Da ist ein bisschen Urlaub in Sicht und die nächsten 10 Tage wollen verplant werden.Kurzentschlossen buchte ich am 23.9.2007 das Sonderangebot des DB Autozuges. Ein Preis – egal wohin.
Da bin ich doch dabei. Wohin? Was ist den noch frei im Süden Europas? schon bald nach dem Anruf bei der Bahn packe ich meine 7 Sachen und die Dicke und fahre nach Düsseldorf, um dort verladen zu werden. Während die Dicke fachkundig auf dem Trailer des Zuges verzurrt wird, um sich völlig entspannt in den kommenden Stunden nach Livorno karren zu lassen, ziehe ich ins Liegewagenabteil ein, quassel mit meinem Mitreisenden, lese den aktuellen Spiegel und freue mich auf bella Italia.
Am nächsten Morgen falte ich meine Beine wieder in funktionsfähige Position und knabber mein karges Frühstück. Die Sonne lacht, Mann und Maschine sind schnell entladen und sofort schlage ich die Richtung zum Hafen ein. Möglichst noch heute will ich weiter auf die Insel. – welche?
Egal ! Ich lasse mich wieder einmal darauf ein vom Schicksal gelenkt zu werden und folge instinktiv der Sonne oder Straßenschildern die zum Hafen führen.
Um 17 Uhr ist dann auch Verladung und es geht für schlappe 25,50 EUR nach Oblia in Sardinien.
Als die Fähre dann ihren Bauch öffnet und mich an Land brummen lässt, ist die Entscheidung schnell getroffen. In den Süden soll es gehen. Die Straßen Sardiniens haben da aber eine andere Absicht und führen mich ins Landesinnere, zurück nach Olbia, zum Flughafen…. Irgendwann kurz nach 1 Uhr nachts (ich habe bereits den Sardischen Nieselregen bei Nacht kennen gelernt) öffnet mir dann ein freundlicher Platzwart das Tor zum Campingplatz „Tavolara“ in /Loin Porto San Paolo. Leider darf die Dicke nicht zu mir ans Zelt, aber die kurze Trennung werden wir überstehen. Todmüde falle ich auf die Term A Rest. Der erste Sardische Tag vergeht im Nu. Ich kaufe mir eine Sardische Karte und genieße den Blick darauf bei einem Espresso. Nun sind die Weichen gestellt. Ich drehe den Wolken über meinem Espresso den Rücken zu und fahre über feinste Gebirgsstraßen auf die Westküste zu. Sogar einige Schottereinlagen hat man für mich auf der Strecke platziert…
Nur 100 m vom Strand finde ich denn auch einen Zeltplatz und genieße den Sonnenuntergang bei einer Flasche Rotwein. Der geniale „Allradbecher“ , welchen ich zu meinem 10-jährigen Tesch-Treff -Jubiläum von Bernd Tesch bekommen hatte begleitet mich auf jede Reise. Da kommt kein Weinglas und Teller mit. Denn wenn das schon lange nicht mehr stehen kann, – der Allradbecher tut es.
Nach ein Paar Fotos vom Sonnenuntergang kämpfe ich mit einer heißen Dusche gegen die „Nebenwirkungen“ der der Mitropa-Klimaanlage aus dem Autoreisezug an.
Dann lege ich mich zufrieden ins Vaude Zelt, während der Wind an Zelt und Wäscheleine zerrt. Dass das Zelt nicht abhebt, ist schon ein Wunder. Aber das /Mark III/ überzeugt eben immer wieder. Schneller habe ich noch kein Zelt auf gebaut und unter optimalen Bedingungen reichen zwei Heeringe. Hier ist der Wind aber nun fast zur Bestform aufgelaufen. Das ist optimal für die Kamera, denn nun ist richtig Action angesagt zwischen den Steinen am Meer. Ich packe nach dem Frühstück und der Fotosafari am Meer und fahre zum Fährhafen. Das Wetter ist mir einfach zu „heimatlich“, und deshalb soll es nach Korsika gehen. Das Surferparadies bei Costa Palau, was ich unterwegs besichtige, ist schon ein Wahnsinn. Die Mädels und Jungs rasen nur so übers Wasser und die Kiter legen die besten Kapriolen hin. Klasse, schon das Zusehen macht Spaß und ich vergesse die Zeit, während die Eos den Speicher der SD-Karte füllt.
Mittlerweile zeigen sich deutlich die Folgen der Klimaanlage und ich fühle mich nicht wirklich Fit. Auch das von Süden her aufziehende schlechte Wetter treibt mich so weiter gen Norden. Somit muss ich mein Sardinien Abenteuer wohl bald beenden.
Gegen den Wind anfahrend, erreiche ich die Fähre bei /S. Teresa Gallura/. Doch meine Hoffnung, noch heute Korsika zu erreichen, wird mir ganz schnell von der „Ordnungsmacht“ hinter dem Schalter der Sardemarfähre zunichte gemacht. „Heute geht keine Fähre mehr. Kommen Sie morgen um 11 Uhr wieder“, knattert es mir aus dem Schalterraum entgegen. Ich versuche wenigsten ein Ticket für morgen zu erstehen; das ist aber auch nicht möglich. Mist – jetzt muss ich mir doch noch einen Zeltplatz für die Nacht suchen. Fündig werde ich beim Platz /“La Licca/“. Weil ich friere und mich der Wind verfolgt, habe ich wenig Sinn für den nett angelegten Platz. Wie war das noch bei der Anmeldung? „Yes- hot shower!“ Das ist wirklich nicht gelogen. Selbst bei diesem kalten Wind hätte ich die Außendusche nutzen können, ohne zu frieren. So dusche ich ausgiebig und ziehe mich danach ins Zelt zurück. Der Erkältung rücke ich heute Abend, zum ersten Mal unter der Apsis kochend, mit heißer Zitrone zu Leibe. Draußen tobt der Wind und ich hoffe, die nahe Straße lässt mich trotzdem in den dringend benötigten Schlaf kommen. Das mit dem Schlaf klappt übrigens gut, obwohl der Schluck Wein zum Einschlafen mit der Diclo-Pille vom Mittag zuvor wenig harmoniert hat. 🙂
Am Morgen hat der Wind nachgelassen. Nachdem ich eine weitere heiße Zitrone getrunken und ein Nutella-Brötchen gegessen habe, baue ich schnell mein Zelt ab, rödel zusammen und fahre erneut zum Fährbüro.
Nachdem die Linie Moby den Betrieb eingestellt hat, ist man hier völlig auf die Linie Sardemar angewiesen. Das bekommt man dann auch zu spüren… High noon at the Fährbüro könnte man das nennen, was mich nun am Schalter erwartet. Als ich um kurz vor 10 Uhr eintreffe, stehen bereits gut 20 Personen am Schalter. Ich parke meine Dicke voll beladen direkt vor der Scheibe zum Büro, damit ich sie im Auge behalten kann. Nach geduldigem Warten komme ich dran und frage nach einem Ticket nach Korsika. Die Antwort lässt mich fast glatt nach hinten umfallen. Die Ratterstimme sagt: „Heute geht keine Fähre mehr. Kommen Sie morgen um 11 Uhr wieder!“ Eigentlich bin ich ja ein friedlicher Mensch, aber jetzt reicht es mir. Ich erinnere daran, dass ich diesen Text schon von gestern kenne und Frau Ratterknatter mich schließlich heute um 11 Uhr wieder bestellt hat. Ein kurzer Blick in ihre Reservierungsliste bringt allerdings nur ein Kopfschütteln zu Tage. Reservierungsliste ? Wie war das noch mit dem „Sie können nicht reservieren vom Vortag?“ Ich bleibe stur, bestehe auf mein Ticket. Sie spricht mit ihrem Chef, und plötzlich geht die Jalousie vor meinem Fenster herunter. Der Chef kommt heraus und befestigt ein Schild direkt vor meinen Augen, frei übersetzt: „Aufgrund der schlechten Wetterlage fällt die Fähre komplett aus!“ Das darf doch wohl nicht wahr sein! Die Wartenden mit Tickets werden nun auch nervös. Zumal das Wetter wirklich nicht mehr besonders dazu angetan ist einen Haufen Landratten auf See zu schicken. Jetzt hilft nur Sturheit, denke ich, und belagere weiter den Schalter. Nach 20 Min. wird das Schild nun wieder entfernt, der Schalter geöffnet und die hoch qualifizierte Frage ertönt: „Was wünschen Sie?“ Ich bleibe weiterhin äußerlich cool und frage wieder nach meinem Ticket, während die Truppe in der Schlange hinter mit neugierig wird. Da rattert es: „Heute geht keine Fähre mehr. Kommen Sie mor…“. Grrrrrr.
Ich frage nach, ob ich richtig verstanden habe, dass die Fähre bereits voll ist und ich deshalb nicht mit kann. Das bestätigt mir liebevoll Frau Ratterknatter. „O.k.“, sage ich, drehe mich um und verkünde meinen wartenden Leidensgenossen, dass die Fähre leider ausgebucht ist und keine Tickets mehr ausgegeben werden können. Mein Englisch genügt wohl, um das alles ernst genug vorzutragen, denn plötzlich fragt mich meine neue Freundin mit Ratterstimme, wie viele Motorräder ich denn mit nach Korsika nehmen möchte. Na klar, nur meine geliebte Dicke, äh eine, uno, one …! Zack, halte ich mein Ticket in der Hand und verlasse siegesgewiss die Schalterhalle – geht doch!
Das mit einem Bändel „verzurrte“ Motorrad dümpelt im Bauch des Seelenverkäufers, während ich mich oben in der Kantine bei 4 m Seegang meinem Fieber hingebe. Draußen klatscht das Wasser gegen die Fenster, drinnen werden überall Tüten konspirativ von Leuten mit grünen Gesichtern mit deren Mageninhalten gefüllt. Das alles zieht an mir vorüber, denn ich fiebere vor mich hin, während ich mich damit beschäftige, einen festen Punkt am ständig auf und nieder schwankenden Horizont zu fixieren. Nach etwas über einer Stunde ist das Abenteuer zum Preis von einer Stunde für mehr als sechs (im Vergleich zur Fähre Livorno – Olbia) jedoch bestanden.
Nach einer fantastischen Aussicht auf die Felsküste /Korsikas/ geht es endlich auf zwei Rädern weiter. Vom Regen getrieben, flüchte ich mit der neuen Polo-billig-Regenhose über die N196 bis /Sartene/. Leider hält die Hose keine 20 Min. und das korsische Wasser läuft mir die Oberschenkel hinunter.Heute wird’s ein Hotel, sage ich mir, und halte in der Stadt Ausschau. Leider kann ich den Hoteltipp nicht finden und „schwimme“ weiter über die N196 bis Ajaccio. Das Best Western Hotel hat leider keines der angepriesenen 49 € Zimmer mehr für Motorradfahrer frei (ich triefe vor Nässe), und so stoppe ich erst wieder am Carefour-Markt. Hier leiste ich mir den Luxus eines neuen Regenkombis sowie ein Paar süße Brötchen und O-Saft. Nach diesem Snack geht es wieder weiter. N194, D81… immer weiter bis zum Golfo di a Liscia, als mich die Uhr meines Sixo?s anbrüllt, dass es bereits 17:30 ist. Also nehme ich ein Zimmer im Hotel Alegria mit Frühstück und ….hot shower -. Der Blick aus dem Fenster verklärt die Weltuntergangsszene zur Idylle.
Als ich am Morgen nach dem Weltuntergang beim Frühstück sitze, sieht die Welt schon ganz anders aus. Die Sonne spiegelt sich auf dem Meer in der Bucht. Die Temperaturen steigen, und ich verspüre ein heftiges Zucken in der Gashand. Schnell ist klar, dass der neu erworbene Regenkombi eingepackt werden kann. Das wird er übrigens auch für den Rest der Reise. Diese Aktion ist das ist das Startsignal, und nachdem ich das nun staubtrockene Chaos in meinem Zimmer wieder in Koffer und Gepäckrollen verpackt habe, geht es los. Kaum einen Kilometer weiter lockt auch schon der erste Traumstrand. Ich vertraue der Routingfunktion des Garmin Quest und steuere auf Corte zu. Erstaunt, weil das Garmin einen Weg durch kleinste Straßen weiß verlasse ich munter die D70 und folge der D23, der D223…(komisch, laut Karte ist hier bald Ende). Reiner Genuss ist die herrliche Bergstraße, ähh Bergstiege, ähh der Bergpfad…
In Orto schaut die Dorfälteste nicht schlecht, als ich die letzten Meter des Dorfes entlangbollere, um dann furchtlos den Ziegenpfad gen Hausberg in Angriff zu nehmen. Es dauert allerdings nur knapp hundert Meter, bis ich aufgeben muss. Der Miniatur-Grand-Canyon, den das Gewitter in den Pfad geschnitten hat, ist einfach eine Nummer zu spektakulär für meine vollgeladene Dicke. Vertrauend auf die Papierkarte, die mir Heiko mit wissendem Gesichtsausdruck und besten Empfehlungen in die Hand drückte, schleiche mich am Haus der Dorfältesten zum Rückzug aus dem Dorf. Zumindest sie soll weiter an meinem Sieg glauben.
In Munzo belohne ich mich dann mit einer köstlichen Pizza und locke damit sogar die Sonne hinter den verbliebenen Wolken hervor.
Ja!
Das ist Urlaub
Korsika will mir heute seine ganze Vielfalt zeigen, und ich nehme das Angebot dankend an. Über den Col de Verigo geht es knapp unter der Schneegrenze entlang durch den verwunschenen Forét de Valdo-Niello. Während Wildschweine immer wieder die Straße blockieren, staune ich nur über die wunderschöne Landschaft.Der Abwechslungsreichtum der Landschaft fasziniert. Nach den tollen Küstenstraßen, dem Pass und der Fahrt durch den Forét bekomme ich nun auch noch eine ungemein geile Gebirgsstraße vorgesetzt. Die Michelin Desert beweisen, wie zuletzt auf der Supermotostrecke der Wuppenduro, dass ihre Qualitäten im Gelände noch lange nicht ausgespielt sind. Ist der Reifen erst einmal auf Temperatur ist auch Asphalt nicht Dein Feind. Die D84 ist einfach der Hit ! Ich komme regelrecht in den KurvenrauschAm Ende der Strecke muss ich mich dann aber doch entscheiden. Wähle ich den Weg in das vielgerühmte „Basislager“ Corte, um die verbleibenden Tage rund um diese Stadt zu verbringen, oder sichere ich mir noch heute mein Fährticket nach Livorno in Bastia und erlebe auch noch Cap Corse? Nach dem Theater in Sardinien entschließe ich mich für die Strecke nach Bastia und soll nicht enttäuscht werden. Auf einer perfekt ausgebauten N 193 erreiche ich Bastia. Das Fährbüro der Corsikaferry ist schnell gefunden, und die freundlichen Mädels hinter dem Schalter versorgen mich ruck zuck mit dem heiß begehrten Ticket und druckfrischen Aufklebern. Die müssen natürlich sofort auf die Koffer! Durch den stark angewachsenen Stadtverkehr arbeite ich mich dann ca 30 km die Küste entlang in den Süden zurück. Dass die Saison lange vorbei ist, merkt man vor allem an den vielen geschlossenen Campingplätzen. Mein Wunschplatz direkt am Meer ist einfach nicht in Sicht. Ich bin aber total entschädigt, denn auf meiner Suche nach einem schönen Platz fahre ich etliche Kilometer Piste und ein paar Abschnitte direkt am Strand entlang. Als meine Schmerzgrenze von 17 Uhr erreicht ist und ich gerade erst die Aussage in einem Feriendorf bekommen habe, dass ich bestimmt noch weiter 40 km in den Süden zu einem Platz fahren muss, entdecke ich einen kleinen Zeltplatz in Strandnähe. Dem Höllenhund in Kalbsgröße des Patron entronnen, schlage ich mein Zelt in einer schönen Ecke des Platzes auf.Ein schöner Tag geht zu Ende, und mit einem netten Paar aus Peine sitze ich noch lange zusammen. Die Bierspezialität, welche den Kofferraum ihres Wagens ausfüllt, ist aber nur ein Grund, warum wir es so lange aushalten. Wir quaseln uns schlichtweg fest.Morgens bin ich schon früh auf den Beinen, denn das Cap ruft. Nach einer Verabschiedung sattel ich die Dicke und erreiche schon bald über die Küstenstraße Bastia. Die Besiedlung ändert sich nach der Hafenstadt schnell. Der Tourismus lässt nach, die Strecke öffnet sich und eine geniale Küstenstraße lädt ein, den Tag bei bestem Wetter zu genießen. Mit mir sind nur noch vereinzelt Fahrzeuge unterwegs, und so kann ich die Straße fast für mich alleine herunter spulen. Nachdem ich auf einer Klippe sitzend den Ausblick aufs Meer bei leckerer korsischer Wurst und O-Saft genossen habe, zieht es mich weiter gen Norden. In einem kleinen Supermarkt versorge ich mich denn auch vorsorglich mit einer Flasche korsischem Rotwein, Salami, frischen Tomaten, Brot, Paprika und Käse, denn die Besiedelung lässt stark nach. Wunderschön liegen kleine Städtchen tief unter der Straße am Meer oder buhlen auf meinem Weg mit Cafés um einen kurzen Halt. Einem kleinen Restaurant gelingt dank angeschlossenem Kiosk und Tankstelle dieser Coup, und ich ersteigere prompt den berühmten korsischen Kopf als Aufkleber für mein Pelicase.Die Küste schlängelt sich immer weiter in den Tag hinein. Kilometerweit reicht der Blick. Erst das GPS zeigt mir, dass ich den Col de Serra erreicht habe. Von jetzt an kann ich die Westküste genießen und halte Ausschau nach einem schönen Strand. Ich habe mir bisher viel zu wenig Zeit für das Meer genommen, aber das soll sich in diesen schönen letzten Tagen ändern. Leider sind einige der erreichbaren Strände nicht sehr einladend. Ich bin nicht wirklich sicher, ob das in der Saison anders ist. Nach einiger Zeit finde ich jedoch den schönen Kiesstrand von Marine D`Albo. Hier lege ich erst einmal eine Siesta ein. Natürlich will ich einen Platz in der „ersten Reihe“, damit ich meine Dicke im Blick halten kann. Als sich das Hinterrad dann tief in den Kies eingräbt, lege ich mich erst einmal in die Sonne. Buddeln kann ich später nochNachdem mir die Sonne ein paar Stunden auf den Pelz brennen durfte und ich einen herrlichen Snack aus dem Tankrucksack gegessen habe, mache ich mich daran, den Bock aus dem Kies zu schieben. Aber einfacher gedacht als getan. Mit der Motorleistung alleine geht gar nichts. Der Desert gräbt sich tiefer und tiefer ein und die Steine krallen die Ténéré fest. Weil ich auch noch bergauf schieben muss, geht gar nichts. Der Bock kommt erst in Bewegung, als ein Korse seine Muskelkraft nach Leibeskräften einsetzt und schiebt, was das Zeug hält. Aber auch das reicht nicht, und erst als auch ein deutscher VFR-Fahrer am Heck der ST zerrt, ist der Weg zurück auf die Straße frei. Ich bedanke mich bei beiden und halte noch einen Plausch mit dem Hondafahrer. Der ist nicht zum ersten Mal auf der Insel unterwegs, und wir tauschen Geschichten über Wildschweine, Esel, Kühe und herrliche Straßen aus. Auf meine Frage nach einem schönen Campingplatz, rückt er dann auch wahrhaftig mit einem Top-Tipp heraus. Ich höre: „An der D81 geht ab Casta eine 12 km lange Piste zum Campingplatz am Strand von Saleccia ab“. 12 km Piste? Das will ich mir nicht entgehen lassen.Die Piste erweist sich denn auch bald als echter Leckerbissen für die Stollen. Allerdings versetzt sie meinem Selbstbewustsein auch einen Dämpfer. 12 km im Stehen zu fahren mit voll geladener ST entspricht nicht meinem Fitnessstatus. Da muss ich wohl etwas an der Kondition arbeiten. Trotzdem ist die Strecke genau nach meinem Geschmack. Es geht über Stock und Stein als Berg und Talbahn mit Tiefsand-Etappen, wie felsigen Sektionen. Als ich am Campingplatz ankomme, bin ich geschafft, aber glücklich. Die Rezeption nicht mehr besetzt, aber ein Platz unter Eukalyptusbäumen ist schnell gefunden. Nun wird es Zeit, für den restlichen Kilometer die Desert-Reifen gegen die Teva-Sandalen zu tauschen und der Dicken einen schönen Feierabend zu gönnen. Diese Dinger habe ich quasi auf jeder Reise dabei und sie haben mich nie enttäuscht. Egal ob es über Wanderwege oder den Strand ging.Der Marsch zum Strand wird belohnt. Zum Glück ist hier jetzt außerhalb der Season fast nichts los, und ich teile mir den Strand mit nur einer Handvoll Sonnenhungrigen. Eine gute Stunde schwimme ich im Meer und genieße die leichte Brandung. Dann erst schlender ich zurück zu meinem Camp und starte den MSR-Kocher. Bald schon mischt sich der Geruch der deftigen Nudeln mit dem der Eukalyptusbäume. Der Rotwein füllt erneut den Tesch-Allradbecher, und als der Benzinkocher seinen Gesang von Outdoor-Menues einstellt, bleiben nur die Sterne und ich sowie leckeres Abendessen.
Am nächsten Tag bin ich schon früh auf, baue das Zelt ab und verstaue alle meine Sachen auf der ST pistentauglich. Leider kann ich erst um kurz vor neun jemanden an der Rezeption finden und zahlen. Dann geht es erneut auf die Piste. Das Licht ist klasse und ich genieße die Fahrt doppelt. Ich habe mir vorgenommen, unterwegs zu frühstücken. So kann ich mir das Kochen sparen und komme rechtzeitig um 13 Uhr zur Fähre. In St. Forent bekomme ich denn auch für schlappe 6,50 € ein Super Petit Déjeuner serviert, das keine Wünsche offen lässt. Croissants, Brötchen, ein mini Marmeladenglas, frischer O-Saft, ein Füchtecocktail sowie ein herrlicher großer Café Ole machen den letzten korsischen Tag zu einem Fest.Von meinem Tisch aus sehe ich bereits mein nächstes Ziel durch die Wolken blicken. Über die D81 geht es nach einem Einkauf im Souveniershop immer weiter hinauf zum Col de Teghime. Nicht nur mich machen die zahlreichen Kurven Total an. Auch die Stollen der Ténéré laufen zur Höchstform auf und so muss sich auch eine streitbare GS1200 auf halber Strecke zum Gipfel geschlagen geben. Als ich vom Gipfel einen Blick auf Bastia werfe, weiß ich, dass meine Zeit hier zu ende geht. Also steuere ich zuerst den Strand südlich von Bastia an und genieße die Zeit, die mir hier noch bleibt bei einem Bad im Meer.Erst als ich sehe, dass meine Fähre in den Hafen einläuft, raffe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Irgendwie kann mich zurzeit keiner in Hektik versetzten. Im Hafen geht alles ruck-zuck. Als sich Reisebusladungen voller Touris aus der Fähre ergießen, werde ich immer wieder angesprochen, wo ich mit meiner soooo voll geladenen Maschine überall gewesen bin. Als ich dann in die Fähre fahren kann, muss ich aber doch noch einen Dämpfer hinnehmen. Das Motorrad ist mal wieder auf der Fähre verzurrt und ich raffe mein Daypack zusammen, als ich merke, dass meine Brille weg ist. Das war also das Geräusch, was ich auf der Rampe gehört habe! Mist! Adieu, meine geliebte Ray Ban:-( Die Überfahrt genieße ich sehr. Allerdings beraube ich mit meiner Abfahrt auch Korsika um das schöne Wetter, welches mich von nun ab auf meiner Reise begleiten wird. Nach knapp vier Stunden, bei denen ich mich mit meiner Marokko-Sonnencreme, Faktor 30 vor übelsten Verbrennungen bewahre, erreiche ich Livorno am 30.09.07 gegen 17:30.Nachdem in Livorno kein Zeltplatz in Strandnähe zu finden ist, fahre ich weiter nach Pisa. Hier auf dem Platz Pineta de Pisa kann ich mein Zelt aufschlagen, ohne direkt zwischen Wohnwagen zu stehen, eine kalte Dusche nehmen sowie im Restaurant des Platzes eine Pizza genießen. Morgens ist erst um 8:30 die Nacht rum. Ich muss erst um 11:30 zur Verladung am Bahnhof sein; also lasse ich es ruhig angehen. Dort angekommen, grille ich noch ein bisschen in der Sonne, bevor die Verladung beginnt. Der Zug hat Verspätung und die Verladung ist so umständlich, dass es lange dauert, bis der Zug bereit ist. Immer wieder sehen wir den Zug mit den Trailern auf dem Bahnhof hin und her rangieren. Ich habe schon einige mitreisende Motorradfahrer kennen gelernt, als wir die Abteile beziehen können. Morgen gegen neun Uhr werden wir in Düsseldorf sein. Dann geht es direkt in die Firma denn ich habe mir nur noch bis Mittag frei nehmen können.
Das dicke Ende sollte aber noch kommen… Auf der Rückreise von Livorno nach Düsseldorf kommt es zu einem Unfall. Bei ca. 30 Autos auf dem Trailer, oben wie unten, sind während der Fahrt die Heckscheiben zerborsten. Die herausgeflogenen Gepäckstücke sowie die Glasscherben der Scheiben tun dann Ihr übriges auf dem Lack und anderen Teilen nicht nur meiner Dicken. Der Zug steht Stunden mitten in der Nacht auf freier Strecke und auch die Einfahrt in die Schweiz ist mit einem beschädigten Zug nicht einfach möglich. Wir verlieren überall Zeit. Schlussendlich werde ich erst einen weiteren Tag später morgens um 4:30 Düsseldorf erreichen. Zum Glück werden die Schäden durch Versicherung der Bahn recht Problemlos beglichen. Nur mein Arbeitgeber ist dann recht ungehalten über den Tag Urlaub welchen mir die Bahn bereitet hat. Aber das ist eine andere Geschichte die ich im Büro des Personalchefs besprechen „darf“…