote beachtet, wird der Spaß noch lange möglich sein.

Unser Lager ist schnell aufgebaut und wir unterhalten uns noch mit einem Quadfahrer. Dann köcheln wir uns eine Mahlzeit und verkriechen uns in die Zelte. Das Kopfkino hat wieder reichlich Futter bekommen, denn wir haben einen tollen Tag erlebt.

Stille Nacht in den Pink Sand Dunes

Von Sandbergen zu Abgründen

Natürlich lassen wir es uns nicht entgehen, heute noch einmal Richtung Pink Dunes State Park zu fahren. Wir klettern auf eine der Dünen an der Straße und schauen uns die unzähligen “Autobahnen” der Coral-Pink-Tigerkäfer an.

Coral-Pink-Tigerkäfer ziehen ihre Spuren in den feinen Sand

Das ist wieder einmal ein Ort, den ich bei einem nächsten Besuch nicht auslassen möchte. Hier sollte man auch einmal mehr Zeit verbringen und im Statepark zelten, die Wanderschuhe anziehen…und mit ner groben Stolle wiederkommen :-). Nachdem wir die Dünen weiter bewundert haben, starten wir unsere Maschinen und es geht gen Zion National Park. Der ist schnell erreicht. Wir winken mal wieder mit dem Golden Eagle Pass und die nette Rangerin winkt uns freundlich durch. Dabei fragt sie noch schnell, ob wir Long way down kennen. Klar – nicken wir, Ian und Charley kopieren uns schließlich, sage ich zwinkernd und wir brechen dabei in Lachen aus. Ja, nee, is klar…

Herzlich willkommen im Zion National Park

Sie wünscht uns noch eine gute Reise und wir ahnen, das wir wieder  Reisefiebersamen gesät haben und sie heute Abend vor Ihrer GS stehen wird…

Abschwung im Zion National Park

Natürlich ist die relativ kurze Fahrt durch den Nationalpark wieder etwas für meines Vaters Sohn. Das hatte ich aus 2000 gar nicht so spektakulär in Erinnerung. Klar mit dem Auto… Aber dieses Mal heißt es Genuss pur. Leider sind wir auch schon bald wieder aus dem Park heraus. Es soll schließlich heute noch zum Grand Canyon gehen. Aber auch die Fahrt zum North Rim hat etwas. Nicht zum ersten Mal auf dieser Reise würde ich gerne ewig so weiter machen… Der Stop am Eingang des Parks währt nur einen Moment, an dem aber auch wieder nett geplaudert wird (Ich liebe diese Gespräche auf dieser Reise besonders. Endlich kann man mal einfach Kontakt aufnehmen und frei von der Leber weg plaudern, ohne mit “Händen und Füßen” reden zu müssen).

Welcome Grand Canyon National Park

Ob ein Gemeinschaftszeltplatz für uns ein Problem ist, fragt die nette Rangerin am North Rim noch. Die Einzelplätze sind alle besetzt. Da können wir nur lachen. Selbstverständlich ist das völlig ok, zumal wir trotzdem reichlich Platz für uns haben. Also heißt es abrödeln, Zelt aufbauen und rein in die Wanderkluft. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir am North Rim und schauen in die Tiefe, wo sich die Erde auftut.

Die Härtesten klettern unbedarft direkt am Abgrund herum

Nach einer ausgedehnten Wanderrunde gönnen wir uns ein leckeres Bier. Völlig dekadent empfinden wir es, dabei in der ersten Reihe der Lodge zu sitzen und uns vom Kellner bedienen zu lassen. That´s life how it shut be.

Welch ein Ausblick…

Im Dunkeln laufen wir ein paar Meilen durch den Wald zurück zum Zeltplatz und sammeln Feuerholz. Während das Feuer schon vor sich hin knistert, drehen mal wieder unsere Klamotten ihre Runden in der Laundry des Platzes. Wieder endet der Tag am Lagerfeuer. Eine stille Nacht erwartet uns…

„want to buy a Gun?“

Wieder einmal verlassen wir einen Zeltplatz, auf dem wir gerne länger geblieben wären. Was dann passiert, ist doch völlig klar: es wird spät. Wir lungern bei der Lodge herum, weil das WIFI dort sogar mit meinem Akoya funktioniert, skypen mit zu Hause und dann gehts gaaanz langsam los. Gestern hatte ich kurz vor Erreichen des Parks ein totes Waipiti an der Straße liegen sehen, und als wir die Stelle erreichen, kann ich die Kamera gar nicht schnell genug heraus bekommen. Ein Fuchs versucht gerade, das Aas in den Wald zu zerren. Dummerweise halten mit uns auch Autos, und so macht sich der schlaue Fuchs sofort “vom Acker” und späht aus dem Schatten nach einer günstigen Gelegenheit, doch noch zu seinem Menü zu kommen, während auch die Geier schon auf ihr Stück vom “Kuchen” warten.

Schlauer Fuchs

Wir schlagen uns zwar ins Gebüsch und warten, aber als selbst der Fuchs aufgibt, weil immer noch ein Auto mit laufenden Motor auf “Action” wartet, schwingen auch wir uns wieder in den Sattel. Die Idee, die 67 schon kurz nach der Parkgrenze zu verlassen, ist übrigens klasse. Ich denke, gestrichelte Straßen auf der Karte zeigen ohnehin Extratouren für uns an, und auch dieses Mal passt das super. Gute 50 Meilen geht es nun wieder auf Schotter durch den Wald.

Am liebsten immer so weiter…

Erst in Freedonia kommen wir wieder “on route”.  Langsam müsste uns die dortige Bevölkerung eigentlich schon kennen / grüßen. Weiter geht es auf der alten 89 Richtung Jacob Lake. Doch weit kommen wir nicht. Wir müssen tanken und nutzen diesen Stop dann auch zu einem typischen Travellermeal. Es gibt Pepsi light für Lothar, Gaterate für mich und wieder einmal Beef Jerky, unseren mittlerweile ständigen Begleiter. Der Betreiber der Tankstelle bringt uns immer wieder zum Lachen, weil er uns bei jeder Gelegenheit eine Knarre verkaufen will:-) “Nobody is travelling through the US without a Gun”…Gunshop... mit viel HumorDa Freedonia ja schon fast so etwas wie eine Heimat geworden ist, bringen wir gut zwei Stunden hier zu, planen die nächsten Meilen, kaufen Sonnenbrille und Getränke ein, bis es dann über die old 89 weiter zur 89 geht. Heute legen wir einen regelrechten Transittag ein, schlagen uns über etliche Meilen bis nach Sedona durch. Der Lonely Planet hat mir nicht zu viel versprochen; es ist eine sehr schöne Gegend dort. Wir fahren durch echte Motorradlandschaft. Leider hat Lothar überhaupt keinen Bock auf den “Rummel” in Sedona. Irgendwie kann ich das auch verstehen. Hier geht es zu wie in Südfrankreich an der Küste. Ich aber hätte gerne ein wenig Tourismus genossen. Leider sind auch alle Zeltplätze so weit vom Zentrum entfernt, dass ein Abstecher nach dem Zeltaufbau wenig Sinn macht. Also kaufen wir ein und landen auf einem netten, wenn auch völlig simplen Campingplatz: Plumpsklo und Pool im Fluss :-)

Sedona

Heute hat Lothar eingekauft, und er stellt mir mit Pokerface eine Dose Bier auf den Tisch. Eigentlich hätte mich das Pokergesicht von Lothar, zumindest aber der Name des Biers (Tilt) warnen müssen. Als Lothar dann meinen Gesichtsaudruck beim ersten Schluck sieht, beißt er fast vor Lachen ne Kante aus´m Tisch. 14 % Alkohol besiegeln den Abend dann auch recht quick :-). Nach 465 Km geht es dann schnell in die Pooftüte, der nahe Fluss gurgelt mich in tiefe Träume von Awen und Aragon.

Von Sedona in den Backofen

Bei 12° C und Sonnenschein wachen wir auf. Ich habe klasse geschlafen und der Lärm der nahen Straße (alt 89) setzt auch erst in den Morgenstunden wieder ein. Also ist doch alles bestens. Zuerst versuchen wir, in Sedona endlich einmal unsere Postkarten los zu werden, die wir schon in Silverton gekauft haben. Leider ist die Poststation aber noch geschlossen und wir wollen nicht warten. Also fahren wir weiter. Sicher werden wir noch anderswo eine Möglichkeit finden, die Karten auf den Weg zu bringen; durch die Homepage sollte man zu Hause eh “Bescheid” wissen… Bis Prescott hat sich das Wetter zu Hitze gewandelt. Wir suchen uns eine Bar, um eine kalte Coke zu bekommen.

Prescotts Rettung für durstige Traveller

Aus der prallen Sonne geht es direkt in den Schlund der Kneipe. Hier ist es dunkel. Außer der aufgedrehten Bedienung sitzen nur ein paar frühe Schluckspechte hier. Nachdem wir klären, dass unser seltsamer Akzent keineswegs kanadischer Natur ist, knöpft sich die Bedienung schnell die Hüfthose auf und zieht diese an der Hüfte tief herunter. Was kommt jetzt? Sie lacht uns an, weist auf ihr Tatoo mit dem Bayerischen Löwen und erzählt uns, dass sie “born in Germany / Landstuhl” ist. Natürlich gibts da wieder viel zu erzählen. Als wir dann zahlen wollen, erfahren wir, dass wir wieder einmal eingeladen sind – “und grüßt mir good old Germany”, ruft sie uns noch hinterher Vielen Dank, war wieder ein nettes Erlebnis. Schade dass ich die Kamera nicht schnell genug raus hatte Übrigens haben wir den Tipp bekommen, zum Lake Havasu zu fahren, wenn wir vor dem nächsten großen Ziel noch etwas Party haben wollen, und so steht das Tagesziel auch wieder einmal. Der Lonely Planet Reiseführer schickt uns aber erst einmal in das sehenswerte Städtchen Williams.

Live @ Williams

Hier essen wir erst einmal sehr lecker, während wir Steve Reynolds Musik lauschen. Ja – das kann was, wie er da wenige Meter vor uns seine Klampfe bearbeitet! Klar begleitet uns eine seiner CDs seitdem. So haben wir immer “Medizin” am Mann, wenn uns mal der Blues packt. Über den Highway 40 fahren wir anschließend rund 60 Meilen bis nach Seligman. Vor dieser Stadt fallen alle Harleyfahrer auf die Knie, denn hier befindet sich eine der heiligen Stätten der legendären alten Route 66.

On Route 66

Bis Kingman folgen wir der Straße, deren Ruf die einzige Attraktion für uns ist. Ansonsten stellt sie sich als überaus langweilig heraus. Die Temperaturen sind weiter angestiegen. Wir fahren bei guten 40° C  über die 40 und später auf die 95 zum Lake Havasu. Ein Zeltplatz ist schnell im örtlichen State Park gefunden. Die vielgerühmten Partys finden vermutlich hauptsächlich auf dem See statt. Wir fahren einige Meilen durch den State Park. Die Rangerin hat es gut mit uns gemeint, als wir den Platz für die heutige Nacht herausgesucht haben. Wir stehen unmittelbar am Wasser. Allerdings stellen sich auch bald die Fußangeln dieser schönen Landschaft heraus: Obwohl wir uns den riesigen Platz ausschließlich mit einem ca. 30m entfernten Mobilhome teilen, sind wir schnell völlig genervt von derem Generator. Das Teil (laut wie ein Düsenjet) brabbelt Stunde um Stunde neben dem Kunststoffbunker vor sich hin und sorgt dafür, dass es im Inneren des Apparates schön kühl bleibt. Bei der unglaublichen Hitze können wir das ja einigermaßen nachvollziehen, aber muss das Teil auf der dem See (und uns) zugewandten Seite stehen und laufen, obwohl offensichtlich niemand hier ist?

Lake Havasu

Auch später, als die Besatzung des Kunststoffhaufens vor Ort ist, läuft das Ding weiter. Amerikanische Ohren scheint das wenig zu belasten. Die Powerboote auf dem See sowie die schätzungsweise stündlich fahrende Fähre über den See tun ihr Übriges, uns die Nacht zur Hölle zu machen. Das Abendessen teilen wir uns mit den Moskitos, deren hochfrequente Liebeslieder wir vor dem Sound von Generator, Miami Vice Power Booten und der Fähre gar nicht mehr wahrnehmen.

Schein-Idylle am Lake Havasu

Während Lothar die stockdunklen Duschen nutzt, schreibe ich endlich einmal wieder am Tagebuch. 527 km haben wir heute hinter uns gebracht. Morgen geht es wieder gen Norden. Gut, dass wir auf der letzten Tankstelle an der Abfahrt der 40 nicht nur uns mit Getränken versorgt, sondern auch unsere Trinkrucksäcke mit Eis aufgefüllt haben!  Hier schwitzen wir uns ob der hohen Luftfeuchtigkeit durch den See ordentlich einen ab und sind froh, aus den Moppetklamotten gekommen zu sein. Bevor auch ich mich auf die Therm A Rest werfe, nutze auch ich die Duschen. Dabei entdecke ich, dass unsere “lieben” Nachbarn die Sicherungen herausgenommen hatten, um nicht durch das Licht gestört zu werden.Ich glaube, nur die laschen Waffengesetze verhindern nun noch eine handfeste Auseinandersetzung mit diesen Trollen. Der Generator läuft übrigens (wie die Fähre, deren Motor über den See sogar mein aufblasbares Kopfkissen vibrieren lässt) die gesamte Nacht. Erst in den frühen Morgenstunden geht das Teil aus und ich stelle mir vor, wie Lothar in voller Tarnung zum Wohnbunker gerobbt ist und für einen handfesten Motorschaden gesorgt hat So penne auch ich endlich mit einem Lächeln ein.

Viva Las Vegas (ne geile Zeit)

Heute am 21.9.2011 wachen wir beide völlig groggie auf. Mit über 30° C  ist es fast schon kühl. Wir nutzen den frühen Morgen und packen unsere sieben Sachen zusammen. Eine schnelle kalte Dusche macht uns fit für den Start; unsere Klamotten nässen wir noch einmal kräftig ein, um so etwas Abkühlung bei der sicherlich wieder knüppelheißen Strecke nach Las Vegas zu bekommen. Seltsamerweise haben wir dann aber vergessen, uns für die nächste Strecke abzustimmen und halten noch einmal mit laufenden Motoren neben dem Mobilhome. Die schlafen noch, also kann sie das sicher nicht stören und wir klären schnell die Route. So geht es dann auch im Schweinsgalopp über die 95 auf den Highway 40 in westlicher Richtung um dann wieder auf die 95 zu Treffen. Immerzu durch die flirrende Hitze gen Lake Mead. Den wollen wir uns sicher nicht entgehen lassen. Den Sicherheitscheck vor der Staumauer passieren wir schnell, und nur die üblichen Fragen nach den Moppets und Wünsche zur weiteren guten Fahrt verzögern die Weiterfahrt auf sympathische Weise. Leider dürfen wir im Bereich der Staumauer aufgrund der Kanister an meiner Maschine nicht anhalten. Die Sicherheitskriterien sind hier enorm groß, und die ständig patrollierenden Sheriffs zeigen auch gerne dem ein oder anderen, mit welcher Machtfülle sie ausgestattet sind. Zum Glück werden wir hier nicht zum Spielball. Allerdings verhalten wir uns auch nicht so dumm wie die aufgedrehten Jugendlichen in Ihrem Cabrio, die sofort aus dem Verkehr gezogen und einer peinlichen Befragung unterzogen werden. Schade, dass wir hier nicht mehr Zeit verbringen und uns das grandiose Bauwerk zu Fuß anschauen konnten. Doch wir finden einen anderen Weg, ein Hightlight aus diesem Besuch zu machen und wechseln für einen Moment das Verkehrsmittel, um einen anderen Blick auf den Lake Mead werfen zu können.

Up up and away

Mit gänzlich anderem Motorenlärm heben wir uns blitzschnell über den See und seinen Staudamm, der – 1936 fertiggestellt –  mit seinen 640 qkm Fläche und einer Tiefe von bis zu 180 Metern maximal knapp 35 Milliarden Kubikliter Wasser des Colorado River speichern kann. Ursprünglich als Trinkwasserspeicher für Südkalifornien angelegt, ermöglichte seine aus Wasserkraft gewonnene Energie erst den Aufstieg von Las Vegas zur Wüstenmetropole.

Die Staumauer des Lake Mead – Der Hoover Staudamm

Wir genießen den Flug in vollen Zügen und die Kameras rattern nur so. Kaum zu glauben: 1999 war der See zum letzten Mal vollständig gefüllt. Seitdem ist der Wasserspiegel durch den enormen Durst von Las Vegas um 30 m gesunken. Schätzungen besagen, dass das Wasser wohl nur noch 20 Jahre reichen wird… Diesen Effekt sollen die drei im Las-Vegas-Valley-Water-District eingestellten Water-Waste-Investigators (Water Cops) bremsen, indem sie die enorme Wasservergeudung in Las Vegas in den Griff bekommen sollen…

Das richtige Schuhwerk zum “Hubifliegen” ?

Den Spaß hätten wir durchaus noch länger ausgehalten und denken viel an Dan, unseren Freund, den Apachépiloten. Nun ist es nur noch ein Katzensprung nach Las Vegas. Beflügelt durch den Ausflug, schwingen wir durch den dichten Verkehr der “Wüstenblume”. Das via Handy vorgebuchte Excalibur Hotel ist unser Ziel und schnell gefunden.

Excalibur Hotel

Schon im Jahre 2000 war ich im 1990 fertiggestellten Hotel abgestiegen. Damals wie heute gab es nichts zu beklagen. Wir beziehen eines der rund 4.000 Zimmer des Hotels. Unsere Motorräder dürfen wir dabei zwischen den Hotels Excalibur und Luxor (in dem wir die morgige Nacht verbringen werden) parken. Schnell wird geduscht, dann ziehen wir in den Wandersachen und somit leichterem Schuhwerk in die Stadt.

Hotel Paris bei feinstem Wetter

Meile um Meile laufen wir durch die Stadt, die, je später der Tag, zum Leben erwacht. Gut, dass ich noch aus 2000 weiß, was wir unbedingt sehen müssen!

Venetian Resort Hotel – Hier kann man viel Zeit in etlichen Gassen und auf Gondelfahrten der Kanäle im Hotel verbringen
Die Show des Treasure Island Hotels

Wieder einmal ist der Tag viel zu kurz. Als die Dunkelheit hereinbricht, schauen wir uns noch die Show des Treasure Island Hotels an.

Nach einigen gelaufenen Meilen machen wir uns dann noch einmal im Hotel frisch, um durch das Casino zu ziehen. Natürlich landen wir heute in Dicks Last Resort auf “ein” Bier. Heute gibt es Life Musik auf die Ohren, und die Band weiß mit Ihrer Kundschaft umzugehen. Nicht allzu lange, und ich werde von einer Frau neben mir an der Bar angesprochen, warum wir nicht mehr trinken. Zwar bittet mich Lothar zu übersetzen, dass dies an der “Katzenpisse” liegt, die hier als Bier verkauft wird, ich verklausuliere das aber etwas Sofort bekommen wir ein “richtiges” Bier ausgegeben und probieren uns im Laufe des Abends mit Kathrin durch das Angebot. Die berichtet von ihrem Leben als Ex-Marine, und wir staunen nicht schlecht über die drahtige Amerikanerin. Ein echtes “Kampfschwein”, die nicht nur an der Waffe, sondern auch an der Flasche eine besondere Ausbildung beim Militär genossen hat. Weit nach Mitternacht, wir haben die Location mehrfach gewechselt, gibt sie sich dann den “Krauts” aber doch noch geschlagen und wankt in ihr Zimmer. Wir haben uns für Morgen mit ihr verabredet und sind gespannt auf Ihre Familie, die wir dann kennenlernen werden. Bevor es wieder hell wird in Vegas, sehen auch wir zu, wieder unter die Decke zu kommen und schlafen bald ein.

Morgens packen wir wieder einmal unseren kompletten Krempel zusammen und absolvieren den Umzug ins Luxor Hotel. Das hatten wir schon aus Germany gebucht und für schlappe 16 € ein Doppelzimmer erstanden. Das Auschecken im Excalibur ist vollig easy via TV zu erledigen. Durch das Casino wie über die Laufbänder der Verbindungsgänge sind wir schnell im Luxor.

Luxor Hotel

Klar – in dieses Hotel habe ich mich schon 2000 verliebt. Im 26. Stock erhalten wir ein tolles Zimmer mit einem grandiosen Blick über Las Vegas.

Im Luxor Casino

Zuerst einmal machen wir es uns (ich habe erst einmal etwas an der Homepage geschrieben) am Pool bequem, um dann nach einer erfrischenden Dusche wieder  in die Stadt zu ziehen.

Oasis Pool des Luxor Hotels

Natürlich haben wir schon wieder etliche Ziele im Visier, z.B. die Plaza im Inneren des Venetian Resort

Pralles Leben auf der Plaza

Immer wieder betreten wir Casinos, schauen uns die irren Installationen an und laufen zum nächsten Casino.

Habe ich das nicht toll arrangiert?
Dabei vergessen wir zum Glück nicht, auch einmal in den Himmel zu schauen. Denn auch hier gibt es “Grafitti”
Hard Rock Café

Irgendwann neigt sich aber auch dieser tolle Tag dem Ende zu. Das Sonnenlicht zieht sich langsam hinter den Fassaden zurück, um einer illuminierten Stadt die Bühne frei zu geben.

Aufpasser

Und so finden auch die Nachtschattengewächse zu ihren Plätzen zurück, um ihren Tribut zu fordern.

Ehrliche Haut

Wir ziehen weiter zum Treasure Island, um uns nach der großen Wasserorgel und dem Vulkanausbruch in der Nachbarschaft noch einmal die Show im Musicalstyle anzusehen.

Der Piratenkapitän auf dem Schiff der Sirenen

Wer nun nur noch in der Traumwelt von Las Vegas lebt, wird wieder auf den rechten Weg gebracht.

Seelenretter?

Wir jedoch landen zielstrebig wieder einmal in Dicks Last Resort und haben Spaß mit einer neuen Life Band.

Hier geht es echt ab…

Schade, aber Kathrin mit Ihrem Clan haben wir wohl verpasst. Der Abend klingt dann im Casino-eigenem Night Club aus. Die Mucke mit einer Mischung aus House und Rapp in dieser Disco ist zwar nicht wirklich unser Ding, aber die zum Abschluss ist schon OK.

11 Jahre gewartet und nun endlich – Mit der Dicken ins Tal des Todes

“Die Wüste – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2011. Dies sind die Abenteuer der United Ténéristi, welche mit ihrer zwei Mann starken Besatzung tausende Meilen unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Tausende vom Kilometern von der Heimat entfernt dringen sie in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.” So murmel ich vor mich hin, als wir am 23.9.11 vor die luxuriösen Tore des Luxor Hotels treten. Natürlich tragen wir mit vollem Stolz unsere immer noch von den letzten Offroadmeilen geadelten Alpinestar-Boots und die Helme unter den Armen. Einige Touristen schnellen mit den Köpfen herum, als wir an ihnen vorbeimarschieren und wieder klicken die Kameras – Nein, wir gehören nicht zur Show :-) Unsere Triebwerke beschleunigen uns schnell auf die mittlere Reisegeschwindigkeit, und wie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird es mit jedem Meter, den wir uns dem Death Valley nähern, wärmer – nein heißer.

160 down to Badwater

Die Mojave Wüste bietet hier trotzdem allerlei Sehenswürdigkeiten für solche wie uns, die auch diese Laune der Natur schätzen. Weniger als 5 cm Niederschlag erreichen den Talboden über das Jahr. Wir befinden uns an einem der trockensten Punkte der Erde. Schnell entscheiden wir uns, der Furnance Creek Ranch einen Besuch abzustatten, um ein spätes Frühstück zu bekommen.

Mein breites Grinsen spiegelt sich im polierten Gehäuse des Thermometers bei “sommerlichen Temperaturen”

Pustekuchen, heißt es allerdings im Restaurant; das hat nämlich geschlossen. So begnügen wir uns mit einem Eis und füllen unsere  Wasserreserven auf. Das öffentliche WC funktionieren wir am Waschbecken kurzfristig zur Dusche um und speichern ein paar Liter des erfrischenden Naß in unserer Kleidung. Die heutige Expedition führt uns im Anschluss offroad nach Skidoo.

Heißer Ritt

Von der historischen Minenstadt ist leider nicht mehr viel zu sehen. Ausschließlich ein Wegweiser sowie ein Hinweisschild mit einer Abbildung des Ortes weisen noch auf die glorreichen Zeiten hin, als im Death Valley Silber, Gold und vor allem Borax gefördert wurden. Allerlei weitere Pistenkilometer bringen uns zum Towne Pass, an dem wir die Aussicht wie auch Beef Jerkey geniessen.

Stopp am Towne Pass

Spätestens an dieser Stelle wird einem klar, warum im Death Valley diese Dürre herscht. Die umgebenden hohen Berge schotten das Tal kräftig ab und Regen schafft es selten hinüber. Dafür erwarten uns nun wieder schwere Gewitterwolken.

Hier bleibt also das Wasser…

Schnurgerade führt der Highway immer weiter hinab in das Tal zwischen der Panamint Range und der Sierra Nevada.

Highway 190

Über Lone Pine erreichen wir bald Independence und finden kurz nach Einbruch der Dunkelheit einen kleinen Zeltplatz. Nach den heutigen 317 km ist es eine Wohltat, ein paar Minuten später am prasselnden Lagerfeuer zu sitzen.

Schöner stiller Zeltplatz in Independence

Lothar zaubert bald allerlei Dosen aus seinem Koffer hervor, die ich in den letzten Tagen eingekauft habe, und ich werfe nochmals Enchilladas auf den Rost über dem Feuer. Dieses Mal haben wir sogar an Alufolie gedacht 🙂  Chillis, Pilze, Oliven, Tomatenmark und allerlei weitere Leckereien (Ja – auch Beef Jerkey) lassen mich im Allradbecher eine leckere Füllung kreieren, die wir mit zwei Dosen Bier genießen. Wie gut es uns doch geht…

Sequoia und die Golden Gate

Na, wie soll man denn hier überhaupt aufbrechen können, wenn einem morgens so eine Aussicht entgegen blinzelt?

Camping in Independence

Mit was für einer Laune soll man starten, wenn die Sonne so lacht? So starten wir voller Tatendrang mit einer krassen Fehlentscheidung, die uns heute eine fast 1000 km Tagesetappe bescheren wird. Mit blumigsten Beschreibungen hatte ich Lothar von den Redwood Trees im Sequoia National Park berichtet. “Die solltest du nicht verpassen”, hieß es schon vor Tagen von mir. Logisch, dass wir deshalb heute nicht zu unserem nächsten Ziel San Francisco fahren, sondern uns erst einmal gen Süden aufmachen. Nachdem wir in Independence getankt und das Traumhaus fotografiert haben, geht es immer weiter dem Highway 395 folgend in den Süden.

Traumhaus und -himmel in Independence

Laut unserer Karte muss doch irgendwo die J 41 über den Sherman Pass in den Park führen! Doch so oft wir auch die Strecke hinauf und herunter fahren, wir finden den Abzweig nicht, und auch die Garmins sind wenig hilfreich. Schlussendlich fahren wir bis zur 178 in den Süden, um am Lake Isabella der 155 ins Herz des Sequoia Parks zu folgen. Über Roads Ends und Johnsondale geht es immer weiter durch tiefe Wälder. Dann aber beschließt Lothars Navi, dass wir auch gut bis zur Rente hier bleiben könnten und treibt uns lockere 40 Meilen tiefer und tiefer in die Wildnis. Quasi auf Luftlinie durch den Nationalpark sieht Garmin des Rätsels Lösung. Der wollen wir dieses Mal aber nicht folgen und nachdem wir zum 4. Mal “Bitte wenden” hören, wollen wir die Geräte am liebsten am Präsident Bush Tree vergraben. Geschähe ihnen recht :-). Nach zeitweiligem Umschalten in den Kompassmodus unter Zuhilfenahme der Karten und mit Glück finde ich dann aber doch noch einen Ausweg aus diesem Abenteuer. Gute 100 Meilen Umweg hat uns der Navigationsfehler gekostet.

Der Himmel droht nicht nur, wir sind in Regensachen unterwegs.

Es wird Zeit zum Tanken und mit den letzten Tropfen finden wir eine Tankstelle, wo es für schlappe 5 $ eine Gallone Sprit gibt – Poah! Wir tanken sehr sparsam. Dann haben wir Glück, eine Burgerbraterei zu finden, an der wir ein köstliches Mahl und ein paar Kubikliter Coke bekommen. Als wir hier aber unser Tagesziel bekanntgeben, werden wir ausgelacht: “San Francisco – today? No way!” heißt es nur. Außerdem wird uns ein Mammutgewitter prophezeit. Das kann ja heiter werden… So kommt es, wie es kommen muss, und die Fahrt wird zu einer Durchhalteübung. Über die 137 erreichen wir den Highway 99, auf dem wir über Stunden bis Manteca bleiben.

Long distance section

Es ist stockfinster, als wir um 21:30 in San Francisco eintreffen. Zum Glück finden wir unser Hotel an der Pforte zu Chinatown spielend und checken ein.

Das Grant Plaza Hotel in der Grant

Auch unsere treuen Begleiterinnen finden ganz in der Nähe einen sicheren Stellplatz. Die St. Mary´s Square Garageofferiert uns ein tolles Angebot: 7 $ sollen wir für die Übernachtung pro Maschine zahlen. Gegenüber den 27 $ in der weiter entfernten Garage ist das natürlich klasse. Ich frage noch ein paarmal nach, aber der Preis steht. Als die Moppets an ihrem Platz stehen, spendieren wir ihnen noch einen schnellen Service, und ich versuche das defekte Gewinde des Schalthebels mit Knetmetall zu retten.

Moppethotel :-))

Über die letzten Tage sind die Schaltwege immer länger geworden, und ich schätze  meine Chancen nicht allzu gut ein, dass das Knetmetall ohne Reinigung des Gewindes packen wird. Zudem entdecke ich beim Kettenschmieren die gelöste Ritzelmutter. Ich hatte das Ritzel mit Spannstiften gesichert, aber zumindest einer ist glatt abgerissen. Da hilft wohl nur noch ein Schweißpunkt. Wir werden uns darum kümmern…  Für uns geht es nun noch auf Erkundungsgang durch Chinatown, aber die meisten Geschäfte haben bereits geschlossen. Und da wir todmüde sind, ist der Abend bald beschlossen…

Tausend Meilen Stiefel in San Francisco

Der Blick aus dem Zimmerfenster zeigt uns ein diesiges China Town. Das kann uns aber kaum zurückhalten, die Stadt zu erkunden und ich habe schon sehr genau im Sinn, was heute auf Schusters Rappen erkundet werden soll.

Good morning Chinatown

In einer chinesischen Bäckerei statten wir uns mit allerlei seltsamen Knabbereien aus und ziehen mit der Papiertüte in der Hand los. Wenn wir die Karte richtig lesen, geht es bis zur Fishermans Warf immer fast geradeaus.

Pekingente zum Frühstück – not today

Natürlich kommen wir nicht ohne einzukehren durch das italienische Viertel. Hier gibt es noch einen leckeren Café Late  und auch die italienischen Teilchen werden von uns nicht verschmäht. Dabei fröhnen wir Email schreibend ausgeprägt dem Free WIFI via Skype. So gestärkt geht es immer weiter der Küste entgegen über die Achterbahn der Straßen von San Francisco

Lombard Street

Minuten später finden wir uns im Getümmel der Fishermans Warf wieder. Natürlich strömen wir mit über die Piers,

Pier

halten uns nicht wirklich fern von den örtlichen Spezialitäten und besuchen so manchen Giftshop und andere Shops.

Clam Chowder direkt aus den dampfenden Töpfen 

Und dann spielen auch wir mit dem Gedanken an eine Überfahrt nach Alcatraz, dem ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis, in dem Al Capone einer der prominentesten Insassen war. Wegen des großen Andrangs verzichten wir aber auf die Tour und begnügen uns mit einigen Blicken aus der Ferne auf den ältesten Leuchtturm der US-Westküste, welcher sich ebenfalls auf der Insel befindet.

Alcatraz

Eigentlich wollen wir mit der Cable Car zurück zur Grant Street fahren, der Andrang ist aber so groß, dass wir die Strecke noch einmal zu Fuß angehen. In den letzten Wochen haben wir ohnehin nicht gerade Riesenstrecken zu Fuß zurückgelegt; so kann ein wenig Bewegung heute nicht schaden.

Meile um Meile durch den Touristenstrom

Der Plan für den Abend ist dann schnell aufgestellt. Nachdem wir uns im Hotel frisch gemacht haben, wollen wir mit der Cable Car zurückkehren und den Abend in einer der zahlreichen Kneipen verbringen.

In der Cable Car geht es schneller…

Die Berge sind schon eine Herausforderung. Wir haben den Eindruck, die Einzigen zu sein, die sich den Marsch die Berge hinauf zu Fuß antun.

Die Küche wird hier reichlich versorgt

“Zu Hause” in China Town stöbern wir noch durch die Geschäfte und kaufen uns Reisetaschen, mit denen wir die Motorradkleidung im Flieger nach Hause transportieren wollen. Dabei werden wir noch von der “Rentnerband” des Viertels unterhalten.

Asian Feeling

Im Hotel angekommen nutze ich die Zeit, um weiter an der Homepage zu schreiben. Endlich komme ich einmal wieder ein paar Tage in der Berichterstattung weiter. Doch irgendwann bricht das Netz zusammen. An der Reception erfahre ich, dass der Server defekt ist. Um 23 Uhr soll das Ganze aber wieder funktionieren. So machen wir uns wieder auf zur Cable Car. Nur 200 m weiter steigen wir nach 10 Minuten Wartezeit ein, um zwei Blocks bis zur Powell Street zu fahren. Laut Hotelportier kostet uns die gesamte Strecke 6 $. Es ist ziemlich frisch geworden und ich ärgere mich, keinen Pulli angezogen zu haben. An der Powell Street zieht es mächtig. Kalter Wind und Nebelschwaden machen die 20 Minuten Wartezeit auf die nächste Bahn in Richtung Fishermans Warf unangenehm, aber tapfer stehen wir hier mit unseren Tickets in der Hand. Doch als die Bahn dann endlich kommt, will man die Tickets nicht akzeptieren und verlangt noch einmal denselben Betrag. Das gibt uns den Rest für heute, und bevor Lothar als Powell Street Killer in die Annalen der Stadt eingeht, brechen wir diesen Ausflug für heute ab. Zu Fuß geht es zurück gen Hotel.

Der Drachen in uns ist erwacht…

Durch die mittlerweile dunklen Straßen ziehen wir durch unser Viertel. In Chinatown sind die Bürgersteige schon lange “hochgeklappt” und alle Läden sind geschlossen.

Gate 2 Chinatown

Zu unserem Glück funktioniert aber Lothars Gespür ausgezeichnet, und wie am Faden gezogen findet er einen urigen Pub. Hier essen wir nicht nur lecker, sondern vertilgen auch das ein oder andere Guiness

Breites Grinsen ins Glas

Mit den letzten Gästen verlassen auch wir diesen gemütlichen Ort. Die Navigation stellt uns dann vor ernst zu nehmende Aufgaben. Sollen wir den Straßenschildern vor dem Pub trauen?

Is this true or a wrong way?

Nach diesem Abendspaziergang fallen wir müde in die Betten. Das Internet geht leider immer noch nicht, oder was soll es heißen, dass “diese Domain gelöscht” ist ? Na, das werden wir morgen sehen… gute Nacht…

Von der Golden Gate Bridge nach Santa Cruz

Morgens checken wir im Hotel aus und befreien die Wertsachen erst einmal aus den Hochsicherheits-Tresoren in der Lobby des Grant Hotels…

Chemical weappons in the box keeps the thiefs away :-)

…und holen uns die Dicken aus der Garage. Doch die Überraschung ist gelungen. Als wir die Tickets über die Theke der Garage schieben, trifft uns fast der Schlag. “37 $ klingt”, es uns entgegen und wir überschlagen uns nicht nur beim Rechnen. 7 $ x 2 Nächte = 14 $, mal zwei Motorräder = 28 $ plus Tax … Ergo: da stimmt was nicht! Lange verhandeln wir, nachdem wir erfahren, dass es sich bei den 7 $ nur um die nightrate handelte. Lothar schäumt vor Wut und auch meine Verhandlungen mit dem Management der Garage bleiben fruchtlos.

Ticket to get poor

Wir schieben den Batzen Dollar über den Tresen und verlassen geladen Garage und Stadt. Natürlich haben wir aber noch einige Aufträge zu erledigen in San Francisco. So suchen wir nach einem Jeans- sowie einem Adidas-Outletcenter, um die Mitbringsel für Lothars Freundin zusammen zu bekommen, und ich will dann doch einmal sehen, ob die Canon Objektive noch so günstig sind wie im Jahr 2000 am Fishermans Warf. Auch mein Arsenal an SD-Karten ist mittlerweile erschöpft. Meine Wünsche sind aber wohl zu hoch gesteckt. Besonders die Preise für SD-Karten sind im wahrsten Sinne des Wortes  “awesome”. Auch der Besuch eines Applecenters öffnet mein Portemonnaie nicht. “Man braucht einen Computer für den Computer?” entfährt es mir noch gegenüber dem netten IPad-Verkäufer ob der fehlenden USA Schnittstellen des flachen Schmeichlers… Neee, das lass ich dann mal auch noch… Auch das zerstörte Gehäuse meiner GoPro (ihr erinnert euch an den Trip bei Telluride?) kann hier im Elektronikmekka keiner ersetzen. Mist! Bei der Suche nach einer Werkstatt mit einem Schweißgerät geht es uns kaum anders, obwohl die Werkstätten zum Teil bestens ausgestattet sind. Hier schweißt niemand. Aber am anderen Ende der Stadt soll es div. Schweißereien geben. Tje – dann muss die lose Ritzelmutter eben noch warten… und halten. Nachdem wir auch im empfohlenen Stadtteil keinen entsprechenden Service finden, fahren wir erst einmal zur nächsten Attraktion.

An der Golden Gate Bridge ist natürlich wieder der richtige Zeitpunkt gekommen für einen ägyptischen Moment …

Lothar, “The Egyptian”

Doch in diesem Fall haben zahlreiche Touristen die große Auswahl, uns mit ihren Kameras zu bannen oder sich für Mitglieder der Reaggeyband  Black Uhuru zu entscheiden. Die sind nämlich gerade hier, um eine neue “Scheibe” zu promoten und hocken entspannt auf der Mauer der Aussichtsplattform. Schnell komme ich mit dem Sohn des Black Uhuru Mannes ins Gespräch, und natürlich gehe ich nicht ohne die neuste CD von ihm hier weg.

Funny Place
Mit dieser netten Erinnerung verabschiede ich mich für dieses Mal aus San Francisco, und wir verlassen die Stadt auf dem Highway 280 gen Süden. Unsere letzten Tage in den USA sind angebrochen und viel bleibt nicht mehr. So steuern wir Montery an. Das Glück springt uns wieder einmal zur Seite, als wir an einer Tankstelle  vor Montery Sam treffen.
Lucky meeting

Zuerst tauschen wir uns über unsere Maschinen aus. Er ist total begeistert von unseren Dickschiffen, und wir können unsere Begeisterung vor seiner Maschine auch nicht verbergen. Als ich von meinem Problem mir der Ritzelbefestigung erzähle, werden wir direkt aufgefordert, ihm zu folgen. Sein Freund hat eine Druckerei und kann zudem schweißen. Ruck zuck ist die Ritzelmutter professionell befestigt, und zur “Belohnung” dürfen wir uns auch noch die Druckerei ansehen. Da muss ich natürlich Fotos der alten Heidelberger Maschinen machen, mit denen hier höchst produktiv gearbeitet wird.

Kein Museum

Die Maschinen stehen in guter Gesellschaft mit einem VW-Käfer, liebevoll restauriert. Vielen Dank für Eure Hilfe! Wir entschließen uns heute, ein Motel zu nehmen. Nach einer ausgiebigen Marktanalyse fällt unsere Wahl auf ein kleines Motel direkt an der Hauptstraße. Rechts neben dem Motel sind einige Kneipen, und so ist der Abend anscheinend gerettet. Ein kurzer Blick ins WIFI gestütze WWW zeigt mir, dass meine Homepage wohl unwiederbringlich verloren ist. Ich starte verzweifelte Anfragen auf der Forenseite des Gratishosters, aber beim arroganten Ton der dortigen Moderatoren sieht es nicht danach aus, dass ich hier noch einmal Erfolg haben werde. Etwas gefrustet starten wir auf unsere vermutlich letzte Kneipentour in den USA (für dieses Mal).

Was uns erwartet, ist wirklich mager bis enttäuschend. Die Kneipen sind nahezu verlassen. Nur in schmuddeligen Hinterzimmern wird gezockt. Vor der Tür lungern zwielichtige Gestalten, und Mc. Donalds, Burger King, Kentucky Fried Chicken… um die Ecke haben auch schon geschlossen. Nach einem Bier verlassen wir dann auch Peggy Bundy hinter der Theke, und der Abend klingt bei Snacks aus der Tankstelle um die Ecke im Motelzimmer aus…

Von Malibu in die Stadt der Engel

Unspektakulär starten wir morgens vom Motel aus und fahren weiter an der Küste entlang gen Süden. Hier fällt es auch nicht schwer, den Highway No. 1 als spektakulär zu empfinden.

California dreamings

Heute werden wir die meiste Zeit an der Küste entlang fahren. Dumm nur, dass der Teufel hier Überholverbot verordnet hat. Immer wieder halten Touristen, die an jeder Kurve fast an- und den Verkehr irre aufhalten. Wer diese Strecke fahren muss, wird dabei sicherlich zum Tier.

Die Karte verspricht nicht zu wenig

Gegen Mittag kehren wir in einem Restaurant an der Strecke ein und genießen ein hervorragendes Essen. Dabei kann man von der Terrasse aus das Kleinstadtleben beobachten.

Mexikanische Küche vom Feinsten

Vor Malibu dann halten wir vor einem Mc Donalds, um nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten. Wir fragen hier und dort und bekommen den State Park empfohlen. Dann wird meine Dicke wieder einmal zum Motiv, als Max ein Foto von seiner Freundin machen will…

“I´m a Famous Star…”

Wir lachen uns halt schlapp über den “Filmproduzenten” aus L.A. und seine Freundin und starten zum State Park. Unverschämt – für den Platz zahlen wir glatt 47 $. Zudem ist er dann leider überhaupt nicht nach unserem Geschmack, weil er nichts außer Dunkelheit beim Zeltaufbau, einem Automaten für Duschmünzen und – zumindest das in Perfektion – Ruhe bietet. So brutzeln wir die letzten Vorräte auf dem Benzinkocher. Die Dunkelheit fordert schnell ihren Tribut in schwarzer Nacht. Und so kriechen wir in unsere Zelte. Good night Malibu Beach.

Natürlich ist der Platz, wie immer, mit reichlich Lehmboden ausgestattet. Es wird bestimmt kein Spaß, morgen die Zelte ein letztes Mal einzupacken. Hoffentlich regnet es nicht auch noch…

Diesig erwartet uns der Morgen und ohne große Umschweife packen wir zusammen. Dabei sehen wir natürlich aus wie Sau, als wir den Lehm mit den Händen vom Zeltboden entfernen. Die Dusche nutze ich kalt , weil ich hier nicht auch noch Geld für Warmwasser ausgeben will. Für die Platzmiete hätten wir woanders wohl ein nettes Motel bekommen… egal. Der Abschiedsschmerz hält sich in Grenzen, als wir den Platz verlassen.

State Park @ Malibu

Wir beschließen, zuerst zum Flughafen zu fahren, um die Flüge für morgen zu bestätigen. Kurz vor dem Airport in Los Angeles reißt mir noch mein Kupplungszug und ich bin froh, einen Reparatursatz von Polo dabei zu haben. Das Problemchen ist schnell gelöst und wir fahren den Flughafen an. Das ist jedoch nicht möglich, da Air Berlin erst morgen seine Schalter öffnet. Dann muss es eben ohne gehen, sagen wir uns, und suchen verschiedene Leihwagenfirmen auf. Unser Plan: Leihwagen mieten, damit zum Spediteur in Compton, mit einem Motorrad zurück den Leihwagen holen und dann das zweite Moppet abgeben. Aber wir entschließen uns doch anders und fahren zuvor zur Spedition. Wir wollen klären, ob wir nicht erst morgen die Moppets abgeben können.

Von der Rostlaube

Scheibenbus

bis zum edlen Oldtimer werden hier alle denkbaren Fahrzeuge weltweit versendet.

Schmuckstück

Doch Mike, unser Partner der In Time Spedition, ist hier seit Jahren nicht mehr. Die Adresse war falsch und man kennt auch seine neue Anschrift nicht. Panik – zum Glück habe ich seine Telefonnummer und ein Mitarbeiter erreicht Mike. Nur ein paar Meilen weiter finden wir ihn. Da die Abwicklung  nicht lange dauern wird, vertagen wir die Abgabe der Motorräder tatsächlich auf morgen. Sogar die Fahrt zum Flughafen ist mit dem Taxi möglich, das uns Mike ordern wird, und kostet ziemlich genau den Preis des Leihwagens – Bingo.  Jetzt lassen wir es uns natürlich nicht entgehen, am Venice Beach zu frühstücken. Zum Glück warnt man uns frühzeitig vor den gierigen Politessen, die sich auf jeden Parksünder stürzen und horrende Summen verlangen. So mieten wir uns kurzfristig einen regulären Parkplatz und können unser ausgiebiges Frühstück genießen, während wir den Geiern der Stadtverwaltung dabei zusehen, wie sie ihre Opfer ausplündern. Später am Strand sehen wir Fotografen, die Werbefotos für eine Schuhkette machen, und schnell sind wir wieder im Gespräch. Die Fotografin, deren Freund auch Motorrad fährt, ist kaum zu bremsen, auch von uns verrückten ‘Krauts’ Fotos zu machen. Einzige Bedingung – sie darf auch Fotos mit ihrer Kamera machen. Da sind wird dabei…

Und jetzt alle…

Schade, dass wir wochentags hier sind und auch das Wetter nicht gerade zum Flanieren einlädt. Gerne hätten wir ein paar Eindrücke vom Venice Beach gesammelt, wie man ihn “kennt”. Uns bleiben ein paar einsame Sportler bei der Morgengymnastik und das Schuhmodel, was lässig an der Mauer lehnt und das Kicken der Kameras über sich ergehen lässt.

Stille am Venice Beach

Wir nutzen jedoch die ruhige Situation schamlos aus und überzeugen einen Parkplatzwächter, dass wir unbedingt mit den Ténérés zum Strand vorfahren müssen. Schließlich sind wir Zehntausende Kilometer gefahren, um hier noch rasch ein paar Fotos zu machen ;-)

Malibu Beach

Natürlich wollen wir auch noch Suses Auftrag erfüllen, und so hat Lothar die Adresse eines Adidas Outlet Centers ausfindig gemacht, um für die Tochter seiner Freundin ein Mitbringsel zu besorgen. Da wir somit in Beverly Hills landen, ist auch klar, dass wir das Promiviertel auch einmal unter die Räder nehmen. Auffällig viele Autos Made in Germany stehen hier herum.

Ein weiteres Highlight wird die Fahrt nach Irvine zu Monika und Bernd, wo wir übernachten dürfen. Die Nutzung des Express Ways alleine ist schon cool. Dass das kalifornische Gesetz zudem Motorrädern erlaubt, zwischen den Fahrspuren zu überholen, ist der Kracher und stellt den Pariser Ring locker in den Schatten.

Bei Monika und Bernd

Bei Monika und Bernd werden wir herzlichst empfangen. Wir erzählen von der Tour und essen zusammen zu Abend. Vielen Dank für diesen letzten schönen Abend in den USA.

“In´n Out” so geht die Reise zu Ende

´

Das tragische Datum. Wir schreiben den 29.9.2011, und heute gehen unsere Flüge zurück nach Germany. Gestern Abend haben wir noch bis nach Mitternacht zusammen gesessen und gequasselt. Es war ein wirklich netter Abend. Auch beim Frühstück schaffen die beiden eine sehr nette Atmosphäre. Schade, dass wir los müssen. In einem In´n Out Burger essen wir noch, nachdem wir in einem Frey´s Markt keine tollen Sachen für uns gefunden haben. Die Preise der Elektroartikel reizen uns wenig zu einem Lustkauf von Ipad, Objektiven und Co. Jetzt heißt es nur noch, die Moppets abgeben und dann zum Flughafen. Doch was passiert nun? Knappe 300 Meter vor der Einfahrt in die Speditionshalle heult die Sirene eines Policeofficers hinter mir auf. Ran fahren und ruhig bleiben, heißt es nun.

L.A. Police

“Jungs, wo kommt Ihr her?” ist die erste Frage des Officers und schnell wird uns erklärt, warum wir angehalten wurden. Wir befinden uns absolut auf heißem Pflaster hier in L.A. South Central. Schießereien sind hier nahezu an der Tagesordnung und erst gestern wurde hier um die Mittagszeit ein Streifenwagen gerammt und beschossen. Also ab mit uns in die Halle, nicht zu Fuß hier herum laufen und vor allem vor Einbruch der Dunkelheit hier weg kommen, und zwar im Taxi! Übrigens fährt der nette Officer selber Motorrad (KTM LC-8) und will nächstes Jahr in die Pyrenäen. Natürlich tauschen wir Adressen aus.

“Gute Reise” vom Los Angeles Police Department

Bei Mike geht dann alles ganz schnell. Ratzfatz sind die Papiere geschrieben, und als wir unser Gepäck dann umgepackt haben, steht auch schon das Taxi vor der Türe.  Das wird ein schneller Abschied. Bye bye, macht es gut, und auf dass wir uns wohlbehalten und schnell wiedersehen…

Wir warten auf euch…

Wir haben zuvor noch Getränke und Knabbereien eingekauft, und so vergeht auch die Zeit am Airport wie im Fluge.

Waiting for a plane…

Bald sitzen wir Stunde um Stunde im Flieger wie die Hühner auf der Stange. Lothar bemerkt nur, dass zwar die Flächen in Hühnerställen tiergerecht geplant werden müssen, aber die Bestuhlung hier im Flieger menschenunwürdig ist. Unterstützt wird dieser Eindruck von dem unverschämten älteren Paar vor uns, die im Fünfminutentakt aufstehen und sich dann so in die Sitze fallen lassen, dass ich jedes mal denke, meine Kniescheiben werden zertrümmert. So wird der Flug zu einer andauernden Geduldsprobe für uns.

Völlig gerädert kommen wir in Düsseldorf an. Doch unsere Laune wird sofort gebessert, als uns Martin Nevi vom Flughafen abholt. Klasse, wie er dasteht und sein Ipad mit dem United Teneristi Logo hochhält! Vielen Dank, Martin. Einen besseren Empfang hätte es kaum geben können…

Die nächsten Tage kämpfen wir mit dem Jetlag und lassen diese tolle Reise Revue passieren.

Wir haben neue Freunde gewonnen, Amerika von seiner tollsten Seite kennengelernt und auf Monate Bilder für das Kopfkino gespeichert. Der Verlust der Homepage bringt auch für mich noch gute Seiten. Ich bin nun bei einem zuverlässigen Provider gelandet und habe die Reise beim Schreiben wieder und wieder erleben können. Dasselbe steht mir auch noch beim Erstellen der Diashow bevor, und so prägt sich vieles besser ein. Was ich nicht sofort zu schätzen gelernt hatte, sehe ich nun.

Toll, dass im Team mit dem Lietzclan so eine Reise überhaupt möglich war, bzw. der Entschluss dazu so schnell gefasst wurde. Schon jetzt stehen die ersten Termine zur Präsentation der Show fest. Bald könnt ihr hier sehen, wann das sein wird.

Frostiges Wiedersehen mit Abenteuereinlage

21.11.2011 Endlich ist es soweit.

Lothar und ich schnallen morgens um sechs den Anhänger an seinen Discovery und machen uns auf den Weg nach Bremen. Die Dicken sollen seit dem 13. im Land sein, und so wollen wir sie heute direkt an der Spedition abholen.

Morgens um 6:30 auf der A1

Mit viel Glück kommen wir ohne Stau durch und stehen bald vor der Spedition. Die gefürchteten Formalitäten sind im Handumdrehen erledigt, und wir stehen vor den beiden Schönheiten mit reichlich Abenteuer-Patina.

Reunited
…wieder vereint

Beim ersten Blick in die Koffer müssen wir dann aber doch erst mal schlucken. Wir hatten so schön getönt, mit der Schmutzwäsche und den einen Monat getragenen Stiefeln geht da eh keiner dran. Keine Sorge, es fehlt nichts, aber wir haben neue Freunde gewonnen. So haben sich meine Stiefel dank Schimmelbefall dem hippen Mattlook angeschlossen. Ein Styling, das nur bedingt meine Zustimmung findet…

“Stinkstiefel”

Die sechs Wochen im Bauch des Frachters haben ihre Spuren hinterlassen, und so ist meine Dicke noch immer in Urlaubsstimmung. Besonders meine Batterie beherrscht diese Einstellung perfekt und ist leer. Neidisch schaut die Dicke auf den Anhänger, auf dem bereits Lothars Dicke steht. Doch mit dem Bike-Start-System ausgestattet bekommt meine ST schnell die benötigte Stromtransfusion, und es erklingt bald die Ténéré “Erkennungsmelodie”. Wie habe ich das vermisst! Der auf gut 18.000 km leergebrannte Arrow gibt alles, und so begleite ich Lothar noch bis zur Tankstelle, an der ich die amerikanische Plörre im Tank mit richtigem Sprit vereine. Dann trennen sich Lothars und meine Wege, denn ich habe noch Resturlaub zu verballern und bis einschließlich morgen frei. Da soll es noch einmal kurz an die See gehen. Die 4° C sind da kein Hinderungsgrund, denn die Sonne lacht (noch). Dummerweise nimmt mir meine Liebste die sechswöchige Trennung wohl doch übel. Ob sie mitbekommen hat, dass ich mich in der Zwischenzeit nicht nur mit Heikos ST, sondern um ein Haar auch mit einer Afrika Twin vergnügt habe? Kurz vor der Rastanlage Hasbruch geht der Motor aus. Zum Glück kann ich noch bis an die Zapfsäule rollen und wir haben erst 15 Uhr. Die Panne wird doch wohl keine Herausvorderung werden…? Die ST springt zwar immer wieder an, geht aber jeweils nach 2-5 Sekunden wieder aus. So zerlege ich sie auf die Schnelle und schaue in die Vergaser. Was ich da hinter den Membranen finde, möchte ich doch gerne den Erfindern von E10 Sprit (in den USA gibts nichts anderes) direkt in den Rachen schmieren. X kleine schwarze Partikel haben sich da versammelt. Das schaut mir sehr nach aufgelösten Gummiteilen aus.

Feiner Sprit :-(

Die Membran selber scheint es nicht zu sein. Ich reinige alles mit Papiertüchern von der Tankstelle, Sprit und WD40, doch beim x-ten Startversuch ist die Batterie wieder leer. Knappe 100 km Autobahn konnten die Batterie eben doch nicht auf das alte Niveau bringen. Kaum habe ich meinen Tagesbericht ins Heft geschrieben, steht auch schon der gelbe Engel neben mir und hilft mit seinem Booster aus. Der ist zwar auch nicht besonders stark und hebt die Bordspannung gerade einmal auf 11,8 Volt an, aber ich nehme diese Hilfe gerne an. Doch der Bock ist nun nachhaltig beleidigt. So tippen die gelben Engel auf fehlende Zündfunken, suchen lange nach einem Fehler und geben schließlich auf. Auf dem Rücken eines  ADAC-Transporters soll es nun für die ST nach Hause gehen. So baue ich alles wieder zusammen und drücke, nun doch etwas gefrustet, noch einmal auf den Starter. Die Drohung, nicht auf den eigenen Rädern nach Hause zu kommen, hat wohl geholfen. Die ST springt an wie eh und je und läuft rund. Mit dem gelben Engel tausche ich noch einmal die Handynummern aus und mache mich auf den Weg nach Emden. Ich will Meer :-) Mittlerweile ist es schwer nebelig geworden und nun sind auch die 4° nicht mehr lustig. Es ist stockfinster und das Wasser des Nebels läuft mir in Strömen übers Visier. So nehme ich gleich in Emden angekommen das Hotel Kronprinz. Mindestens 20 Min. stehe ich dort unter der heißen Dusche, bis ich aufhöre zu frieren. Dann liege ich mit dem Ipad im Bett und schreibe übers hoteleigene WIFI. Ich bin todmüde und lasse mir sogar das vermutlich leckere griechische Essen aus dem Restaurant im Haus entgehen, wobei ich schon den einen oder anderen Gedanken an Gyros und Konsorten verschwende, da ich heute nur ein halbes Baguette verschlungen hatte.

Der Wecker klingelt mich um 6:30 wach. Ich habe geplant, früh zu starten, um bei schlechtem Wetter Zeit zu haben, oft zu stoppen und mich aufzuwärmen. Es ist immer noch finster und so mache ich langsam. Noch einmal dusche ich sehr heiß, um mir “Wärmereserven” einzulagern und frühstücke gemütlich. Um 8:00 ist es endlich hell und es heißt “Gentleman please start your Engine”. Die Dicke gehorcht auf Knopfduck, und so starte ich eine kleine Sightseeing Tour.

Fast null Sicht

Der Nebel verschlingt nicht nur die Sicht, sondern auch jegliche Hoffnung auf zügiges Weiterkommen.

Die Nebelhörner tuten

Die nunmehr 2° C machen sich mit dem Nebel gar nicht gut. Bei meinem ersten Etappenziel in Nordhorn sitze ich total vereist im Mc Donalds bei  heissem Kakao, um mich aufzuwärmen.

Scheiße kalt

Das Visier war auf der Autobahn total zugefroren und auch meine Jacke hat eine “Swarovski”-Dekoration des Winters bekommen. Auch die Dicke ist damit verziert worden und hat so etwas “Glanz” ab bekommen.

Winter Swarovski Look

Nach dem Kakao  geht es weiter – leider sehr schleppend und auch die mittlerweile auf 0° C gefallene Temperatur ist nicht sehr hilfreich. Kurz vor Essen haben sich die Partikel wohl wieder ihren Weg in den Vergaser gebahnt und der Motor läuft nur noch auf einem Zylinder. Zumindest komme ich aber so nach Hause. Ich werde den Vergaser in den kommenden Tagen erst einmal durch das Ultraschallbad jagen. Eine ordentliche Wäsche gönne ich der Dicken sofort.

Mit dem Versprechen, bald wieder mit ihr zu starten, schließe ich den “Stall” hinter der Dicken.