2003 East Europe Tour

Der Startschuss zur „East Europe Tour“ fällt mit dem Tenere Treff zusammen. Nach etlichen Versuchen unsere Urlaubstage zusammen zu legen, wurde es immer später im Jahr und so passt es dann irgendwann. Und wo kann man mehr Ideen für seine Tour finden als bei Gleichgesinnten? Also starteten wir ,Corinna (BMW GS Alias Gelenkbus), Latus (KTM LC4 Alias Knallfahrrad) und ich mit einem ganzen Rudel Super Tenere´s ab dem Rasthof Ville gen Kerzenheim zu den anderen Teneristi….Nach einem Klasse Wochenende mit vielen Benzingesprächen, guten Freunden aus allen Himmelsrichtungen, stollenbereiften Schönheiten, einer viertelstündlichen Liebelei mit einer KTM LC8 (Danke für die Probefahrt haua haua…) und netten Spielen des Tenere Clubs Rhein Neckar, ging es dann am Sonntag auf die Reise.SeatsBis zum Abend schaffen wir es bis zum Camp am Seehammer See (N47 51.266 E11 51.627) ~20km westlich von Rosenheim geschafft und gabeln unterwegs noch Marco (KTM LC4 Alias die gelbe Gefahr) auf. Jetzt ist das Team komplett.

Am nächsten Tag geht es weiter über die Grossglockner Hochalpenstrasse nach Slovenien. Alles bei bestem Wetter und Testfahrten der neuen 950er Duke im Rückspiegel (und im Fokus der Kamera). Unser nächstes Camp liegt im Drautal beim schönen Camping Ponderosa (N46 44.657 E13 02.631) dessen Sauna wir bei den Temperaturen (morgens -1°C) sehr genießen..

Slovenien mit dem Triglav Nationalpark ist unbedingt eine Reise wert! Leider gibt es z.Zt. keinerlei GPS-Karten für alle Staaten die nun folgen sollten aber mit der Basemap des Garmin GPS III Plus und ein wenig Improvisation… finden wir uns dann doch gut zurecht.

Wer die Natur liebt und Schotterpisten sucht ist hier goldrichtig. Die durchweg freundlichen Slovenen tragen Ihren Teil dazu bei, dass wir dieses Land bestimmt nicht zum letzten Mal besucht haben. Wenn man morgens das Zelt öffnet und diesen Blick auf den Bohini See (N46 16.755 E13 50.167) wirft, muss man sich einfach auf den Tag freuen.BohinjKlDas Wasser ist zwar lausig kalt aber trotzdem wird geplantscht.

Vom schmackhaften Essen (hier in Lepeni N46 18.211 E13 40.900) mal ganz abgesehen, ist die Fahrt um den Triglav Nationalpark erste Sahne. Schotterpisten und grandiose Ausblicke über die Slovenische und Italienische Bergwelt lassen sogar der KTM Fraktion die schmerzenden Hinterteile vergessen, die sie sich auf den vergangenen Kilometern redlich erworben hatten.LepeniKl

Übrigens: Wer hier mit einer Portion nicht Satt wird kann wohl direkt eine Kariere als Sumoringer beginnen 🙂 Und das ist bei allen unseren Mahlzeiten in Slovenien & Kroatien so ! Hier kann man getrost von „Preiswert“ sprechen.

Nach einigen Offroad-Kilometern um den See und im italienischen Grenzgebiet geht es dann zwei Tage später weiter nach Kroatien denn etwas Küste wollten wir nun schon haben. Auch hier präsentierte sich eine klasse Landschaft und freundliche Leute. Das Wetter spielt weiterhin mit und nach der Besichtigung der 1818 entdeckten, konstant 8°C warmen und größten europäischen Tropfsteinhöhle „Postojnska Jama“ machen wir uns auf nach  Rabac. Dank der  Stollenreifen und Marcos Ortskentniss finden wir neben einer tollen Tagesetappe auch einen schönen Zeltplatz. Hier (N45 04.701 E14 09.088) richteten wir ein weiteres Basislager ein und lassen es uns 2 Tage gut gehen. Die Bikes dürfen verschnaufen den wir kümmerten uns in diesen Tagen ausschließlich um Wasser, Promenade und die Sonne…CampfighrtKl

Wieder einmal kommt das leckere Essen nicht zu kurz und wir lassen die Tage an der Adria mit Blick auf das fantastisch klare Wasser aus klingen. Rabac1KlWie lange man sich wohl in Rabac an das legendäre Krabbenrennen des EET-Teams erinnern wird? Ein Paar Ureinwohner der schönen Küstenstadt haben mit Sicherheit noch lange ein höllisches Grinsen auf den Lippen bei dem Gedanken an das Rennen. Corinna jedenfalls fällt vor lachen fast ins Hafenbecken …KrabbenrennenklLeider ist die Zeit für das halbe Team jedoch gekommen den Heimweg anzutreten.

Auf einer Autobahnraststätte bei Ljubljana trennen sich einstweilen unsere Wege. Bei einem letzten Kaffee planten wir aber schon das wiedersehen in der Heimat im Caffe Hubraum am Tag unserer Rückkehr.TschüssFür Latus und mich geht es nun weiter ab Ljubljana über die Autobahn bis in die Skigebiete um Maribor.AtehBodo

Hier gilt es jede Menge Schotterwege unter die Stollen zu nehmen. Das ist ein wahrer Genuss und die Enduros werden artgerecht bewegt. Die Navigation stellt uns hier zwar noch etwas mehr vor Aufgaben, aber auch das macht die Geschichte nur noch interessanter. TrijeKraljePaeTrotzdem freut es mich, wenn es auch für die ehemaligen Paktstaaten endlich digitales Kartenmaterial gibt. Die geniale Landschaft und akzeptable Preise werden schon für die nötige Nachfrage sorgen.Trije-KraljeNAV

Nachdem die Euphorie der Schotterpisten nachgelassen hat, geht es weiter nach Jeruzzalem um die erlesenen Weine dieser Region kennen zu lernen. Kreuzritter blieben hier zu Ihrer Zeit „hängen“ und beschlossen, den Ort nach Ihrem eigentlichem Ziel zu benennen. Dass sie sich dem Weinanbau widmeten, ist unser Schaden nicht und die den Höhenlinien folgenden Weinreben verwandeln die Landschaft in einen schönen Irrgarten, der vom ständigen Klackern der Windräder untermalt wird. Warum sollten wir also dem Urteil Napoleons trotzen, der dem Wein dieser Region auch schon nicht widerstehen konnte.JeruzalemDie älteste Stadt Sloweniens ist unser Ziel für den heutigen Tag. Der Zeltplatz (N46 25.368 E15 51.256) ist angeschlossen an die Therme von Ptuj (Pettau), und auch das ist eine klasse Sache, denn der Eintritt zur Therme ist für Kunden des Zeltplatzes via div. Gutscheine frei. Natürlich nutzen wir das nach Leibeskräften.PtujRoofTeamPtuj zu besuchen, ohne die Stadt und das Nachtleben zu „studieren“, wäre ein Frevel . Also ist mal wieder ein Basislager angesagt. Zuerst geht es auf die Burg (Ptujski grad), welche im 12 Jahrhundert erbaut noch heute sehr ansehlich ist. Einst erbaut Fremde fern zu halten erliegen wir völlig der schönen Ausblick auf die Dächer der Stadt mit der dahinter liegenden Drava.

„Do the Egypt“ ist so auch wieder unser Motto uns hier zu verewigen.PtujBodoStatPtujRoofStatPae

Den Tag lassen wir dann in der örtlichen Kneipenszene ausklingen, und das Guiness im Pub von Ptuj leistet sein übriges…. Kein Wunder, nachdem wir die letzten Wochen ausschließlich Wein verkostet haben.

Wir brechen das Basislager nach 2 Tagen ab und machen uns weiter auf den Weg gen Osten.

Zum Glück gibt es auch hier genug Schotter für unsere Bike‘s. Ob die Staubwolke wohl immer noch unseren Weg nach Ungarn markiert? Wozu gibt es eigentlich Asphalt ?Bodo2Ungarn

Die Verbindungsetappe bis zum Balaton ist einfach ein Leckerbissen. Die Stände mit frischem Paprika und Knobi am Strassenrand, die Farben der Früchte und das weiterhin gute Wetter machen Laune auf ein weiteres Land voller grandioser Eindrücke.

Zum Glück entkommen wir am Balaton  dem Ballermann der Ostdeutschen, wie später im Fernsehen beschrieben. Die Saison ist eben schon vorbei. Nur die geschlossenen Stände mit deutschen Zeitungen, Grillhähnchen, dem Frisurenladen und dem Nachbau des Himalaja aus Heineken, Amstel und Veltiskästen lassen ahnen, was hier im Sommer abgeht…

Am nächsten Tag geht es dann (wir haben Balatonfüred zum Basislager erklärt) nach Budapest. Erst einmal nach Királyi Vàr der Königlichen Burg gefahren bietet sich ein grandioser Ausblick über die Stadt und machte Lust auf mehr.PaeBudapest

Als mich eine SMS meiner Mutter mit dem Tipp erreicht das Gellertbad zu besuchen. Ist der Plan schnell gemacht. Wahnsinn dieses prunkvolle Bad ist den Besuch wirklich wert. und wir planschen den Nachmittag munter in Budapest.GellertbadKein Wunder, dass wir nicht nur den gesamten Nachmittag in Budapest verbringen. Der nächtliche Ausblick auf die Stadt ist einfach genial.BudapestNight2

Dumm nur, dass wir ausschließlich mit Crosshemd und Protektoren unterwegs sind! Sobald sich die Sonne sich verkrochen hat, wird es ungemütlich kalt. Die Autobahn wird also für den Rückweg zwingend notwendig, um einer Lungenentzündung zu entgehen. Mit den Badehandtüchern vor die Brust geschnallt brettern wir so durch die Nacht zurück um Plattensee.VignetteGut, dass es die obligatorische Vignette an der nächsten Tankstelle gibt. Am nächsten Morgen gab es dann eine kleine Überraschung…viel feinster Regen. „So was gibt‘s noch ?“ fragten wir uns …

War die Kälte der Vorbote auf die bevorstehende Fahrt in heimisches Gefilde? Bei uns werden die Kinder schließlich mit Schwimmhäuten geboren, sagt man. Aber so nahe sind wir Wuppertal ja nun wirklich noch nicht gekommen, und nachdem wir diesen Gedanken abgeschüttelt haben, ist der Regen auch schon vorbei. Das Zelt halbwegs trocken verpackt, geht es jetzt auf Richtung Slowakei.

War es wirklich der schlimmste Navigationsfehler meiner Kariere auf dem Bike, den uns der Beamte der Polizei mit grimmigem Gesichtsausdruck am Zoll da offenbart? „Hier ist nicht die Grenze zur Slowakei! Hier ist die Grenze zu Rumänien“.

Panik ist zuviel gesagt, aber es ist schon ein ziemlich dummes Gefühl, sich dermaßen verkalkuliert zu haben. Ich will gerade an meinen Fähigkeiten (und Garmin) zweifeln, als sich ein breites Grinsen auf das Gesicht des Uniformierten legte. „Ich habe Sie nur veralbert“, entfährt es ihm, und wenige Sekunden später können auch wir wieder lachen. Kurz darauf erklärt er uns, welche Straßen auf dem Weg nach Bratislava einfach die besten für´s Bike sind. Der sich hinter uns entwickelnde Stau ist dabei aber auch nur so lange Nebensache, bis jemand auf die Idee kommt, dem plauschenden Beamten zu ignorieren und an uns vorbei ins Land zu starten. Damit provoziert er die ganze Härte, die sich unser überraschend freundlicher Beamte in den letzten 30 Dienstjahren angeeignet hat. Wir werden mit besten Wünschen für die weitere Fahrt und guten Tipps verabschiedet, der andere jedoch erst einmal gründlich zurecht gewiesen und abgecheckt..oder gleich in Ketten gelegt?

In Bratislava besichtigen wir die Burg Hradcany, welche sehr gut erhalten ist. Wir fragen auch hier die Ordnungsmacht nach der Erlaubnis, die Bike‘s direkt am Eingang abstellen zu dürfen, damit wenigstens einer von uns Fotos machen kann. Denn alles Gepäck weit ab alleine zu Parken ist nun nicht des Bikers Freud.BratislavaBurgAuch hier erweisen sich die Beamten als sehr freundlich. Nachdem wir die Sorge um unser Gepäck erklärt haben, dürfen wir beide für eine 1/2 Stunde die Burg besuchen, ohne uns Gedanken um die Bike‘s und das Gepäck machen zu müssen. Die stehen nämlich sicher in Blick und unmittelbarer Nähe der Beamten. Vielen Dank noch einmal von hier dafür!

Herzogenburg in Österreich ist unser Tagesziel für den heutigen Tag.. Wir besuchen Ralph Höbinger und seine Familie. Hier dürfen wir auch übernachten und genießen die Gastfreudschaft in vollen Zügen. Gerne werden wir wieder kommen.

Gestärkt mit echter Höbinger-Brom-Marmelade geht es weiter nach Tschechien.

Kaum 500m nach der Grenze schlagen wir uns auf eine Piste und bleiben etliche Kilometer.cechralleyPae Bis nach Prag schlagen wir uns auf kleinsten Sträßchen durch. Auf dem Weg lernen wir noch zwei Amerikaner kennen, die mit Ihren BMW´s auf Europareise sind, und tauschten News aus während wir hervorragend Essen.Prag ist zwar eindeutig die teuerste Stadt unserer Tour, aber unbedingt einen Besuch wert.Pragnacht1

Die Kulisse und das Nachtleben in den Straßenkaffees der Altstadt sind genau das Richtige für die letzten Tage unserer Reise. Am nächsten Tag soll es schließlich wieder gen Deutschland gehen.PragnachtAuch in Prag gibt es eine sehenswerte Burg. Und auch hier mindestens einen netten Beamten mit Verständnis für die Sorge der Biker um Ihr Gepäck.HradcanyFriend

Wieder einmal eine gute Erfahrung mit der Ordnungsmacht. Die Bikes sind gut bewacht. Der Sockel ist schon da und die Versuchung einfach zu Groß die Statue für den „fast“ unbekannten Europetrotter in die Burg zu Pflanzen

hradcany-Stat-Pae

Nur warum lässt mich Latus 10 Minuten für das Foto Stillstehen? Naja Ihn macht es mächtig Spaß…

Wiedermal fahren wir später mit schlechtem Gewissen weiter denn wir sollten an solchen Orten mehr Zeit verbringen.

So genießen wir zumindest das Deutsch / Tschechische Grenzgebiet noch einmal ausgiebig.CzechRalleyEin leckeres und vor allem günstiges Mittagessen, ein Bummel über einen Markt und die Verbindungsetappe über diese Waldstrecke runden unsere Czechralley für dieses mal ab.

Nach einer letzten Übernachtung in einer sehr schönen Jugendherberge in Plötten und dem Überwinden der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Eisenach würgen wir nun allerdings noch einige Kilometer Autobahn hinunter. Umso besser, dass wir im Kaffee Hubraum vom Rest des Teams schon sehnlichst erwartet werden (ausnahmsweise ohne Regen). Hier lassen wir die Tour dann auch gemütlich bei Geschichten über die vergangenen 5000 km ausklingen.HitHubgr