2014 Abwegig auf den Balkan

Herbstreise 2014 der united Teneristi

Am 26. September schwingen wir noch einmal die Schraubenschlüssel, um „mal eben“ die Bremsscheiben an der Superdicken zu tauschen. Nach 90.000 km ist es soweit und das Mindestmaß ist unterschritten. Um 10:30 erlöste mich mein Anruf bei King Bikes in Remscheid. Die Scheiben sind endlich angekommen. Also nix wie hin und montieren lassen. Damit ist dann auch die 90.000er Inspektion abgehakt, und ein Papierbündel wechselt aus meiner Urlaubskasse über den Tresen.
Kaum 2 Std. später ist alles aufgeladen und wir feiern „Rollout“ und dampfen ins Tal, um schnell noch die Plakate für die nächste Show am 24. Oktober bei Polo zu platzieren. Dabei pumpt die Bremse leider etwas. Haben die neuen Scheiben einen Schlag?
Erst abends halten wir in Heilsbronn bei Steffi & Jörg; nach einem leckeren Abendessen und reichlich Bier geht es in die Koje.
Morgens kümmern wir uns noch einmal um die Moppets. Latus lässt sein Vorderrad sinnfrei wuchten (bringt gar nichts) und wiegt auch seine neuen Bremsbeläge beim KTM-HÄNDLER in Gold auf. Ich versuche dem Schlagen der Bremse auf die Spur zu kommen, überprüfe die Montage, kann aber auch nichts verbessern.
So starten wir mittags, um uns bis zu einem See bei Tabor in Tschechien durchzuschlagen.

Zum Glück sind alle Zeltplätze bereits zu, und nach einem Insidertipp zelten wir wild direkt am See mit standesgemäßem Lagerfeuer.

Camp CZ am See bei Tabor

Heute gibt es Chili vom Benzinkocher und reichlich Bier aus dem Tesch-Allradbecher… Sehr früh ist es dunkel und wir bald in der Koje, weil die 7° C nicht dazu einladen, lange draußen zu sitzen
Am Morgen ist alles klatschnass vom Tau und der See liegt unter tiefem Nebel verborgen.  Nach einem schnellen Frühstück starten wir gen Bratislava. Schon um 10 Uhr haben wir die ersten 100 km hinter uns. Immer geht es durch kleine Ortschaften und an Feldern vorbei. Der Nebel verzieht sich erst mittags. Dann wechseln die morgendlichen 10° C  auch bald zu 25°. Bei prächtigem Wetter schüsseln wir knapp an Wien vorbei nach Bratislava. Die Nacht verbringen wir in einer kleinen Pension in einem Mini-Dorf und bekommen neben dem Zimmer für 20 € auch für 16 € ein Zwei-Personen-Menü, mit dem wir uns vollständig abfüllen. Einfach kann so toll sein.

Der Sprung nach Ungarn

Um 10 Uhr haben wir heute schon wieder die ersten 100 km geschafft und nebenbei die Grenze nach Ungarn überschritten. Schlagartig wandelt sich das Wetter so, dass der Wunsch, das Innenfutter aus der Hose zu nehmen immer größer wird. Über idyllische Sträßchen geht es gen Balaton, doch dort werden wir enttäuscht. Wir fahren bestimmt 10 Campingplätze an, aber mit dem Saisonende sind auch diese verwaist. Erst gut 120 km weiter südlich finden wir einen von Holländern sehr ordentlich geführten Platz, der neben Wifi alles bietet — auch jede Menge Mücken, die sich schon während des Kochens im den Trangia Pötten an ihre Leibspeise machen wollen.

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So nehmen wir unser Abendessen besser nur mit Schutzausrüstung ein… Es ist keine 20:00 Uhr und mit der Dunkelheit senkt sich die Ruhe über uns. Die letzten Grillen werden immer leiser, auch die Geräusche der nahen Landstraße verklingen bald. So muss ein Tag ausklingen und alles ist gut. Morgen werden wir das nächste Land unserer Reise erreichen und sind schon jetzt gespannt…

Up to Serbia

Nach einer vorzüglichen Dusche auf dem schönen Campingplatz in Magyaregregy starten wir heute sehr entspannt im Sonnenschein. Das Futter der Büse STX-PRO Hose bleibt so heute zum ersten Mal im Koffer. Über kleine Buckelsträßchen geht es im Schweinsgalopp nach Baja immer der Serbischen Grenze entgegen.

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Im Café wird so erst einmal ein Milchkaffee geschlürft. Die Sonne knallt genauso, wie wir es uns wünschen…
Dann beginnt die wilde Fahrt 🙂
Wir folgen dem Tipp eines Holländers und überqueren die Grenze nach Serbien, um gleich drauf nach Kroatien einzureisen. Die kroatische Schweiz verpassen wir allerdings. Die Gegend ist potteben und stinklangweilig. Ein Straßendorf reiht sich an das nächste, und die Langeweile reißt uns fast vom Moppet. Einer grasenden Schafherde zuzusehen ist fast Thriller gegenüber dieser Trübsal.
So bekommen wir gerade noch rechtzeitig die Kurve, verlassen Kroatien wieder und fahren nach Novi Sad, um nach einem Campingplatz zu suchen. Der soll hier ganz nahe der Donau sein. Aber in dem Gebiet gibt es außer vielen fragwürdigen Kleingartenparzellen nichts. Die Nacht bricht über uns herein, und nachdem wir ein paar mal gefragt haben, nehmen wir uns eine nette Hütte hinter einem sehr gemütlichen Restaurant. Das kann man mit Fug und Recht „aus der Not eine Tugend machen“ nennen.
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Bei typischem Essen und lauter Musik lassen wir den Abend mit ein paar Bier ausklingen…Morgen wollen wir nach Belgrad.

Quer durch…

Die kurze Strecke nach Belgrad wird zur heutigen Geduldsprobe. Der Verkehr kann nur als geplantes Chaos bezeichnet werden, und ich lasse mich zu der Aussage verleiten, dass Serbien überhaupt nur „ruhenden Verkehr“ hat. So langsam kommen wir in der wieder mal einschläfernd langweiligen Landschaft voran. Umso quirliger ist Belgrad selber. Hier blüht das Leben; man kann gar nicht genug schauen. In New Belgrad trinken wir einen Kaffee bei einem Moppettreff und genießen die Sonne. Eigentlich sollte man hier mehr als nur einen Tag verbringen. Das durfte ich bereits bei einem geschäftlichen Besuch erleben. Die Stadt hat Flair.

Anschließend machen wir uns auf zu einem Campingplatz weiter im Süden bei Cacak. Bis Valjevo zermürbt mich die ereignislose Landschaft dabei dermaßen, dass ich sogar als Tourist ans Auswandern denke.

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Hier kehren wir erst einmal ein und bemerken erneut den gigantischen Unterschied zwischen Stadt und Land. Dann kommt Freude auf, denn die Straße durch die Berge kann es auch mit dem heimischen Bergischen Land gut aufnehmen.
Die Anfahrt zum Zeltplatz ist der Clou des Tages, müssen wir doch eine lange Furt durchqueren. Doch was uns hier erwartet, ist nicht einmal die verlangten 12  € wert und nach einem Blick in die sanitäre Katastrophe kehren wir dem Platz abermals durch das feuchte Vergnügen der Furt den Rücken, um in einem überteuerten Hotelzimmer in Cacak die Nacht zu verbringen.

Furt zum Camp

Gute Nacht und bis Morgen…

Am Ende wird es gut

Wir starten den Tag bei mäßigem Wetter und hängen dem Gedanken an ein ordentliches Frühstück noch ein wenig nach. Dafür aber auch noch extra zu bezahlen, danach steht uns nicht der Sinn. Und so muss eine Packung Kekse reichen. Die Strecke verspricht von Anfang an mehr. Wir gleiten durch die Bergszenerie, was uns viel Spaß macht bis zum von der Unesco geförderten Kloster tief in den Bergen. Das wiederum ist ein echtes Highlight. Schon im 12 Jh. gegründet, wurde das Kloster bald das wohlhabendste und wichtigste der Serbischen Klöster. Zahlreiche Fresken bewundern wir im Inneren des großen Areals.

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Die Fahrt hierhin war schon ein Leckerbissen; was nun aber folgen soll, wird ein weiters Highlight. Es geht weiter in den Kosovo nach Mitrowiza. Nachdem wir sehr freundlich und schnell abgefertigt werden, schrecken die zahlreichen Fahrzeuge der Kfor-Truppen schon etwas ab. Besonders die schwer geschützten Checkponints sind schon gewöhnungsbedürftig. Gepanzerte Fahrzeuge stehen hinter steinernen Schutzwänden…
Doch wir werden überall freundlich durchgewunken und sind überrascht, den Euro als Landeswährung zu finden. Wieder eine Bildungslücke geschlossen! In der Stadt genehmigen wir uns einen Kaffee und ich kaufe eine neue Speicherkarte für die Garmin Virbs.
Dann folgen wir dem vom Garmin Zumo 590 vorgeschlagenen Weg nach Plav in Montenegro. Dass der Weg schnell zur Offroadpiste in die Berge mutiert, macht erst mal nur Spaß. Die Betonpyramide, welche den Weg blockiert, wird höflich ignoriert. Erst 30 km weiter stellen wir fest, bereits in  Montenegro zu sein. Ein Dorfpolizist versichert uns, die Strecke sei zwar geschlossen –  verboten…, aber das sei nicht weiter tragisch. Wollen wir hoffen, dass dies bei der Ausreise aus Montenegro nicht anders gesehen wird, wenn keine offizielle Einreise vorgewiesen werden kann.
Wir finden den tollen Zeltplatz Lake View mit hervorragender Küche und beschließen den Abend glücklich und satt. Von der Ausstattung her ist der Platz nicht sehr erwähnenswert, aber die Lage und die Freundlichkeit, mit der wir empfangen werden, ist eine Reise wert. Das Essen ist einfach, ursprünglich und total lecker.

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Bis zur Grenze ist es heute nahezu ein Katzensprung. Leider weckt mich schon im Dunkeln das Trommeln der Regentropfen auf dem treuen Wechsel-Zelt. Das hat schon ganz andere Abenteuer überstanden, und so wird es auch diesmal wieder einem nassen Transport gelassen entgegen sehen. Wir finden zeitig den Absprung und stehen wenig später an der Grenze zu Albanien. Schon die Baracken und äußerst einfache, wenn auch sehr freundliche Abwicklung lassen uns ahnen, dass wir uns hier wohlfühlen werden.

Flugs sind wir als einzige Grenzgänger in eine Kladde eingetragen und der Schlagbaum wird geöffnet. Schon 10 m hinter der Grenze ist Schluss mit Lustig; eine üble Piste beginnt. Allerdings nur, bis nach einem km eine Asphaltstrecke in NRW-Qualität folgt. Nach einigen Kilometern fordert uns das Garmin zum Verlassen des Aslhaltbandes auf. Ein Kommando, dem wir immer bereitwillig folgen. Direkt fordert der Track echte Nehmerqualitäten von Mensch und Maschine – im leichten Regen durchaus eine Herausforderung. Steil geht es hinauf und herab. Die Strecke will kaum enden. Über den Pass hinweg sind wir hauptsächlich im Stehen unterwegs und gleichen so derbe Absätze, Felsformationen und Schlapppassagen aus. Immer wieder wartet allerlei Getier auf dem Weg: Schweinerudel, Ziegen, Schafe und Rinder fordern immer wieder zur Vorsicht auf. Diesen wie den ungesicherten Abgründen nicht zu nahe zu kommen, ist eine Herausforderung. Die entgegenkommenden LKW aus Vorkriegszeiten ein Abenteuer. Die Fahrt ist sportlich anspruchsvoll und die Aussichten sind grandios.

Albanien Trucker

Irgendwann treffen wir auf ein reiseerfahrenes deutsches Pärchen mit VW-Bus und einer Suzuki auf dem Heck und kommen bei einem Kaffee in einer Ortschaft ins Fachsimpeln.
Im Anschluss geht es noch einmal on Piste bis zur Passhöhe. Eine Traumstrecke, die wohl auch  bald unter einer Asphaltschicht begraben sein wird. Ab der Passhöhe wird nämlich fleißig dank EU-Geldern daran gearbeitet. Aber auch diese Strecke ist ein Traum.

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Leider ist dann aber dank unseres nächsten Ziels der Fahrspaß beendet.  Wir halten auf Tirana zu. Der Verkehr wird immer chaotischer. In Tirana weicht dann dem freien Himmel eine penetrante Umweltverschmutzung. Der Smog kann locker mit dem Messer geteilt werden, so steht der Dunst wie eine Wand in den Straßen. Nichts für Menschen mit Atemproblemen! Wir genehmigen uns eine große leckere Pizza und zwei Coke Zero für 8 € und steuern eine Handvoll Hotels an, die aber alle keine Parkmöglichkeit bieten oder schlichtweg zu teuer sind. Selbstverständlich wurden wir von den Einheimischen immer in das Botschaftsviertel verwiesen mit Hotelpalästen, bei denen wir uns kaum auf das Grundstück trauen, um neben Luxuslimousinen zu parken. So wird das nichts und wir verlassen Tirana nicht böse, wieder frei atmen zu können. Wir landen um kurz vor neunzehn Uhr in der einsetzenden Dunkelheit in einem Hotel an der Autobahn nach Durres. Für knapp 20 € gibt es im Delta Hotel einen Garagenplatz für die Moppets und ein geräumiges Zimmer mit mehreren Betten für uns. Der Zenit der Reise ist erreicht.

Albanischer Grenzposten

Morgen geht es wieder Richtung Norden. Mal sehen, was wir noch alles erleben werden.  Das ein oder andere Highlight erwarten wir schon noch 🙂 Beim Abendessen studieren wir die Michelin Karte.

Auf nach Shengjin

Am 4.10.2014 brechen wir auf, um den zweiten Teil der Reise anzutreten. Von nun an wird uns der Weg wieder Richtung Norden bringen. Dass das aber nicht mit dem Ende des Abenteuers verbunden ist, wird sich bald zeigen. Das startet nämlich gerade heute so richtig los. Die Küstenstraße in Richtung der Berger zu verlassen, ist immer eine gute Idee, und bald schon wandelt sich das gute Asphaltband in eine Schotterpiste, die sich immer weiter in die Berge schlängelt. Bei einem unglaublich guten Kaffee, schon tief in den Bergen gen Burrel, halten wir noch einmal an.

Albanischer Kaffee

Hier ergibt sich auch die Gelegenheit, im angeschlossenen „Supermarkt“ ein feines chinesisches Vorhängeschloss zu erstehen, das mein heraus gerappeltes Kofferschloss ersetzen kann. Diese Piste (abgepackt in kleine Fläschchen) könnte sicher jede Verschraubung problemlos lösen.

China Schloss

Auf den kommenden Kilometern befinden wir uns endlich in dem Abenteuer, das wir uns ersehnt haben. Die Piste windet sich immer höher in die Berge; andere Menschen haben wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und nur noch Wildtiere lassen sich vereinzelt blicken. Bis Burrel geht es so über die bis zu 1700 m hohen Berge.

Up to Burrel

Der Stadtname Burrel hat es im Albanischen zu einem anderen Wort für „Hölle“ gebracht, denn im dortigen Gefängnis kerkerte die kommunistische Regierung zahlreiche politische Gefangene neben gewöhnlichen Kriminellen, aber auch Klerikern ein. Der Ort war lange berüchtigt. Erst nach dem politischen Umsturz wurde das Gefängnis zu einem Museum umgestaltet. Die Stadt selber hat (nachdem Italienische Truppen die Häuserder Stadt 1943 abfackelten) wenig zu bieten; sie besteht großteils aus Plattenbauten. Nachdem die zahlreichen Minen in der Umgebung geschlossen wurden, ging hier so manches Licht aus. So treten wir die Weiterreise auch schon nach einer Erfrischung auf dem Marktplatz an und folgen der SH-6 über Baz wieder zur Küste. Dabei genießen wir die atemberaubenden Gebirgspisten und grandiosen Ausblicke.

Albanische Brücke

Der Zufall lässt uns abends einen unvermutet guten Zeltplatz bei Shengjin finden. Der Camping Rivíera ist der Anlaufpunkt an der Küste bei Lezhe und bietet neben gutem Essen (und leckerem Bier) eine gepflegte Poollandschaft sowie erstaunliche Sauberkeit.

Da stört es kaum, dass die Toilettenkabinen mit den Französischen Stehklos auch gleichzeitig als Duschkabinen herhalten. Wie gesagt, sauber ist es.

Montenegro

Am 5.10.2014 geht es für uns weiter die Küste hinauf nach Montenegro. Immer der Küste entlang schlängeln wir uns weiter gen Norden. Dabei halten wir ab Pobrde intensiv nach einem geöffneten Zeltplatz Ausschau, doch das Ergebnis ist bescheiden. Wir nutzen die Offroad Funktion des Garmin und durchkämmen die Halbinsel Stunde um Stunde. Dabei finden wir zwar zahlreiche Zeltplätze, die sind aber leider alle schon geschlossen. Dabei wird es bei wachsender Dunkelheit immer weniger spaßig, offroad durch die Steppenlandschaft am Meer zu pflügen. Das Licht wird einfach immer knapper. Als wir beschließen, ein Hotel aufzusuchen und wir uns nun nur noch auf die Onroad Funktion verlassen wollen, werden aus Katzensprüngen zum nächsten Waypoint kilometerlange Strecken im 2-stelligen Bereich. Wir sind heilfroh, als wir das Art Media Hotel in Zanjic erreichen.

Art Media Hotel Zanjic

Das entpuppt sich schnell als reiner Glücksfall, natürlich nicht zum Campingpreis, aber diese Oase der Gemütlichkeit überzeugt uns schlagartig. Eigentlich sollte man hier länger bleiben, doch unsere Zeit ist leider begrenzt. So müssen wir das Angebot der Schiffstour am nächsten Tag ausschlagen und treten etwas bedröppelt im Regen die Weiterreise an. In meinem Garmin Zumo 590 findet dieser Waypoint aber auch ein Zuhause, und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Besuch.

Der Regen soll uns nun auch die nächste Zeit begleiten. Wir fahren in nordwestlicher Richtung über die Serpentinenstraße M-4  nach Vilusi und überqueren die Grenze nach Bosnien, um schließlich nach Kroatien einzureisen.

Kroatien überrascht mit einem „Ausritt“

In Dubrownik stehen wir wieder einmal von dem Übernachtungsproblem, weil wir keinen Campingplatz finden können, der geöffnet ist. So landen wir in einem Ferienzimmer mit einem herrlichen Ausblick vom Zimmer auf eine 30 cm entfernte Betonwand.

Heute am 7.10.2014 starten wir wieder einmal im Regen. Es ist bei weitem nicht so nass wie noch gestern Nachmittag, aber wir wechseln ständig von nasser auf trockene Fahrbahn und umgekehrt. Immer der Küstenlinie entlang genießen wir dennoch die Fahrt, und die trockenen Abschnitte machen sogar richtig Laune. Vorbei sind die Zeiten, als die Touristenströme die sommerliche Küstenstraße verstopften, und so geht es zügig mit schöner Aussicht immer weiter. Zum Glück sind wir schon lange unterwegs und so ist unser Übermut gedrosselt. Auf der Bergstrecke bei Krucicia wäre mir das sonst noch mehr zum Verhängnis geworden, als mein Hinterrad beschließt, auf regennasser Fahrbahn einen Ausritt zu wagen. Später werde ich Latus sagen, dass ich seit dem Moment noch vorsichtiger in regennassen Kurven bin. Dass er darauf entgegnet, dass es eine Gerade war, irritiert mich dann noch mehr. Doch des Rätsels Lösung ist die fette Dieselspur auf der Fahrbahn, die Latus fast schon von den Füßen reißt, als er mir zu Hilfe kommt. Das Moppet hat wenig abbekommen. Koffer und Kardanschutz sind verkratzt…

Auf die Gefahr hin, dass einige Wissendere nun den Kopf bedenklich schütteln, diagnostiziere ich mit Hilfe der Glasgow Coma Scale meinen Zustand. Der Helm hat einen ordentlichen Einschlag; an der Hinterseite ist er reif für die Tonne. Da ich aber fast sofort wieder da bin, mein Schwindel vorübergeht und es mir auch nur bedingt schlecht ist, beschließe ich nach einer Pause, die Fahrt fortzusetzen — das natürlich mit moderater Geschwindigkeit. Nicht auszudenken, wenn wir an dieser Stelle deutlich schneller gewesen wären, Gegenverkehr gewesen wäre, eine Kurve am Abgrund…. Erstmal muss ich mit dem Helm weiterfahren – was soll ich machen? Aber klar ist, dass der X-Lite 554 an dieser Stelle eigentlich nichts mehr auf meinem Kopf zu suchen hat. Zu Hause werde ich einen neuen ordern.

Über Bosnien geht es immer der Küstenlinie folgend nach Kroatien bis nach Grabovak in Slowenien, wo wir ein Appartment nehmen.

Grabovak Slo

Grabovak Appartments hat den Vorteil, dass der Diskount unten im Haus mit dazugehört. So kann man sich optimal versorgen, und die Zimmer sind sauber und gemütlich, dabei günstig.

Auf dem Weg zur Theme nach Ptuji (der ältesten Stadt Sloweniens) besuchen wir noch das Karlovac Museum Space for the Future – Remenbering the Homeland War.

Dieser Ort ist wieder einmal einer derer, die einen ganz still werden lassen. Auch wenn Besucher hier ihre Kinder auf den ausgestellten Panzerfahrzeugen spielen lassen, kann das Grauen dieser Kriegsmaschinen auf uns übergreifen und lässt uns Kopf-schüttelnd diesen Ort verlassen. Hoffentlich tragen Orte wie dieser dazu bei, Kriege zu vermeiden.

Wir verlassen diesen Ort und fahren entlang der Grenze zu Bosnien nach Ptuji, um wieder einmal auf dem Zeltplatz der Terme von Ptuji zu übermachten.

Natürlich nutzen wir auch die Terme wieder ausgiebig. Für 35,- € übernachten wir mit 2 Zelten und nutzen die Terme.

Slowenien

Und endlich ist das Wetter auch wieder mit uns. Wir genießen die unglaublich idyllische Landschaft und schwingen durch die Landstraßen, von denen wir gar nicht genug bekommen wollen. Der Weg nach Ungarn ist so eine wahre Freude; verschiedenste Weinberge begleiten uns den ganzen Tag. Bis Bratislava genießen wir so die Fahrt in Slowenien und Ungarn bei strahlendem Sonnenschein. Klar darf auch ein ungarischer Eiskaffee nicht fehlen.

Eiskaffee Ungarn

Auch nach der Grenze zu Österreich halten wir uns weiter nordöstlich. In Nove Mlyny bei Pilsen in Tschechien landen wir am 9.10.14 abends auf einem Campingplatz und teilen diesen mit „Hausschwein-großen“ Mücken. Nicht nur deswegen verbringen wir Stunden bei „Tschechien sucht den Superstar“ und zahlreichen alkoholischen Getränken in der Bar des Campingplatzes und verbringen den Abend mit den 60+ Herbergseltern mit viel Spaß.

Am 11.10.2014 geht es weiter quer durch Tschechien, und die Weinberge begleiten uns noch eine Weile.

Weintenere

Erst in Lipotov bei Cheb rasten wir auf einem Campingplatz am See, auf dem wir nicht zum erstenmal sind. Die Reise neigt sich dramatisch dem Ende zu und nun stehen nur noch Autobahnetappen und das Räuchertreffen zwischen uns und dem Arbeitsalltag.

Das Treffen wiederum ist der krönende Abschluss der Fahrt unter Freunden. Was könnte schöner sein, als das gerade Erlebte direkt mit Brüdern im Geiste zu teilen?

Und so endet diese Reise wie sie begann – am Lagerfeuer…

Räuchertreffen 2014