2013 Abwegig um die Ostsee

„Abwegig um die Ostsee“

dieses Mal starten die Vorbereitungen noch einmal kurz vor Tourstart und so wird die Superdicke auch erst in den letzten Stunden Dank Touratech zum nahezu perfekten Fernreisemotorrad.  Auf etlichen Einzeletappen geht es die kommenden drei Wochen rund um die Ostsee. So besuchen wir Mahouts in Schweden, treffen Freunde in Stockholm, schippern nach Finnland und erreichen über den Landweg St. Petersburg in Russland. Bei gut 40°C durchqueren wir St.Petersburg auf dem Weg nach Estland. In Tallinn treffen wir überraschend Freund und kentern mit dem Kanu in der Gauya in Lettland nachdem wir zahlreichen Schotterpisten hierhin gefolgt sind. In Littauen stehen wir staunend dem potentiellen Ende der Menschheit und deinem Berg voller Kreuze gegenüber. Wir wandeln und von Abenteurer zu Helfern in Kaliningrad und erleben dank King Bikes ein weiteres Off Road Abenteuer in Polen. „Dank“ meines Infektes geht es zum Schluss blitzschnell nach Hause.

Viel Spaß wenn Du auf den folgenden Zeilen unsere Reise miterlebst.

Schau doch einmal in den Trailer zur Reise und vielleicht magst Du die Show zur Reise einmal erleben? Sprech mich an wenn Du Interesse an einem Auftritt und eine Location hast

Baltic Challenge 2013

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“Warum nicht einmal etwas Neues ?”, so dachten wir uns Ende 2012, als es daran ging, uns Gedanken zu machen wohin es 2013 gehen soll. Ursprünglich sollten drei Generationen von Ténérés die nächste Reise antreten; leider ist Harald mit seiner Xt660z aus beruflichen Gründen ausgefallen. Aber wohin geht die Reise nun? Das Cagiva Elefant Treffen 2012 in Polen war uns ein paar Tage Urlaub wert, und wir erlebten eine tolle Veranstaltung, super geplant und ausgeführt mit Leuten, die ähnlich verrückt sind wie die Ténéré-Gemeinde. Was liegt da näher, als uns zum Auftakt unserer Reise noch einmal bei einem Treffen dieser tollen Apparate aufzudrängen! Somit steht das erste Etappenziel fest: Schweden. Doch wie soll es weiter gehen? Hatten wir uns doch geschworen, nicht vor unserem 50. Geburtstag Skandinavien anzufahren. Aber fangen wir doch einfach einmal an…! 25.6.2013 Die Maschine steht fertig gepackt in der Halle und wartet nur darauf, dass ich das rote Knöppchen drücke… Gleich werde ich das Fauchen des Zweizylinders vernehmen, und er wird mich auf die erste Etappe der Reise führen…

Tourstart mit Schnellschrauberei

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Erst die Arbeit, dann das Vergnügen…Wie versprochen erreichte mich noch ein Paket zur Ausstattung meiner Maschine, und nach fliegenden Fingern für knapp vier Std. von Latus und mir starteten wir um 11:58 endlich gen Norden. Das Wetter bestätigt alle unsere Vorurteile und nach 18°C in Wuppertal kehren wir bald in Bremen bei schlappen 14 °C im KFC  ein, um uns zu stärken und aufzuwärmen. Dumm nur, dass wir dabei unter der kalten Klimaanlage sitzen:-). Knapp 150 km weiter besuchen wir noch unseren Kaleu in Hamburg an der Wache, sacken eine paar Worte und machen uns mit guten Wünschen für unseren weiteren Weg auf nach Fehmarn.

Der Europacamping auf Fehmarn war eine gute Wahl…

…saubere Toiletten, großzügige Waschanlagen und bis auf die kreischenden Möven ein ruhiger Platz. Im Lidl versorgen wir uns noch mit allem, was in Schweden mit Gold aufgewogen werden soll und auf geht’s nach Puttgarden auf die Fähre. Für satte 49 € pro Mann und Maschine sind wir dabei. In Dänemark schon begrüßt uns das nordische Wetter mit Tristesse vom Feinsten. Es ist gefühlt lausig kalt und mit tun alle Knochen weh. Ist da was im Anflug? In einer ersten Durchschlageübung zockeln wir über Bundesstraßen durch Dänemark. Die Strecke zieht sich wie Kaugummi. In Roskilde machen wir im Mc Rast, und für einige Momente blinzelt die Sonne durch die trübe Suppe. Jeden Sonnenstrahl sauge ich begierig auf. Ja – definitiv ist hier eine saftige Erkältung unterwegs und das Wetter ist für die sehr förderlich. Unser Tagesziel erreichen wir in Mölle nach 850 km Gesamtstrecke seit Tourstart. Pünktlich öffnet der Himmel seine Schleusen, und auch das Fieber stellt sich ein. Toll – ich bin begeistert. Wir gehen noch an den Strand, simulieren Sommer, und dann gibt es noch in der Kneipe am Platz ein Weizenbier. Dann geht’s ab in den Schlafsack. Das Fieber ist anscheinend nicht zu knapp, und so liege ich im eigenen Saft.

Weiter in den Norden Elefanten schauen…

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Wäre ich heute aufgestanden, wenn ich gewusst hätte wie hart das heute wird? Zuerst versuchen wir uns über Landstraßen, und die Kilometer schleichen nur so dahin. Tristesse pur begleitet uns über Stunden. Durch graues Wetter und immer wieder Regengüsse gleicht auch dieser Tag einer Durchschlageübung vom Feinsten. Alle Gelenke schmerzen und ich bin total durch. Irgendwann reicht es dann mit der Zockelei über Landstraßen, die im Minutentakt gewechselt werden müssen und wir fahren auf die Autobahn. Langweiliger als die Landstraßen ist die nicht, aber man merkt wenigstens, dass man voran kommt. Schon mit der Freigabe der Autobahnen im Navi schmilzt die verbliebene Strecke von gut 300 km auf etwas über 200. Auch die Ankunftszeit sieht mit fast 2 Std. früher zu  erreichendes Ziel wesentlich besser aus. 3-4 mal machen wir Pause beim freundlichen Mc und trinken. Gegen 3 Uhr erreichen wir Ljungskile. Wir schließen uns einem Pärchen auf dem Weg zum Treffen an und so finden wie es schnell. Auch hier hat sich der Preis gewaschen? Wir überlegen, nur eine Nacht zu bleiben, zahlen erst einmal 31 € pP für das Treffen (was wieder gut organisiert ist), bekommen aber leider keinen Zeltplatz mehr, weil wir nicht vorgebucht haben. Mir ist alles egal und so nehmen wir ein Zimmer. Über den Preis reden wir besser nicht..Über den Tag verschwinde ich erwartungsgemäß im Bett und kämpfe gegen Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie meine tolle Halsentzündung (wer zum Geufel hat da Glasscherben rein gebaut?). Das erste Abendessen nehm ich mit, das Mitternachtsgrillen nicht. Die Elefanten Mahuts erweisen sich nach Polen 2012 auch dieses Mal als tolle Organisatoren, die den Geldbeutel allerdi gs nicht schonen. Latus flüchtet nachts aus dem Hotelzimmer und Pennt auf einer unbequemen Couch weil ich entsetzlich schnarche…

Elefantentreffen in Schweden

Elefantentreffen in Schweden

Veröffentlicht am Nach einer weiteren Nacht mit Fieber und Halsschmerzen entscheiden wir doch (teuer oder nicht) zu bleiben. Das ist insbesondere für mich eine gute Nachricht. Ein Ruhetag ist sicherlich die beste Medizin im Moment. Ich schlafe viel uns sitze gerade im Haupthaus bei immer wieder ausfallendem WLAN. Drückt mir mal die Daumen, dass es morgen besser aussieht mit meiner Erkältung. Da soll es bei unserer Abfahrt besseres Wetter  geben. Noch steht der genaue Kurs nicht fest. Treffen wir noch Jörg und Steffi? Sie sind gerade auf dem Weg in den Süden. Davon träumen wir geradezu :-)

Meine Erkrankung entscheidet für uns…

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Am Morgen ist schnell klar: gesund geschlafen habe ich mich hier nicht. Nach einer sekundenlangen Besprechung entscheiden wir uns, die zweite Übernachtung doch noch zu buchen. Teuer, aber shit happens. Die Mahouts sind nette Leute, und es gibt heute das große Dinner. eine Kopie des vor zwei Wochen stattgefundenen Sommersonnenwend-Events. Also ich ins Bett, Latus Elefanten schauen. In der Nacht verkehren sich die Vorzeichen, und Latus lässt mich kein Auge schließen. Ich bekomm kaum Luft, und Helligkeit in der Nacht geht ja mal gar nicht… Am Morgen geht’s zum Frühstück, bei dem wir viel Zeit verbringen, ich aber kaum was runter bekomme, und gegen Mittag geht’s wieder auf die Piste, ausnahmsweise bei Sonnenschein und 20 ° C. Das macht zunächst Spaß, ich brauche aber immer wieder Pausen, weil ich total durch bin. Nachmittags gibt es ein Stück Kuchen an einem idyllischen See und wir reden darüber, wie gemein kalt der Wind ist. Abends auf dem Zeltplatz die Quittung: Jedes Wort was ich spreche, wird mit einer Kaskade von Husten quittiert. Toll! Am anderen Ende des Platzes wird eine Familie aus Unna darauf aufmerksam und vermacht mir eine Flasche Husten- und Schleimlöser. Vielen Dank noch mal dafür, das könnte der Schlüssel zur Lösung meines Problems werden.

Freunde in Stockholm

Am nächsten Tag geht es weiter nach Stockholm, wo Jörg und Steffi auf uns warten. Mit einigen schönen Schotterpassagen geht es also gen Osten, aber auch dieses Mal versagen meine Kräfte schnell. Auf dem Touristenplatz “same procedure as last days…”, ich ins Zelt, die anderen mit der U-Bahn nach Stockholm… Und Morgen?

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Zwar verspricht der Himmel nicht nur Gutes, aber das Wetter hält. Weil Latus quasi ob meines Infektes mit einem achtzigjährigen Nörgler unterwegs ist ;-) , beschließen wir, auch hier noch einen weiteren Tag auf meine Heilung zu warten. Ich zwinge mich zu Bewegung und laufe mit den dreien gut 3 Std. durch Stockholm. Für mich mega anstrengend, aber bei dem Wetter toll. Wir besichtigen das Wasamuseum zusammen und verbringen gut anderthalb Stunden bei der Besichtigung dieses Kiegsschiffes, das extrem reich verziert und toll gestaltet wurde und knapp 20-40 Minuten nach seinem Stapellauf gesunken ist. Das Schwesternschiff wurde dann schnell umkonstruiert und damit ~80 cm breiter und segelte 30 bis 45 Jahre… Im Museum bekommt man ein eigenes Gefühl für die Dimensionen dieser Schiffe, was bei den klassischen Piratenfilmen kaum vermittelt werden kann. Im Anschluss fahren wir mit der Fähre zum anderen Teil der Stadt und besuchen den Hafen, um herauszufinden, welche Fährverbindung wir wann bekommen können, aber der Hafen ist verwaist und nicht einmal Flyer können wir finden.

Stockholm Downtown

Stockholm Downtown

Also gibt es in der Altstadt noch ein Ramlösa Citron, bevor es mit der U-Bahn wieder zurück nach Bedäng geht. Wir kaufen noch im Supermarkt ein und im Anschluss falle ich groggy in mein “Sauna”-Zelt. Ich brauch nun eine Pause und schau dann nach der Fährverbindung…

Auf nach Finnland

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Schon morgens um 4:30 stehen wir auf und machen uns klammheimlich auf die Reise zum Hafen. Gekonnt mogeln wir uns in die erste Reihe, aber so schlau sind die hier schon lange. Weil wir nicht vorgebucht haben, müssen wir warten, bis alle Gebuchten an Board sind und erst dann können wir einchecken. Dafür zieht der Mann in der Ticketbude alle Register, um uns einen guten Preis zu machen.

Mit der Fähre nach Finnland

Mit der Fähre nach Finnland

Während der gut zehnstündigen Überfahrt wechseln wir immer wieder die Stellung. Einmal ist es zwar super sonnig aber elend windig, ein andermal zu schattig und windig. Im Fazit verlassen wir die Fähre beide mit einem veritablen Sonnenbrand im Gesicht. Turku ist keinesfalls eine Stadt, die einen auf der Stelle zum Finnlandfan werden lässt. Durch eine Symphonie von Baustellen lassen wird diese Stadt schnell hinter uns. Völlig entschädigt werden wir allerdings wenig später auf einem Campingplatz, der auf einer Insel gelegen mit optischen Reizen nur so protzt. Die Auskunft “Ja wir haben WIFI (wenns gerade mal da ist)” überhören wir leider geflissentlich, und so reißt der Datenstrom heute vollends ab. Ein paar Möven und mein Husten sind die einzigen Geräusche der Nacht und wir schlafen gut.

...immer eine handbreit Schotter unter den Stollenreifen...

…immer eine handbreit Schotter unter den Stollenreifen…

Das gute Wetter und die Hochstimmung beim befahren der Schotterpisten beflügeln mich,  wir haben aber beschlossen heute irgendwie bis Helsinki zu fahren und dabei noch einen Zwischenstopp einzulegen. Immer wieder schlagen wir uns auf kleinsten Schotter- und Waldstrecken ins Dickicht und so wie es meine Erkältung zulässt, genießen wir das Offroadfahren. Helsinki ist dann nach einer finnischen Pizza in einem netten Café Schnee von gestern. Anscheinend hat das Reisefieber nun Oberhand gewonnen und wir beschließen nach Sichtung der Fährenpreise unser Mehrfachvisum für Russland zu nutzen und den Landweg über St. Petersburg zu nehmen statt mit der Fähre nach Helsinki ab zu kürzen.

Abenteuer Russland

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Abends finden wir in Finnland noch einen schönen Campingplatz an einem See mit Villa Kunterbunthaus. Mein starker Dauerhusten animiert die Finnen vor Ort, mich sofort für die Sauna des Platzes zu verpflichten und alleine Skepsis bringt Null Komma nix. Ich muss! Also raus aus den Sachen, rein in die Holz-beheizte Sauna, in der bereits 120 Grad sind. Reihum klatscht einer meiner Schwitzgenossen eine Kelle Wasser vor den mit Kaninchendraht umwickelten Kamin. Zum Glück mag ich Sauna und der Geruch des brennenden Holzes gibt eine besondere Note. Der Kopf und vor allem die Nase werden frei, und in der Pause gibt es ein finnisches Bier. Dann springen wir mit einem beherzten Sprung in den See – klasse! Nach zwei weiteren Gängen (ohne See und Bier) hab ich mir ordentlich Respekt verdient und bekomme für Latus und mich eine Einladung zum Fischen. Also schnell warm angezogen und wir drehen etliche Runden im Ruderboot auf dem Riesensee. Leider wird heute kollektiv das Anbeißen verweigert und so bleiben Haken und Pfanne leer. Zum Trost gibt es aber noch das eine oder andere Bier und gesunden Schlaf… Obwohl wir auch zum 7 Uhr Angeln eingeladen sind, verlassen wir diesen schönen Ort mit den kuriosen Gestalten und halten Richtung Osten auf einen kleineren Grenzübergang nach Russland zu. Ein paarmal kommen wir noch vom Weg ab und verfransen uns in Wäldern, dann aber kommt die nächste Herausforderung: Die russische Grenze. Sie ist mit verschiedenen Grenzabschnitten perfekt organisiert, überfordert uns beim Ausfüllen der kyrillischen Dokumente aber total. So halten wir den Verkehr ziemlich auf und stellen uns reichlich doof an. Kaum ist das Ganze aber geschafft, finden wir uns in einer anderen Welt wieder. Schon die kyrillischen Straßenschilder sind eine Herausforderung, zudem will unser GPS gar nicht und taugt mangels Kartendaten nur noch als Kompass. Schade. So halten wir uns immer parallel zur Küste um einen Platz für die Nacht zu finden. Die Hoffnung auf einen Campingplatz wird jedoch bitter enttäuscht. Weit und breit ist hier nichts zu finden. Da das Recht des (PS-) Stärkeren hier anscheinend das einzig gültige ist versuchen wir vor einfruch der Dunkelheit die mit Schlaglöchern ungeahnter Größe übersäte Straße zu verlassen und schlagen uns in einem unbeobachteten Moment in die Russische Streppe. Hier finden wir nach einer weiteren Off Road Einlage einen sichtgeschützen Platz um unser Biwak auf zu schlagen auf einer alten, geplünderten Bahntrasse.

Спокойной ночи! - Gute Nacht

Спокойной ночи! – Gute Nacht

Nur noch die Trasse selber sowie die Schwellen und vereinzelt herum liegende Stahlnägel zum befestigen der Gleise künden noch von Zeiten, als hier noch die Eisenbahn entlang ratterte. Alles was man irgendwie zu Geld machen kann hat diesen Ort aber längst verlassen und so bleibt und die Stille der Russischen Nacht über die der wolkenlose Sternenhimmel wacht.

Durch St. Petersburg gen Tallinn

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Früh starten wir vom Nachtlager und fahren bald eine Tankstelle an. Die gestern vom Bankautomaten ergatterten 2000 Rubel sind mit einer Tankfüllung schnell zur Hälfte verbraucht, und so wähle ich die Kreditkarte zum Zahlen an der Kasse. Natürlich ist es am einfachsten zu navigieren, wenn man sich an große Ziele hält, und so sind wir mittags in St. Petersburg – eine gigantische Stadt – und wir schießen etliche Fotos. 30° C haben wir, und das ist mal wirklich Sommer. Trotz aller Attraktionen sind wir froh, als uns die große Stadt wieder entlässt und wir dem Tagesziel Tallinn näher kommen. Im Bistro einer Tankstelle leisten wir uns Teilchen und Coke und genießen das Vergnügen. Der Grenzübertritt bei Narwa ist recht unspektakulär. Wir staunen über die beiden Burgen, die sich auf jeder Seite mit finsteren Blicken im Visier haben und essen in einem Straßencafé Pasta. Wir sind im €uroland. Die Besichtigung der Burg fällt aus, weil das einfach zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, und auf schnellen Straßen machen wir Strecke nach Tallinn.

Tallinn Downtown

Tallinn City Camping  – dieser „Kelch“ geht an und vorüber. Der Campingplatz er ist mit 18 € teuer und sehr unschön. Vor dem Eingang zum Platz treffen wir Franky und Jörg und lassen wir uns zu einem Campingplatz im Yachthafen (3 €) begleiten. Das Duschen kostet hier zwar weitere 3 €, ist in der nahen Tennishalle aber fast perfekt. Wir freuen uns sehr über das zufällige Treffen mit den beiden. Die waren bereits in der Altstadt und wollen heute einmal im Hafen Chillen so starten Latus und ich allein in die Altstadt. Essen im “ollen Hanse” und gemütliches schlendern durch die mittelalterliche Altstadt runden den Abend perfekt ab. Hier ist der Hotspot der Stadt und alles ist auf den Beinen.

Talin Downtown

Tallinn Downtown

Nach der letzten Zeit in der „Wildnis“ für uns eine gelungene Abwechslung.  Mit tollen Bildern um Kopf und „Kasten“ fahren wir zurück zum Platz auf ein Bierchen mit unsern Freunden. Genuss pur!

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Der Aufbruch in Tallinn ist recht unspektakulär. Zuerst machen sich Franky und Jörg auf den Weg. Nachdem wir unsere Reiseplanung abgestimmt haben, folgen wir. Immer wieder schlagen wir uns heute auf dem Weg in den Süden auf Schotterpisten und können auch so manchen Ausflug ins Gelände nicht lassen. Dabei wundern wir uns hier noch über die zahlreichen Störche neben der Straße. Sobald ein Bauer sein Feld bearbeitet, folgen ihm einige Störche um zu sehen, was hinter dem Trecker Leckeres zum Vorschein kommt. Von Scheu keine Spur! Die Nester sind ebenso gut gefüllt. Immer wieder sehen wir drei, vier oder gar fünf der Tiere auf ihren Plattformen stehen. Ebenso ein Naturschauspiel ist der prächtige Wasserfall von Jägala Junga. In unserem Reiseführer wird er leider nur mit einem Bild erwähnt und der Bildüberschrift: “Der Wasserfall Jägala Junga 25 Kilometer östlich von Tallin”. So wird auch die Suche zur Denksportaufgabe. Und doch finden wir Ihn nach einigen Ausflügen über Wiesen und der Entdeckung anderer schöner Seen… Mit ein bisschen mehr Wasser wäre er sogar spektakulär zu nennen. Wir nehmen uns zwar nicht die Zeit wie die Einheimischen die am und unter dem Wasserfall schwimmen und planschen, aber wir genießen Ihn auch so.

Naturschauspiel und Kultstätte seit Menschengedenken

Naturschauspiel und Kultstätte seit Menschengedenken

Dann geht es weiter über schnelle Pisten. Wir erreichen Viljandri, schlendern durch den Ort und treffen einen einheimischen Super-Ténéré-Fahrer, den wir natürlich direkt mit einem Ténéré-Forum-Aufkleber bedenken, und essen etwas in einem urgemütlichen Restaurant. Abends finden wir einen schönen Zeltplatz, sehr familiär an einem See und bestens ausgestattet mit Dusche, Sauna und Plumpsklosett auf der Zeltwiese. Eine phänomenale Aussicht auf das Vogel-überflutete Schilf und den See, inkl. einem idyllischen, alten Ruderboot runden das Wohlfühlgefühl ab. Es wird eine ruhige Nacht, einzig unterbrochen durch meinen bellenden Husten….

Plötzlich Lettland

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Am Morgen krieche ich aus dem Zelt und muss erst einmal stoppen. Der Ausblick auf den See ist einfach zu grandios. Der Nebel zieht langsam über den See und die Sonne beginnt hindurch zu blinzeln. Jetzt heißt es erst einmal duschen gehen. Im Duschhaus lasse ich mir Zeit und genieße die gute Ausstattung. Das Duschhaus ist mit Sauna und Ruheraum ausgestattet und man hat ein Ferienhausgefühl. Schnell fülle ich noch den Teekessel mit heißem Wasser, um am Zelt den Bezinkocher den kleinen Rest fehlende Wärme machen zu lassen. Ruck-zuck ist das Kaffee- und Teewasser fertig und wir genießen unser “Frühstück”. Schon 15 Min. später sausen wir wieder einmal über Schotterpisten. Es zieht uns weiter gen Süden und wenig später schlüpfen wir in Valga über die estnisch-lettische Grenze. Gerade hinter den Grenzübergängen nach und von Russland zucken wir fast zusammen, als wir ohne jegliche Kontrolle nach Lettland rollen. Die Schwesterstadt Valka begrüßt uns unspektakulär; ohne die Schilder des Grenzübergangs hätten wir den Wechsel wohl kaum bemerkt. Die Exotik von Lettland besteht zuerst einmal daraus, dass der Euro hier noch keinen Einzug gehalten hat. Ansonsten aber könnte man meinem, man wäre immer noch in Estland. Immer wieder sehen wir Störche in ihren Nestern an der Straße. Jedes Dorf hat mindestens einen Horst für die Vögel, die im Regelfall immer wieder zu ihren alten Nestern zurück kehren. In Valmiera (Wolmar) wechsle ich 100 € in einer Bank. Leider herrscht in der Bank noch eine Bürokratie wie aus sowjetischen Zeiten. Ich muss eine Nummer ziehen und warte im klimatisierten Saal der Bank gut eine Dreiviertelstunde, bis ich an den Schalter treten kann. Dort werde ich allerdings ausnehmend freundlich bedient und bekomme sogar noch aus einem Kunststoffbeutel eine von den seltenen neuen Münzen, auf die man sichtlich stolz ist.

einsame Waldpfade

einsame Waldpfade

Auf der Weiterfahrt schlagen wir uns wieder einmal durch Wald und Wiesen, müssen uns aber ob meines schwachen Kreislaufs im Tiefsand geschlagen geben, nachdem ich mein Motorrad nur durch Umkippen und auf-Seite-Ziehen aus dem Sandloch befreien kann, das ich mit meinem Hinterrad gegraben habe. Dummerweise verliere ich hier irgendwo meine Reiseaufzeichnungen der gesamten Tour. Das merke ich zwar erst abends, da aber ist der Jammer groß, denn auch unsere Kassenabrechnung ist mit meinen Tankdaten in dem kleinen Heft gewesen. In Cesis halten wir zur Rast und essen sehr lecker im Cafe2locals auf dem Marktplatz. Das Wetter ist wie schon die letzten Tage vorbildlich gut und so verbringen wir einige Zeit hier. Anschließend besichtigen wir die Burg Cesis. Mittelalterliche Burg Cesis Mittelalterliche Burg Cesis

Auf diese Weise die Burgruine zu besichtigen hat wirklich etwas! Während man in Deutschland meist bestens restaurierte Anlagen oder Ruinen sieht, die man kaum besichtigen kann, lockt hier eine Ruine mit Erlebnisrundgang. Schon im Kassenbereich werden wir mit Lampen ausgestattet, die mit Teelichtern betrieben werden und lachen darüber bei strahlendem Sonnenschein. Später aber sind wir sehr dankbar für diese “Heimleuchter”,  z.B. wenn es tief in das ehemalige Verlies oder auf engen, fensterlosen Wendeltreppen hoch hinauf auf einen der Türme geht. Eine tolle Idee, den Gästen so etwas Abenteuerfeeling zu geben. In der brüllender Hitze ist das Ganze zwar mega anstrengend für mich, aber auch ich genieße das Spektakel. An einer Außenmauer des Geländes befindet sich eine andere Attraktion der Anlage: Seit dem 17 Oktober 1990 liegt hier in einem Holzverschlag die große Bronzefigur des LLjitsch Lenin. Seit 1959 wachte die Figur als weithin sichtbares Monument über den Marktplatz und wurde nach dem Abzug der Russen abmontiert, um hier eine vorerst letzte Ruhestätte zu finden.

Dem Hinweis der Karte vor der Burg Cesis folgend machen wir uns auf in den Gauja Nationalpark. Dabei suchen wir nach dem Campingplatz in Raiskums, den wir auf der Karte entdeckt haben. Über ausgesprochen nette Schotterpisten erreichen wir gegen 20:30 den Platz und sind direkt begeistert. Wir suchen uns einen netten Platz direkt am Wasser und schon bald läuft der Benzinkocher zu Hochtouren auf, um uns ein leckeres Abendessen zu bereiten. Dank des deutschsprachigen Schwiegersohns des Zeltplatzbesitzers machen wir schon Pläne für den nächsten Tag.

Abenteuer auf der Gauya

Wir werden die Motorräder morgen einmal stehen lassen und uns mit einem anderen Verkehrsmittel durch den Nationalpark bewegen… Nachdem wir zusammen eine gebrochene Zeltstange von Latus mit Bindedraht und Powerband repariert haben, falle ich direkt in meinen Schlafsack und versuche mich wieder einmal an der Kurierung meiner Gesundheit. Nahezu pünktlich finden wir uns am nächsten Morgen an der Rezeption des Campingplatzes ein und finden alles wie versprochen vor. Der Passat Kombi ist fertig geladen und wir können Direkt starten. Weil wir uns heute bis auf die Anfahrt ausschließlich auf dem Wasser der Gauja bewegen werden, habe ich neben der Kamera mit zwei Objektiven auch meine mittlerweile heißgeliebte Touratech Rolltasche mitgenommen. Darin wird die Technik vor uns Leichtwassermatrosen und dem Wasser wohl sicher sein. Ein paar Schotterpisten später laden wir das Kanu vom Auto ab und machen uns paddelnderweise auf die nun vor uns liegenden knapp 20 km reiner Natur (besonders die zahlreichen Bremsen erinnern uns immer wieder daran). Die Gauja ist ein ruhig dahin fließender Fluß und so paddeln wir wie die Weltmeister, um auch wirklich in den veranschlagten vier Stunden am Treffpunkt der Autofähre bei Ligatne zu sein. Die Landschaft ist absolut großartig und jede “Stromschnelle” erhöht den Fahrspaß ungemein. Dabei beherrscht Latus die Arbeit mit dem Paddel nahezu perfekt. Wenn ich das Paddel dann mal alleine übernehme, schüttelt er sich vor Lachkrämpfen. So sehr ich mich auch mühe, die Strömung spielt mit mir. Im Team aber sind wir gar nicht so schlecht und meistern so auch die Stromschnellen gekonnt. Einzig die zum Teil fiesen Strömungen bei tieferem Wasser bringen uns noch zum Schwitzen. Das erfahren wir ganz besonders, als wir auf einen umgestürzten Baum zu getrieben werden. Wir paddeln wie Asterix und Obelix auf Zaubertrank, aber das Unglück ist nicht mehr abzuwenden. Wir werden unter den Baum gedrückt, das Boot legt sich auf die Seite und läuft voll. Zum Glück ist an dieser Stelle die Gauja nur einen Meter tief und das Wasser warm. Die gelbe Touratech Rolltsche hat auch die Kamera nebst Objektiven wie Laus Handy sicher überleben lassen. Nur ich habe Pech, denn mein Handy hatte ich eben noch zum Fotografieren genutzt und in der Hosentasche. Das knapp einen Monat alte Gerät ist total nass. Wir schieben das Kanu ans rettende Ufer und legen es und uns erst einmal trocken.

Nach dem Kentern in der Gauja...Nach dem Kentern in der Gauja…

Ich entferne sofort den Akku aus dem Handy und hoffe auf viel Glück. Wir müssen trotz des Pechs heftig über uns lachen. Ich schlucke mit einem Grinsen auf den Lippen den Ärger herunter, und so lassen wir uns auf die weiteren Kilometer ein und paddeln wieder los. Kaum 100 weitere erschlagene Bremsen später erreichen wir die Fähre und machen es uns in der Sonne bequem. Dabei dekorieren wir den Steg mit nassen Socken, Shirts …etc. Ein paar Minuten später ist auch unser Fahrer vor Ort und ist ganz erstaunt, dass wir schon da sind. Es sind gerade einmal 2 1/2 Stunden vergangen. Wir verladen zusammen das Kanu auf den Passat, und auf der Rückfahrt werden wir schlauer. Viele Gäste nutzen die Tour zum Picknick am schönen Ufer und lassen sich richtig Zeit. Ein bisschen kommen wir uns nun schon doof vor mit unserer Leistung. Blitzen da vermeintlich deutsche Tugenden durch?  Zusammen lachen wir darüber. Wir nutzen die Waschmaschine des Platzes sowie die große überdachte Fläche mit den Wäscheleinen für eine Wäsche. Später leiht uns unser Freund seine Angelausrüstung, und während wir abwechselnd vom Steg aus die Blinker baden, wird es abend. Irgendwann mache ich Abendessen für uns, und im Anschluss lege ich mich ins Zelt. Der Tag fordert seinen Tribut. Dass ich noch lange nicht wieder fit bin, merke ich handfest. “Micha, Micha komm schnell her” tönt es wenig später vom Ufer. Doch als ich neben Latus stehe, ist das Unglück schon geschehen. Wahrhaftig – dafür gibt es zu Latus Glück Zeugen – hat ein riesiger Fisch angebissen, und Latus hat in im Kampf Mann zu Fisch bis ans Ufer gedrillt. Doch im letzten Moment, der Fisch war schon halb aus dem Wasser, gab die Angelschnurr auf und entließ das Tier wieder ins kühle Nass. Schade, wenn auch der Trangia Kochtopf für diesen “Apparat” ohnehin zu klein gewesen wäre. Uns geht aber noch lange der arme Fisch durch den Kopf, der nun mit dem Binker im Maul durch die Gegend schwimmt… Wieder einmal geht ein toller Tag zu Ende. Über dem See zieht der Nebel auf, und ich höre immer wieder den Blinker aufs Wasser klatschen, als mir schon lange die Augen zugefallen sind…

Atomraketen und Berg der Kreuze

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Als wir heute aus den Zelten kriechen, sind wir schon ein wenig wehmütig. Auf dem Platz in Raiskums hat es uns so gut gefallen, dass es jetzt einen kleinen Trennungsschmerz gibt. Als bei bestem Wetter aber erst einmal die Motoren der beiden Ténérés wummern, zieht es uns dann doch los auf die Schotterpisten.  Es reizt uns ganz besonders, heute die Autofähre von Ligatne mit den Maschinen nutzen zu können. Dabei sind schon die Schotterpisten dahin ein echtes Highlight. Im Rückspiegel sehen wir wieder weite Staubfahnen, die hinter uns von unserem Spaß kunden. Die Fähre selber ist dabei eine echte Zeitmaschine. Im 17. Jh. garantierten neun Flussfähren den Transport über die Gauja nach Estland und Russland. Übrig geblieben ist heute nur noch diese. Der Fährmann hebt bei unserem Eintreffen am anderen Ufer in aller Seelenruhe eine Kette vom Poller und lässt die sanfte Strömung der Gauja ihre Arbeit tun. An den Stahlseilen geführt, gleitet die Pontonfähre lautlos zu uns, und alleine das hat beruhigende Wirkung. Für ein Taschengeld wechseln wir so ans andere Ufer und strahlen über beide Ohren, als wir die beiden Dickschiffe durch den Sand das Ufer hinauf treiben.

Autofähre über die Gauya

Autofähre über die Gauja

In Gedanken höre ich dabei noch die Kinder in Marokko rufen :” le Ralley…” Genau dieses Gefühl ist es auch, dass uns die nächsten Kilometer antreibt. Wieder geht es über schönste Schotterpisten. Kleine Bauernhöfe säumen unseren Weg. Auch jetzt fühlen wir uns durch die hohen Staubfahnen in unserem Rücken regelrecht angefeuert. So genießen wir etliche Kilometer, bis uns der Stadtverkehr auf den Freiheitsbolevard von Riga spült. Hier erleben wir ein Fest besonderer Art. Lettland feiert sich selbst. 1931-1935 erlebte Lettland seine erste Unabhängigkeit und feierte diese mit dem Bau des Freiheitsdenkmals, welches damals aus Spenden der Bevölkerung finanziert wurde. An diesem historischen Ort, der noch heute mit stündlichen Wachablösungen gewürdigt wird, laufen heute etliche Militärkapellen, Tanzgruppen und hohe Persönlichkeiten auf. Wir bekommen zwar nicht wirklich heraus, was heute gefeiert wird, aber hier spielt heute definitiv die Musik. Man hat das Gefühl, jeder Lette ist auf den Beinen und die Uniformen der hoch dekorierten Gäste lassen auf ausländische Besucher schließen. Viel länger als geplant laufe ich mit gezückter Kamera durch die Menge und sammle einige Schnappschüsse auf.

Viel später erfahren wir, dass die EU-Wirtschafts und Finanzminister gestern für die Aufnahme Lettlands als 18. Staat der Eurozone gestimmt haben. Somit werden am 1. Januar 2014 die 2 Mio Bürger Lettlands in direkte Währungsgemeinschaft mit ihrem  nördlichen Nachbarn Estland treten und auch mit Euro und Cent bezahlen. So schnell wie wir in die Stadt gekommen sind, so schnell spuckt sie uns auch wieder aus und wir genießen es abermals, die Ténérés artgerecht zu bewegen. Der Zemaitjos Nationalpark steht nun auf unserem Schlachtplan. Wir erreichen ihn nach vielen Schotteretappen mit den letzten Tropfen Sprit im Tank und ohne einen einzigen Lek in der Tasche. Der Zeltplatz, der uns verdammt an amerikanische National Forest Camps erinnert, glänzt mit einem Plumpsklo als einzigem Austatttungsmerkmal. Wenig später steht aber hier ein Kassierer vor uns. Seine Preisvorstellungen sind regelrecht erheiternd. Ein Auto wird mit 8 Lats berechnet, aber da wir mit unseren Motorrädern ja so etwas wie Fahrräder haben, werden die mit 1 Lat pro Motorrad berechnet. Kurzum: es wird sehr günstig. Zwar hilft das bei einer Barschaft von 0 Lats auch wenig weiter, aber wir versprechen, bei anderen Deutschen auf dem Platz Geld zu tauschen. Unser Kassierer erklärt uns, dass das alles kein Problem ist, geht daraufhin erst einmal nach Hause und ward nie wieder gesehen… Auch gut :-) Die Nacht am Ufer des Plateliu Ezeras Sees ist wieder einmal himmlisch ruhig und genauso gut schlafen wir auch in unseren Zelten. 318 km sind wir heute gefahren, in diesem Urlaub eine durchaus normale Tagesetappe. Um 8 Uhr morgens brechen wir heute auf. Die Schwäne mit ihren Jungen haben unsere Brotreste ebenso geschätzt wie die Enten mit den Küken und uns nachher aus ihrem Territorium mit Fauchen und Schnattern vertrieben.

Das Ende in nur 20 Min.

Unser nächstes Ziel hatte zwischen 1960 und seiner Außerdienststellung 1978 Ähnliches im Sinn und wir sind gespannt, ob wir diesen einst zu hermetisch vor der Welt verborgenen Ort finden werden. Einmal um den See herum gefahren und getankt, stehen wir bald  vor dem Gelände, das durch die sowjetischen Truppen in einem ehrgeizigen Plan als Antwort auf die Errichtung der amerikanischen Atomraketenbunker aus dem Boden gestampft wurde. Gut 10.000 (vornehmlich estnische) Soldaten schaufelten in 6-8 Monaten unterirdische Einrichtungen. Neben vier Silos für die 23 m langen und mit 4 m langen atomaren Gefechtsköpfen zu bestückenden R23-Raketen wurden so neben Mannschafts-, Technik- und Kontrollräumen von der Bevölkerung unbemerkt in dem Wald gegraben. 2,5 km Rohrleitungen versorgten dabei die zu kühlenden Materialien der Anlage mit frischem Wasser aus dem nahen See.  Sicherlich wären wir  in den 70er Jahren noch weit vor dem 6-stufigen Sicherheitszaun gestoppt worden und hätten das Tageslicht wohl erst wieder in Sibirien gesehen. Heute aber öffnet das Cold War Museum für einen kleinen Betrag bereitwillig die Pforten der Anlage. In einer Führung erfahren wir dabei viel von dem, was von hier aus Norwegen, Großbritannien, Westdeutschland und der Türkei drohte. Diese Ziele waren es, denen nach einer Viertelstunde Aktivierung und weiteren 20 Min Flugzeit Tod und Zerstörung drohte. Mit aufgestellten Nackenhaaren laufen wir durch die unterirdischen Gänge, sehen Funkräume, Waffen, Modelle der Anlage und hören von dem großen Unfall, als nach Schließung der Anlage lettische Metallsammler in Goldgräberstimmung versuchten, satte Gewinne zu machen. Beim Zerschneiden eines unterirdischen Aluminiumtanks mit verstrahltem Raketentreibstoff bezahlten viele der Metallsammler ihren Einsatz bald mit dem Leben.

Cold War Museum

Cold War Museum

Nachdenklich verlassen wir die Anlage, und was wir gesehen und gehört haben, geht uns lange nicht aus dem Sinn. War zu früheren Zeiten das Betreten der Wälder um die Anlage herum aus Geheimhaltungsgründen verboten, so sind es heute optimistischere Gründe. Alles hier ist strenges Nationalparkgebiet, und so warnen die Verbotsschilder längs der Waldränder auch vor der sich sehr erholten Population der Wölfe, deren Revier sich hier befindet. So hat die lange von Menschen verschonte Natur hier etwas Positives und hat sich so manche Art ein Refugium bewahrt. Unser nächstes Ziel steht schon lange fest und so dumm auch der 180 km Haken ist, den wir jetzt schlagen, das Ziel ist es wert. Mythen- und sagenumwogen ist der Berg, der knapp 11 km von Siauliai entfernt täglich ganze Heerscharen von Besuchern anzieht. In lange vergessener Zeit soll, so die Sage, soll ein hoher Herr auf dem Weg zu einer Gerichtsverhandlung hier vorbei gekommen sein. Als er den Berg sah, soll er gesagt haben:  “Wenn ich in der Verhandlung freigesprochen werde, lasse ich auf dem Hügel ein Kreuz errichten”, und so soll es geschehen sein. Eine andere Sage berichtet vom Vater eines kranken Mädchens der am Krankenbett betete und flehte: ” Herr, ich will ein Kreuz für Dich errichten auf dem Berg, aber bitte heile meine Tochter”. So soll er losgezogen sein und als er von der Arbeit am Kreuz heimkehrte, war die Tochter bereits auf dem Wege der Besserung. Wie es auch immer gewesen sein wird, die Bevölkerung in der Umgebung schloss sich dem Vorbild an und so wuchs der Berg der Kreuze über die Jahre, ja Jahrzehnte weiter an.

Berg der Kreuze Berg der Kreuze

In der Zeit der sowjetischen Besatzung stellten auch Angehörige von nach Sibirien deportierten Littauern ihre Tafeln auf. Das sahen die Sowjets natürlich gar nicht gerne, und so wurde repressiv gegen den Berg vorgegangen. Doch nach jeder Zerstörung der Kreuze stand trotz jedes Verbots spätestens am Morgen nach der letzten Aktion der Staatsmacht das nächste Kreuz auf dem Berg. So ist dieser Ort nicht nur zu einer religiösen Stätte, sondern auch zu einem Mahnmal geworden, das für den Widerstand und die Hartnäckigkeit der Bevölkerung steht und so tief ins nationale Bewusstsein verankert ist. Nimmt man sich die Zeit, diesen Ort auf sich wirken zu lassen, spürt man diese Kraft am eigenen Leib. Kein Wunder also, dass mittlerweile Kreuze aus aller Herren Ländern den Berg erobert haben.

Nachdem wir heute so wahnsinnig viel erlebt haben, nähern wir uns der russischen Grenze heute wieder einmal maximal. In Nidda auf der kurischen Nehrung treffen wir noch einmal zufällig unsere Freunde Franky und Jörg und genießen deren Gesellschaft bei Wein und viel Geschwätz. Leider werden wir nicht das Glück haben, auch die grandiosen Strände zu nutzen, wie die Beiden es heute getan haben. Unser Projekt für die Stiftung für Helfer lockt uns noch einmal nach Russland. Genau diese Aktion ist es, die mich darin bestärkt hat, trotz meiner Dauererkrankung die Tour nicht abzubrechen. Diese “Herausforderung” ist es, die mir die Kraft gibt, mich jeden Morgen hoch zu rappeln und wieder in den Sattel zu steigen. Ich huste mich also in den Schlaf, wohl wissend, dass ich morgen noch einmal einen weiteren Reservehaufen Kraft abrufen muss. Unendlich viele Bilder des Tages gehen mir dabei im Schlaf durch den Kopf. So rennen russische Soldaten durch die unterirdischen Gänge des Atomraketensilos, schleichen sich junge Littauer nachts auf den schwer bewachten Berg der Kreuze…

Vom Abenteurer zum Helfer

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Schon als wir morgens aus dem Zelten krabbeln, spüren wir eine Anspannung. Es sind nur ein paar Minuten bis zur nahen Grenze nach Russland und wir fragen uns, ob uns wieder mit stundenlangen Grenzformalitäten aufhalten werden. Nach einem schnellen Tee zum Frühstück verabschieden wir uns noch einmal von Franky und Jörg und fahren zuerst einmal nach Nidda. Hier wird noch einmal eingekauft und auf der Parkbank vor dem optisch misslungenem Rathaus gefrühstückt. Das Wetter verspricht heute nahezu nichts. Es ist knapp 18°C und der Himmel ist bedeckt. Am Strand verpassen wir heute also schon mal nichts :-) . Also hält uns hier auch nicht mehr all zu viel. Wir lassen die Motoren ertönen und fahren die wenigen Kilometer zur Grenze. Was erwartet uns? Zuerst einmal läuft alles wie schon an der russischen Grenze bei Finnland. Von einer Grenzsperre hangeln wir uns zur nächsten durch. Immer wieder werden die Papiere kontrolliert und die Fotos im Pass mit den durch die Spuren der letzten drei Wochen veränderten Gesichter verglichen. Gewisse Ähnlichkeiten reichen zum Glück aus, um uns weiter zu winken. An der Hauptabfertigung dann werden wir mit den Unterschieden zur Grenze im hohen Norden vertraut gemacht. Zuerst einmal werden wir zwar auch mit dem üblichen “Njet” empfangen, dann aber stellen wir überrascht fest, dass neben der kyrillischen Variante der Formulare eine in deutscher Sprache vorhanden ist. Das macht es schon viel einfacher und auch die meisten Daten müssen nicht mehr mühsam durch die Beamten eingegeben werden; sie sind dank unseres letzten Aufenthaltes in Russland  schon im System vorhanden. Als wir dann noch von einem Grenzbeamten sehr nett durch den Formularparcour geführt werden, sind wir bereits versöhnt. Der einzige Wermutstropfen ist das Wetter, das sich nun dazu entschließt, trotz der warmen Temperaturen ordentlich zu wässern. Sogar der Zöllner, der uns gerade freundlich weiter gewunken hat, hebt die Schultern und signalisiert uns so sein Mitgefühl. Es hilft nichts – wir starten in den Regen.

Im Regen nach KaliningradIm Regen nach Kaliningrad

Wie schon zuvor in Russland erlebt, schrumpfen die Informationen im Display der GPS-Geräte auf einen Stecknadel großen Punkt zusammen, der “Калининград” beschriftet ist. Diese kyrillischen Buchstaben gilt es sich nun einzuprägen. Immer den Straßenschildern folgend, finden wir so Kaliningrad, das ehemalige Königsberg, und landen im strömenden Regen mitten in der City. Latus ist mittlerweile nass bis auf die Haut und auch ich fühle mich reichlich klamm. Dass das nicht förderlich für meine Gesundung ist, sollte keine Frage sein. Wir finden einen Parkplatz nahe dem örtlichen Mc Donalds und wollen das Free WIFI nutzen, um unsere Kontaktadresse zu finden, doch die zwei Schirme vor dem Mc Donalds bieten keinerlei Schutz vor den Wassermassen aus dem Wolkenhimmel. Also kehren wir nebenan im Restaurant ein. Dort vom Pavillion aus können wir die geparkten Motorräder leidlich sehen. Für unsere letzten 200 Rubel bekommen wir 2 x Pizza Margarita. Immer wieder wechsle ich in den Wirkungsbereich des Free WIFI vom amerikanischen Restaurant und schreibe mir die kyrillischen Buchstaben der Straßen bis zu unserer Zieladresse in die nasse Handinnenfläche. Im Restaurant übertrage ich das Ganze dann auf eine Serviette, die im Tankrucksack nun mein “Roadbook” sein wird. Den Weg zu finden ist trotzdem eine echte Challenge. Alleine die richtige Hausnummer zu finden kostet uns gut eine Stunde, in der wir durch den Regen eiern. Ausgerechnet jetzt gibt auch noch ein Stecker an der Super Ténéré von Bodo seinen Geist auf, und die Lichtmaschine kann nicht weiter laden. Wir den Trum an, und tun alles, um die Maschine am Laufen zu halten. Blick aus dem Restauant Blick aus dem Restauant

Kaliningrad

Endlich an der Adresse angekommen, werden wir herzlich empfangen. Die Motorräder können wir hier unterstellen und bekommen ein Hotel in der Nähe empfohlen. Das erreichen wir locker zu Fuß, und so verabreden wir uns direkt für den nächsten Tag zum Besuch einer Familie mit einem behinderten Kind. Wir wollen den Gewinn des Reiseförderpreises, der von der Stiftung für Helfer zum Tesch Treffen ausgelobt wurde, genau hier zum Wohle Behinderter und ihrer Familien einsetzen. Der Besuch soll uns helfen herauszufinden, wie das Geld am Besten eingesetzt werden kann. Für heute aber sind wir froh, endlich ein Zimmer im Hotel gefunden zu haben. Nachdem wir das in einen subtropischen Raum verwandelt haben und unsere Sachen überall im Zimmer vor sich hin tropfen, sind wir froh, in unseren Betten verschwinden zu können. Endlich wird es warm und trocken. Den neuen Tag starten wir mit einer Schrauberstunde. Jahrelang war die Lichtmaschine der XTZ von Latus mit einem Provisorium angeschlossen und funktionierte problemlos. Vor dieser Tour wurde die Maschine komplett überholt und erhielt unter anderem einen neuen Originalstecker. Der aber ist nun effektvoll abgebrannt. Zum Glück ist der Schaden blitzschnell behoben und so können wir uns unserer eigentlichen Aufgabe widmen. Noch einmal erzählen wir viel von unserer Absicht zu helfen und bekommen viel Zuspruch, dieses Projekt durchzuziehen. Wir machen uns noch einmal auf in die Stadt und heben Geld ab. Mittags dann treffen wir die Familie, und mit Hilfe unserer Kontakte vor Ort und insbesondere unserem Dolmetscher vor Ort erfahren wir viel über ein Leben mit Behinderung in Russland. So geht uns erst einmal auf, wie viel im deutschen Alltag schon umgesetzt wurde, um Menschen mit z.B. eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Alleine alte Menschen haben es aber mit den russischen Straßenverhältnissen nicht einfach, ohne fremde Hilfe durch den Verkehr zu kommen. Viel komplizierter ist das natürlich bei mehrfachen Behinderungen, zumal hier auch eine qualifizierte Betreuung oftmals nicht gegeben ist. In der von uns besuchten Familie kümmert man sich hingebungsvoll um das Kind und tut alles, um dessen Zustand zu verbessern, wenn das auch über Jahre nur geringfügig möglich ist. Als wir am Nachmittag die Familie verlassen ist klar: hier sind wir genau richtig und können mit dem Betrag einiges zur Verbesserung der Situation für einige Familien tun. So unterstützen wir eine Gruppe, welche sich nicht nur um die Rechte der Familien kümmert, sondern diese auch darüber hinaus betreut und die Behinderten fördert. In wöchentlichen Treffs geht es somit für die Familien in einer starken Gemeinschaft zum Besseren. Schade, dass Hilfe durch Ausländer nicht so einfach ist, aber Nichtregierungsorganisationen werden in Russland argwöhnisch beäugt, und wer deren Hilfe in Anspruch nimmt, steht auch schnell im Fokus. So konnten wir vor unserer Abreise auch leider öffentlich keine weiteren Spenden einwerben. Gerade auch wegen dieser Hürden sind wir aber besonders froh, einen Anteil daran zu haben, die Situation zu verbessern. Unser Beitrag wird hier garantiert gut eingesetzt, denn es werden unter anderem Arbeitsmaterialien gekauft, um die Behinderten so zu betreuen, dass sie sich weiterentwickeln können. Gut, dass wir Partner vor Ort gefunden haben, die keine politischen Ziele verfolgen und sich ausschließlich um die Verbesserung der Situation von Familien mit Behinderten kümmern. Zusammen mit der Stiftung für Helfer können wir hier sicher noch einiges tun. Froh, trotz der Orientierungs- und Sprachprobleme eine Möglichkeit gefunden zu haben, unsere Spende sinnvoll einzusetzen, belohnen wir uns an diesem Abend mit einem Besuch der Stadt. Heute ist Stadtfest in Kaliningrad und die halbe Stadt ist auf den Beinen. Wir tun es ihnen nach und laufen zu Fuß ins Zentrum. Vorbei geht es an frisch aufgebauten Bühnen und einem Flohmarkt. Die Russen haben hier Sommer befohlen, und so fühlen wir uns mit unseren relativ dicken Sachen wie Leute vom anderen Stern zwischen den ganzen aufgebrezelten Kaliningradern in leichter Sommerkleidung… Hier zeigt sich so mancher von seiner besten Seite und der Bürgersteig wird schnell mal zum Catwalk. Andere zeigen auf andere Weise ihren Spaß am Straßenfest und demonstrieren heftig die Wirkungsweise landestypischen Alkohols. Der wurde anscheinend von dem einen oder anderen bis über die Schmerzgrenze hinaus genossen, uns so wundert uns auch das starke Polizeiaufgebot wenig. Überall in der Stadt stehen an diesem Abend Kontrollposten, und so folgen wir nach der Besichtigung einer orthodoxen Kirche und dem Abendessen in einem hippen Restaurant dem Rat unserer Freunde, noch im Hellen wieder im Hotel zu sein. Schade, dass wir deshalb das Feuerwerk und die vielen Bands verpasst haben, aber durch meine schlappe Konstitution bin ich auch froh, wieder im Hotel zu sein und falle schlapp ins Bett. Bei russischem TV schlummere ich auch schnell ein. Den Schlaf kann ich gebrauchen…

Das Schicksal verschlägt uns wieder ins Abenteuer

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Als wir morgens das Hotel verlassen, freuen wir uns noch einmal über das gute Frühstück. Nach den gestrigen Pancakes, die kaum zu toppen waren, gibt es heute Omlette, und auch dieses Frühstück ist geeignet, noch einmal über die Abfahrt nachzudenken. Aber ich habe innerlich schon mit unserer Reise abgeschlossen. Nachdem mein Ziel erreicht wurde und wir den Reiseförderpreis äußerst sinnvoll einsetzen konnten, öffne ich meine Augen für mich und stelle fest, dass es besser wäre, nach drei Wochen Krankheit auf Tour abzubrechen und nach Hause zu eilen, um meinen Hausarzt zu besuchen. Latus, der meinetwegen schon während der Reise auf einige Aktionen verzichtet hat, will ich aber seinen Resturlaub nicht auch noch versauen, und so besprechen wir die Situation und verabreden, uns an der deutsch-polnischen Grenze zu trennen. Dann geht es für ihn weiter durch den Osten und langsam heimwärts, während ich von dort aus zum Sprung nach Hause ansetzen werde. Erst einmal aber möchten wir die Einladung meines Yamahahändlers und Freundes annehmen, ihn und seine Familie im Ferienhaus in Polen zu besuchen. So brechen wir nach unserer Verabschiedung in Kaliningrad auf. Das Wetter hat sich erholt und die Fahrt mit den in den letzten zwei Tagen getrockneten Sachen macht wieder Spaß wie eh und je. Immer entlang des Meeres fahren wir über die A194. Die Ortsnamen Schosseinoje, Mechta, Uschakowo usw. fliegen nur so an uns vorbei. Wir schauen uns die Restaurants entlang der Straße an, von denen viele mit Meeresspezialitäten und Gegrilltem locken, aber es ist uns noch zu früh einzukehren. Sobald wir aber die Nähe zum Meer verlassen haben, ist es auch schon vorbei mit den zahllosen Angeboten, und so geht die Fahrt unspektakulär weiter. In der Grenzstadt Mamonowo schließlich halten wir noch einmal zum Tanken an. Bei Spritpreisen von 32 Rubel pro Liter füllen wir die Fässer der beiden Ténérés noch einmal bis zur Oberkante-Unterlippe auf. Mit derselben Absicht betreten wir Minuten später auch noch eine Gaststätte. Wo die Polizei bereits am Tisch sitzt, wird das Essen schon nicht kriminell schlecht sein, denken wir uns und werden nicht wirklich enttäuscht. Klar ‘nen Gourmettempel ist das hier nicht, aber wir werden satt. Wenig später verlassen wir Russland und stellen fest, dass dieser Grenzübergang keinen Anlass zur Aufregung gibt. Ich freue mich schon auf das Treffen mit Jakob und genieße die Fahrt über schöne Alleen. Wunderschöne Strassen Wunderschöne Straßen In Braniewo decke ich uns noch mit frischen Zloty ein, und so sind wir auch wieder bereit für einen Snack. Den nehmen wir direkt am Einkaufszentrum (Tante Emma Laden) von Pelnik ein. Auf der Speisekarte steht Magnum-Eis und ein Softdrink. Beides genießen wir durch die Fahrt wunderbar entschleunigt im Schatten der Bäume hinter dem Laden. Wenig später öffnet sich das Gartentor zum Ferienhaus von Jakobs Familie, und mit großem Bohei werden wir begrüßt. Es tut richtig gut, mit der Familie am Tisch zu sitzen. Der Grill wird angeworfen und die Zelte im Garten sind schnell getrocknet und wieder verpackt. Heute schlafen wir im Haus und werden auch das geniessen. Während der Grill vor sich hin arbeitet, schlendern wir zum nahen See. Eine tolle Gegend zum Durchatmen! Aus rein medizinischen Gründen (ehrlich) steht dann neben einer respektablen Auswahl regionaler Grillwaren auch die eine oder andere Flasche Wodka Zoladkowa Gorzka auf dem Tisch, und wieder einmal werde ich überzeugt, dass es genau diese Medizin ist, die meine Krankheit und nicht etwa mich killen wird. Seltsamerweise bin ich an diesem Abend der Erste im Bett. Am nächsten Morgen bin ich nicht einmal der Letzte, der aus der gemütlichen Koje kriecht. Wir werden mit reichlichem und leckerem Frühstück versorgt und essen gemütlich auf der Terrasse. Dann bepacken wir wieder einmal die Motorräder, verabschieden uns von Jakobs Familie und starten mit ihm als Tourguide unseren Ausflug zum Schiffshebewerk. Jakob macht eine gute Figur auf seiner xt1200z und hat tolle Wege für uns herausgesucht. Zum Start gibt es direkt eine längere Etappe Waldwege. Sandiger Waldboden wechselt sich mit zerfurchten Tiefsandpfaden ab und weckt in uns sofort ein Gefühl, dass wir immer wieder auf unseren Reisen suchen. Offroad Feeling! Mit den voll beladenen Maschinen ist das schon eine Herausforderung. Die Heidenau K60 kommen hier nahe an ihre Grenzen und auch mein Kreislauf würde wohl alle Kontrolleuchten blinken lassen, wenn da eine wäre. Weil genau diese artgerechte Fortbewegung der XT´s aber genau mein Ding ist, macht das alles unglaublichen Spaß und wir spulen Kilometer um Kilometer ab. In Morag machen wir einen Fotostopp am Rathaus, um dann das Schiffshebewerk zu besichtigen. Doch als wir hinter Drulity auf die 526 abbiegen, haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Eine Baustelle will uns die Tour vermasseln, aber das führt zur eigentlichen Attraktion des Tages. “Warum fahren wir eigentlich Ténérés?” fragen wir uns Sekundenbruchteile lang, um uns anschließend mit breitem Grinsen in den Wald zu schlagen. Zuerst über Wiesen geht es einen großen Haken schlagend von hinten Richtung Schiffshebewerk. Königlicher trip Königlicher Trip Doch der zuerst gut sichtbare Pfad ist mehr und mehr zugewachsen und bald schon folgen wir Traktorspuren durch hüfthohe Brennnesselfelder. Die Bäume stehen sehr eng, und unter dem Dickicht treffen wir immer wieder auf kurz abgesägte Baumstümpfe. Bei knapp 30°C kämpfen wir uns weiter in den Wald hinein. Ich laufe immer wieder bei Senken vor, um sicher zu gehen, dass wir die schweren Reise-Enduros nicht im Morast versenken. Dabei heißt es immer schön den Helm auflassen, denn kaum angehalten, umschwirren einen Tausende von Insekten. Nach gefühlten Stunden im tiefen Wald und zu Ende gehenden Getränkevorräten siegt der Verstand dann aber doch über den Expeditionsdrang, und wir drehen um. Gerade noch rechtzeitig? Graben wir uns hier erst einmal richtig ein, könnten wir die Zelte aufbauen. Als es einen Hang herunter geht, ist es auch für mich soweit. Als Dritter im Bunde gehe auch ich zu  Boden. Dabei parke ich dummerweise meine Maschine mit meinem Koffer auf meinem linken Unterschenkel und der Schmerzpegel zeigt mir jedes Kilo der Maschine eindringlich an. Jetzt muss der Sidi Adventure zeigen, was er kann. Obwohl ich zuerst denke, der Fuß ist hin, hab ich Glück im Unglück und komme mit einer satten Prellung davon, die ich noch einen Monat später spüren werde. Doch kurz bevor wir den Waldrand erreichen, habe ich die imaginären Warnleuchten meines angeschlagenen Kreislaufs wohl doch zu lange ignoriert und bekomme eine handfeste Verwarnung in Form eines Kreislaufzusammenbruchs. Ein verschleppter Infekt, zu wenig getrunken und enorme Anstrengungen in brütender Hitze sind eben schlechte Kombinationen. Zum Glück kann ich mich wieder einmal auf meine Freunde verlassen. Sie tun, was in so einer Situation getan werden muss – mein Moppet halten und Parken, fotografieren, filmen und Späße machen :-) . Nach 10 Min fühle ich mich wieder annähernd in der Lage aufzustehen, haue mir einen Powergelpack rein und fahre (etwas wackelig) über die Wiese. Der Fahrtwind tut ziemlich gut und mit der Kühlung geht es mir schon viel besser. Auf dem Parkplatz des Schiffshebewerkes rasten wir. Wegen der Baustelle kommen wir zwar nicht bis zu dieser Attraktion heran, aber wir hatten ja unseren Spaß… Das wir nun hemmungslos herum albern ist klar.

Funny Day Funny day

Wir danken Jakob für den tollen Nachmittag und würden gerne bald wieder kommen. Das ist ein Plan, entgegnet Jakob nur grinsend… Ein paar Straßenecken weiter trennen wir uns und folgen Jakobs Tipp, Europas größte Backsteinburg zu besichtigen. Die Marienburg, das Haupthaus des Deutschritterordens, ist tatsächlich eine wirkliche Attraktion. Unglaublich groß ist die Burg und als Lothar los zieht, um sie zu besichtigen, setze ich mich in den Schatten der Bäume am Parkplatz. Mir ist das im Moment echt zu anstrengend. Doch schon knapp eine Viertelstunde später ist Lothar wieder da. Die Burg ist einfach viel zu groß, um sie mal eben zu besichtigen. Sicherlich sollte man hier einen ganzen Tag investieren. Also ziehen wir weiter zum Zeltplatz direkt in Malborg. Der stellt sich trotz Free WIFI für mich jedoch als Horrorplatz heraus. Nach Zumbakurs auf der Bühne am Zeltplatz und Bespaßung der kleinen Französinnen am gleichen Platz folgt eine schlaflose Nacht dank der polnischen Familien, die in unserer Nähe campieren. Zumindest einer von ihnen scheint eine Festanstellung bei einem Prüflabor zu haben, das den Auftrag hat zu testen, wie oft man die Schiebetür eines Vans in einer Nacht öffnen und schließen kann. Dabei wird deren schreiendes Kind immer schön am Hauptweg vor meinem Zelt hin und her getragen. “Kann man so eine Schiebetür mit dem kleinen bisschen Superkleber in meinem Tankrücksack zukleben?” frage ich mich die ganze Nacht… und das sind die nettesten Gedanken… Sehr unausgeschlafen starten wir am nächsten Morgen zu unserer letzten gemeinsamen Etappe. Wir kehren in einem polnischen Truck Stop an der Landstrasse ein und können so etwas nur als unsere spezielle Empfehlung weitergeben. Herzlich werden wir bedient. Hier wird noch jede Bestellung des Gastes in die Küche gebrüllt. Als wir die Antworten aus der Küche nachäffen und im gleichen Tonfall die nächste Bestellung mit “OKAY” quittieren, lacht alles hinter dem Tresen. Besonders doof müssen wir dabei aussehen, als unsere Bestellung aus der Küche kommt. Das einzige Menue das wir glauben übersetzen zu können, ist Gulasch (so oder ähnlich geschrieben). Besonders dumm aus der Wäsche schauen wir wohl, als das Essen auf dem Tresen auf uns wartet. Auf Eisbein mit Sauerkraut waren wir sicher nicht gefasst :-) An der deutsch-polnischen Grenze trennen wir uns wie verabredet. Während Lothar weiter durch den Osten ziehen will, denke ich nur noch an den schnellen Rückzug und einen Termin beim Doc. Eine halbe Woche meines Urlaubs kürze ich so und fahre zum Haus Simone nach Berlin.

…gehe nicht über Los – ziehe keine 4000€ ein…

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Ich fahre ohne die Autobahn zu nutzen nach Berlin. Nach dem Urlaub mit so vielen genialen Kilometern über alle Sorten von Straßen und Wegen kann ich nun unmöglich einfach weiter stürmen. Wenn mich der enorme Verkehr in hochsommerlicher Hitze auch erst einmal nervt, bin ich total begeistert von den Berliner Highlights, die ich von früheren Besuchen kenne und an denen ich nun vorbei fahre. Alleine bei allerbestem Wetter den Alex anzusteuern und die am Café stehenden Harleyfahrer zu beobachten, wie sie mir erstaunt hinterher sehen, geht runter wie Öl. Der Tag könnte viel länger dauern und ich könnte überall anhalten auf einen Late Machiato, ein Eis… Doch ich will noch heute ankommen. Als es so weit ist und ich das Haus Simone erreiche, freue ich mich, Simone und Fred zu sehen. Ich bin in Freds Abendessen eingeplant und zusammen vergessen wir die Zeit im Garten der netten Pension. Mit tut Fred leid, als ich dann weit nach Mitternacht auf mein Zimmer gehe. Er muss sehr früh morgens wieder raus. Aber es war einfach völlig entspannend, Geschichten zu erzählen und seinen zu lauschen. Vielen Dank für den schönen Abend. Ich genieße nun das Bett in meinem Zimmer und schlafe fantastisch bis zum Morgen. Diese Erholung habe ich mir in den letzten Wochen redlich verdient und kann sie für den bevorstehenden Tag auf der Autobahn sicherlich gut gebrauchen… Zum Glück habe ich den Freund aller Hoteliers im Gepäck bzw. mein Gepäck im Freund :-) . So kann ich am Morgen ganz entspannt mit den Innentaschen der Touratech Zega Pro Boxen die Treppe herunter schlendern, ohne mit den Alukoffern das Treppenhaus zu ruinieren.

Touratech Innentasche für Zega Pro Touratech Innentasche für Zega Pro

Die Teile sind einfach ungemein praktisch, wenn ich mir auch anfangs Gedanken gemacht hatte, ob ich die einmal gepackten Taschen einfach so aus dem Koffer ziehen kann, um sie am nächsten Morgen wieder hinein zu packen. Das aber läuft völlig problemlos. Wieder ein neues Lieblings-Reiseutensil! Eigentlich wollte ich mir das Frühstück heute sparen und möglichst rasch nach Hause fahren. Doch Simones Einladung auszuschlagen wäre schon eine Qual. So setze ich mich denn doch an das Buffet und esse mehr als ich dachte. In den letzten Wochen habe ich kaum mehr Interesse am Essen gehabt mit ständig entzündetem Hals, dem Husten und dem ewigen Abgeschlagensein. So staune ich jetzt, welch ein Wunder ein ordentliches Frühstück bewirken kann. Jetzt aber wird es Zeit für den Abschied. Wieder einmal verlasse ich das Haus Simone – sicherlich auch jetzt nicht zu letzten Mal. Kurz darauf befinde ich mich bereits auf der Autobahn und genieße mit herausgeknöpftem Innenfutter des Fahreranzuges den frischen Fahrtwind zum letzten Mal auf dieser Reise. Bei Magdeburg raste ich noch einmal, sitze bei einer Vita Cola in der Sonne und genieße das Wetter. Tatsächlich komme ich dieses Mal sogar ohne einen Regenguss nach Hause. Wuppertal empfängt mich heute mit freundlichem Sommerwetter. Eine ausgeprägte Dusche im eigenen Bad, der überraschte Blick auf die Waage (11 kg abgenommen), eine Pizza von Evia und dann endlich das eigene Bett runden den Tag perfekt ab.

Knapp 6.000 Km waren es dieses Mal, die uns durch Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Littauen, wieder Russland, Polen und zurück nach Hause geführt haben. Viele Ereignisse auf der Tour werde ich noch lange im Kopf haben. Einige Highlights haben wir erleben können; die Spendenaktion der Stiftung für Helfer war sicherlich eines davon, welches mich (und nicht nur mich) besonders glücklich gemacht hat. In den kommenden anderthalb Wochen kuriere ich mich erst einmal aus. Dieses Mal hat es mich wirklich arg erwischt. Mein Plan, das alles schnell in der letzten halben Woche Urlaub hinter mir zu lassen, scheitert deshalb kläglich. Trotzdem – schön war´s…

Natürlich gibt es aber auch von dieser Reise viel mehr zu erzählen. All das erzähle ich euch gerne bei meiner Multivisionshow zur Reise. Schaut in meinen Newsletter oder in die Terminankündigungen hier, wenn auch ihr dabei sein wollt…